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Geschrieben von Terkey235 am 19.05.2014, 11:56 Uhr

Wozu ist ein Gymnasium da? Zum Thema Inklusion.

Ich bin öfter an einem Gymnasium zu Gast, das seit Jahren eine Inklusionsklasse hat. Momentan sind Schülerinnen mit Down-Syndrom im Klassenverband. Die Schule hat ein erprobtes System und eine tolle I-Helferin. Da klappt das sehr gut, wobei klar ist, dass die I-Kinder nicht auf gleichem Level leistungsfähig sind wie der Rest der Klasse.
Wenn es ein pädagogisches Konzept und gut geschultes und ausreichendes Personal gibt, kann Inklusion funktionieren.

Ganz anders sehe ich es momentan im Schulalltag. Beruflich habe ich z.B. viel im Land Niedersachsen zu tun und sehe auch sonst viele, viele Schulen jedes Jahr. In Niedersachsen, das ohnehin Schlusslicht in diesem Bereich ist, wurde von jetzt auf gleich die Inklusion eingeführt. Es gehen keine neuen Kinder an die Förderschulen, die Förderschullehrkräfte sind an Grundschulen abgeordnet worden.
Ich komme nun in Klassen an Oberschulen (Haupt- und Realschulen wurden aufgelöst, es gibt nur noch Oberschulen und Gymnasien), in denen 30 Kinder sitzen, von denen z.B. 5 I-Kinder sind, die eigentlich als nicht beschulbar gelten.
Die Lehrkräfte haben im besten Fall eine Fortbildung genossen, oft aber eben auch noch nicht. Es gibt kein einheitliches didaktisches Konzept, kaum Vorgaben, gar keine Erfahrungswerte.
Ich finde Inklusion grundsätzlich eine gute Idee. So wie sie momentan durchgeführt wird, gibt es aber nur Verlierer: Die Lehrkräfte haben sehr viel damit zu tun, die Probleme der I-Kinder aufzufangen. Die I-Kinder sind nicht mehr in ihren kuscheligen Kleingruppen, sondern müssen sich unter Klassenstärken von eben 30 anderen Kids behaupten. Sie fallen auf, sind weniger leistungsfähig. Die anderen Kinder sind oft genervt.
Das liegt aus meiner Sicht eben vor allem daran, dass einfach weitergemacht wird wie vorher. Und das kann nicht funktionieren.

Auch ich stoße mit meinen bewährten Konzepten an meine Grenzen, das gebe ich offen zu. Ich bin keine Sonderpädagogin. Habe zwar viel Erfahrung mit der Arbeit an Förderschulen, aber da ist mein Programm entsprechend darauf ausgerichtet, ausschließlich mit Kindern im Förderbedarf zu arbeiten.
Nun muss ich alle auf einmal abholen: die Verhaltensauffälligen, die Starken und die Mittelmäßigen, die ohnehin leicht untergehen. Der Unterschied zu vorher ist beachtlich, das ist sehr stark spürbar.

Wir im Team möchten da gerne ansetzen, uns fundiert fortbilden und unsere Angebote anpassen. Nur: Es gibt niemanden, der unseren Bereich fortbildet. Das müssen wir schon selbst tun. Irgendwie.

Ich hoffe inständig, dass es bald gewisse Standards gibt. So lange das nicht passiert, wird diese Generation Schülerschaft am Ende zu den Verlierern gehören.

Gruß, terkey

 
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