Rund um die Erziehung

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Geschrieben von AllesOK am 10.04.2007, 10:41 Uhr

Erfahrungsbericht....

Hatte am WoEnde ein sehr interessantes Gespräch mit einem weitläufigen Bekannten meiner Schwester. Er ist knapp 40 Jahre.

Seine Geschichte:

Angefangen im Kindergarten. Er wollte nicht gehen, also ging er sehr unregelmäßig und blieb oft daheim.

Grundschule: Am Anfang gings noch, dann wollte er nicht mehr dahin. Prompt gings auf eine andere Schule, da musste er lernen, wollte er nicht. Damals gabs noch nicht so viel Auswahl, also zurück auf die alte Schule. Es ging mehr schlecht als recht.

Dann kam er aufs Gymnasium. Er war ein cleverer Bursche und hatte ohne zu lernen eigentlich immer gute Noten (zwischen 1-2). Hätte locker das Abi geschafft, ABER es hat ihm nicht gefallen, zuviel Druck, also runter auf die Realschule. Dort hat er sich ständig mit den Lehrern angelegt, so dass es soweit kam, dass man ihn der Schule verwies.

Dann kam er in eine Schule, in der man keinen Druck bekam und nicht lernen musste, wenn man nicht wollte. Also lernten auch kaum welche seiner Mitschüler und er auch wieder nicht. Außerdem wurde alles erstmal ausdiskutiert. Ende vom Lied: Nur ca. 25 % der Schüler machten einen Abschluss. Er hatte dann den Quali. (Zur Erinnerung: Er hatte das Zeug um das Abi zu machen!)

Weiter gings in der Lehre. Er hatte eine gute Stelle (Kunstschlosser), musste auch verschiedene Aufgaben übernehmen. Dann mußte er als "Stift" halt auch mal Getränke und Brotzeit vom Supermarkt holen. Das machte er 1x, dann ging er zum Meister und sagte: So geht das nicht, das müssen wir erstmal ausdiskutieren...! Der Meister diskutierte nicht und entließ ihn nach ca. 2 Monaten. Er war nicht teamfähig und wollte auch nicht lernen! Zuviel Druck!

Ende vom Lied:
Er jobbte mal hier und mal da, wenn zuviel Druck kam, ging man wieder.
Heute ist er Lagerleiter in einem Betrieb, dümeplt vor sich hin und ist total unzufrieden, hat aber auch nicht den Auftrieb, nochmal was Neues zu machen, denn da hätte er ja "Druck von oben" und das geht gar nicht.

Heute sagt er, er würde das bei seinen Kindern nie machen! Er gibt seiner Mutter viel Mitschuld, die immer machte, was er sagte und wollte. Er hätte sich mehr Autorität von seiner Mutter gewünscht und dass sie ihm gesagt hätte, was er machen soll. Zur damaligen Zeit war das toll, dass er alles bestimmen durfte, aber im Nachhinein eben nicht.

Ich hab ihm dann von den Diskussion hier über E und NE erzählt. Er meinte dann, tja, so wars bei mir auch.

Ich fand das Gespräch mit ihm sehr bedrückend und traurig. Da ist er ein gestandener Mann, aber im Inneren dann doch nicht.

Grüsse, Sonja

 
10 Antworten:

Aber wer gibt eine Garantie

Antwort von Kida am 10.04.2007, 11:05 Uhr

das es mit mehr Autorität und Druck besser gegangen wäre?

Ich bin jetzt keine NE,taste mich aber immer mehr ans Thema ran,und lasse meine Kinder soviel wie möglich mit zu entscheiden.

Meine 2. Tochter ist auch nicht gern in den Kindergarten gegangen,und ich hab sie oft hier zuhause gelassen,na und?
In der Schule darf sie inzwischen als einziges Kind der Klasse ihr Lerntempo frei bestimmen.
Meine grosse Tochter entscheidet auch frei,was sie für die Schule tut,und komischerweise ist sie eine glänzende Schülerin.
Beide gehen absolut gerne in die Regelschule,und lernen freiwillig.,meist mehr als aufgegeben.
Nächstes Jahr steht das katholische Gymnasium an,ebenfalls selbst ausgesucht.

