Bitte noch ein Baby

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Geschrieben von Charly0815 am 14.04.2014, 9:26 Uhr

ein Pflege kind aufnehmen bedeutet egoistisch zu sein?!

Hallo,

Du steckst da in einer schwierigen Situation. Klar, dass Du Deine Familie nicht verstehst, ist auch schwer nachvollziehbar, aber ich würde gerne versuchen Dir zu erklären, worum es denen geht:
Ein Pflegekind ist ein Kind mit Vergangenheit. Üblicherweise kommen Kinder nicht in Pflegefamilien, weil es in der leiblichen Familie alles so gut läuft, das darf man nicht vergessen. Und dieser Aspekt bleibt ein Leben lang bestehen. Und Pflegekinder dürfen nicht immer in den Pflegefamilien bleiben. Irgendwann kann irgendjemand kommen, der 'Anspruch' auf dieses Kind erhebt und dann wird es aus der Familie rausgenommen. Das tut weh! Gerade, weil man sein Herz auch an diese Kinder hängt und sie genausosehr liebt, wie die leiblichen Kinder.
Ich bin mit einer Adoptivschwester aufgewachsen, die erst einige Jahre Pflegekind in meiner Familie war. Meine Mutter denkt noch heute mit Grausen an die vielen Stunden, die sie am Bett meiner Schwester stand, vor Augen das Horrorszenario, dass die leibliche Mutter, der Vater oder andere Verwandte das Kind 'zurückhaben' wollen könnten. Eigentlich war eine Adoption am Anfang nicht direkt geplant, aber meine Schwester schlief nur ein, wenn meine Mutter in der Nähe war. Obwohl sie erst 10 Tage alt war, als sie in unsere Familie kam, schien sie bereits vor der Geburt gespürt zu haben, dass sie nicht 'erwünscht' war und meine Mutter war vielleicht die erste Konstante in ihrem Leben bei der sie spürte, dass sie sich darauf verlassen konnte. Meine Großeltern lehnten meine Schwester zu Beginn ab und meine Mutter reagierte mit ebensoviel Unverständnis und Verletzheit wie Du, aber in Wahrheit versuchte inbesondere mein Opa nur, sich selbst zu schützen, er hatte Angst davor das kleine hilflose Wesen ins Herz zu schließen und dann wieder zu verlieren. Als die leiblichen Großeltern meine Mutter mal um ein Foto meiner Schwester baten und ein Geschenk schickten, suchte meine Mutter das allerhässlichste Bild heraus, das sie finden konnte, ließ es vergrößern und sandte den Leuten dieses Foto. Sie haben sich nie mehr gemeldet, darüber lacht meine Mutter heute, nach dreißig Jahren noch und beglückwünscht sich dazu, dass sie dieses wenig gelungene Bild nicht direkt entsorgt hatte... Nach drei Jahren kam die erlösende Nachricht, dass meine Schwester zur Adoption freigegeben war und selbstverständlich hatten meine Eltern dann das erste Recht sie zu adoptieren, was sie auch so schnell wie möglich taten. Nichtsdestotrotz musste und muss meine Schwester, bist heute, in jeder Lebenssituation mit den Umständen ihrer Herkunft neu umgehen lernen. Das war und ist nicht immer leicht...
Ich finde Deinen Plan gut und sehr mutig. Ich drücke Dir die Daumen, dass Eure Geschichte ebenfalls ein Happy-End hat, wie unsere und hoffe, Du kannst irgendwann vielleicht zumindest ein bisschen verstehen, wie Deine Familie sich fühlt.
Alles Gute!

 
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