Was hätte ich da mit Druck erreichen wollen?

Kiki

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fehler?

Antwort von miebop am 10.04.2007, 11:08 Uhr

meinst wirklich er war NE? wie hast du ihm denn NE definiert? denn -es kommt ja doch oft vor, dass die definition falsch aufgefasst wird, im sinne von "tun und lassen was man will".


mir fallen nämlich diverse unstimmigkeiten in deinem text auf. die beiden gröbsten einmal herausgeschrieben:

"Er gibt seiner Mutter viel Mitschuld, die immer machte, was er sagte und wollte. Er hätte sich mehr Autorität von seiner Mutter gewünscht und dass sie ihm gesagt hätte, was er machen soll."

das heißt, er hatte keinen halt in seiner mutter. so wie´s klingt, haben sie nicht zusammen nach einer lösung gesucht, sondern sind nur mehr oder weniger orientierungslos getaumelt. das ist nicht NE, denn da sind die eltern -wenn die jugendlichen es wollen- als gesprächspartner und problemberater intensiv beteiligt.


und das auch nicht:

"So geht das nicht, das müssen wir erstmal ausdiskutieren...!"

ich bin NE und bin bei dingen, die ich mir als ziel gesteckt habe, immer mit großer konsequenz und zielstrebigkeit vorgegangen. das ist eigentlich sehr typisch für NEs. passt also auch nicht auf deinen bekannten, ein weiteres indiz für seine nicht-NE-biographie.


als gegenbiographie: ich war ein wirklichs NE-kind und hab abi, studium und akademikerkarrier, trotzdem die schule schlecht war -weil ich es mir als ziel gesetzt hatte und meine eltern mich darin auch mit unkonventionellen mitteln unterstützt haben. interessant, nicht wahr?


lg


ps: anderer denkansatz: auch wenn er "das zeug" zum abitur gehabt hätte -vielleicht wollte er auch einfach nicht? vielleicht meinte er, in einem handwerklichen beruf zufriedener zu sein? dann wäre das eine ebenfalls typische NE-entscheidung gewesen. dann allerdings würde er seiner mutter nicht die schuld geben. passt also auch nicht.

pps: vielleicht schreibst du wirklich noch mal die definition von NE, die du deinem bekannten gabst? das wäre jetzt sehr interessant!

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Re: @AllesOK

Antwort von mami06 am 10.04.2007, 13:15 Uhr

Dein Bericht ist sehr interessant und zeigt Parallelen auf zu einem, den ich mal geschrieben hatte über die Erfahrungen meines Vaters. Beruflich hat es ihn nicht so schlimm erwischt, aber privat hat ihm seine Teamunfähigkeit ziemlich die Beine weggerissen.
Ich will jetzt nicht alles wiederholen, aber die Kommentare damals waren dieselben wie heute.

"Natürlich hat ihn seine Mutter NICHT nicht erzogen, sondern eben verwahrlosen lassen oder was auch immer, denn hätte sie die Nicht-Erziehung RICHTIG praktiziert, dann wäre das ja alles nicht passiert."
Bringst du hier Beispiele dafür, daß eine - will mal sagen nicht ausreichend autoritäre oder Konsequente Erziehung fehlgeschlagen ist, dann liegt es nach Meinung vieler NE immer daran, daß Fehler gemacht wurden.

So wird dir jeder Verfechter der einen oder anderen Erziehungsrichtung auseinandersetzen, warum sein Konzept 100%ig Erfolg verspricht, wenn man es nur RICHTIG umsetzt.

Mein Vater hat übrigens eine "harte Hand" oder straffere Führung im Nachhinein auch vermißt und uns daher meiner Meinung nach viel zu autoritär erzogen. Das schlug auch fehl, wenn man sich das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern heute anschaut.

Ich glaube auch an den Mittelweg!

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Bin leider noch nicht zum antworten gekommen, melde mich morgen! Gruß, Sonja o.T.

Antwort von AllesOK am 10.04.2007, 13:21 Uhr

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was heißt eigentlich "das zeug zum abitur"?

Antwort von pittiplatsch80 am 10.04.2007, 13:28 Uhr

das wichtigste,was man dazu braucht,ist ehrgeiz,die fähigkeit,sich selbst zu motivieren und sich ziele zu stecken,an sich zu arbeiten.

das hatte er offensichtlich nicht,also hatte er auch nicht das zeug dazu...
und die "erziehung" der eltern klingt für mich nach "den weg des geringsten widerstandes gehen": ich dneke mal ein ne hätte nach den ursachen gesucht,warum!! ein kind nicht in die schule will,warum es nicht lernen mag etc... und nicht einfach immer auf eine andere schule gesteckt.

lg pitti

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Re: was heißt eigentlich

Antwort von Cosma am 10.04.2007, 13:49 Uhr

Huhu,

also das kann man leider nicht machen: Rückwirkend Theorien bestätigen, wo so viele Variablen mit reinspielen.

Sorry, das sagt wirklich gar nichts aus.

Cosma

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wenn du an den Mittelweg glaubst,...

Antwort von SusanneZ am 10.04.2007, 21:24 Uhr

...dann bist du bei NE genau richtig ;-)

Verstehe nicht wo du den Zusammenhang siehst zwischen NE und TeamUNfähigkeit. Gerade bei NE geht es um Wahrung eigener und Nichtübertretung anderer ihrer Grenzen. Es wird schon im Elternhaus nichts von oben herab bestimmt (es sei denn es sind äußere zwingende Grenzen da oder persönliche Grenzen werden verletzt), sondern GEMEINSAM nach einer Lösung gesucht. Wie kann das zu Teamunfähigkeit deiner Meinung nach führen?

LG

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Re: Erfahrungsbericht....

Antwort von AllesOK am 11.04.2007, 8:02 Uhr

Guten Morgen,

ich hatte mal gelesen, dass bei NE die Kinder die Schule raussuchen können und bei Nichtgefallen die Schule wechseln. Auch das Nicht-Lernen-Müssen ist ein Aspekt der NE. Natürlich hat seine Mutter nach den Ursachen gesucht und er hatte jederzeit eine Erklärung parat. Er wäre heute jedoch froh gewesen, wenn seine Mutter ihm gegenüber mehr Durchsetzungsvermögen gezeigt hätte.


Dieser Bericht ist natürlich nicht das Maß der Dinge, aber ich glaube, es zeigt doch, dass MANCHE Kinder und Jugendliche gewisse Entscheidungen einfach nicht selbst treffen können und froh sind, wenn ihnen diese abgenommen werden. Es gibt starke und labile Kinder, E und NE kann man m.E. nicht auf alle Kinder gleich anwenden.

"Ich bin NE und bin bei Dingen, die ich mir als Ziel gesteckt habe, immer mit großer Konsequenz und Zielstrebigkeit vorgegangen, das ist eigentlich sehr typisch für NEs."?????
Heißt das, Du setzt auch mal mit Konsequenz was durch gegen die Willen Deines Kindes? Dachte das wäre eher untypisch für NE.

Sonja

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nope

Antwort von miebop am 11.04.2007, 12:56 Uhr

hallo,


"Es gibt starke und labile Kinder, E und NE kann man m.E. nicht auf alle Kinder gleich anwenden."


stimmt. manche kinder sind unsicherer -die werden sich dann aber im falle von NE von allein an ihre eltern wenden.


""Ich bin NE und bin bei Dingen, die ich mir als Ziel gesteckt habe, immer mit großer Konsequenz und Zielstrebigkeit vorgegangen, das ist eigentlich sehr typisch für NEs."?????
Heißt das, Du setzt auch mal mit Konsequenz was durch gegen die Willen Deines Kindes? Dachte das wäre eher untypisch für NE."

nein. das bezog sich allein auf ziele, die ich mir für mich gesetzt habe.


lg


ps: wie hast du´s deinem bekannten denn nun definiert?

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Re: Erfahrungsbericht....

Antwort von AllesOK am 11.04.2007, 13:01 Uhr

Ihn interessierte das Thema sehr und wir sind später an den PC und ich habe ihm die Ausführungen u.a. von solelo etc. gezeigt.

Sonja

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