Rund um die Erziehung

Rund um die Erziehung

Fotogalerie

Redaktion

 
Ansicht der Antworten wählen:

Geschrieben von sonne29 am 16.09.2014, 14:31 Uhr

Keine Erziehung?

Ich habe gerade das Buch von Katja Saalfrank gelesen und mich auch über Triple-P und Einfach Eltern informiert.

Kann das gut gehen? Klappt es ohne Erziehung?

Mein Mann ist schon eher so das er denkt die Kinder (1 und 8) müssen Regeln haben und wir sollen ihnen Grenzen setzen.

Der Große ist teilweise echt schwierig und "hört" gar nicht. Tut was er will, tanzt uns sozusagen auf der Nase rum. Aber sollen wir das zulassen?

Wie macht ihr das?

 
22 Antworten:

Re: Keine Erziehung?

Antwort von Steffi528 am 16.09.2014, 16:35 Uhr

Klar definierte, in verständlicher Sprache erklärte und verlässliche Grenzen.
Wenn ein 8 jähriger einen über den Kopf wächst und man sich erst dann mit dem Thema Erziehung befasst, wäre die Hilfe durch eine Erziehungsberatungsstelle meiner Meinung nach hilfreicher, als das Lesen irgendwelcher Erziehungsratgeber.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Keine Erziehung?

Antwort von Johanna3 am 16.09.2014, 17:44 Uhr

Vielleicht ist das Magazin "unterzogen" für dich interessant. Mit unGEzogen hat es nichts zu tun.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Keine Erziehung?

Antwort von Sternspinne am 16.09.2014, 19:23 Uhr

Ist ein bisschen wenig Info zu deinem Sohn.

Aber wenn ich den Namen Katja Saalfrank nur höre, kommt mir das nackte Grausen. Fähnchen immer schön nach dem Wind hängen. Gruselige Person.

Vor einigen Jahren gab es hier viele Diskussionen zum Thema "Nichterziehung". Das ist aber vor allem eine Definitionssache, wie man das Wort begreift.

Für mich ist im Nachhinein (meine Kinder sind jetzt 14, 18 und 20) immer wichtig, dass ich sie behandle, wie ich auch behandelt werden will. Auch wenn es oft in der Situation schwer war und es manchmal für Aussenstehende so aussah, als machten sie, was sie wollten, war es für mich der richtige Weg.

Mir ist es wichtig, nicht dem Kind "irgendwelche" Grenzen zu setzen, sondern erstens, nur wenn es wirklich nötig ist und zweitens, eher meine Grenzen klar zu machen.

Hat natürlich alles nur recht und schlecht funktioniert, aber ich bin mit dem "Ergebnis" sehr zufrieden. Obwohl meine Kinder immer noch diverse Grenzen und Regeln infrage stellen, kommen sie mit sinnvoller Autorität durchaus zurecht.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Keine Erziehung?/@Steffi528

Antwort von kaempferin am 16.09.2014, 21:49 Uhr

"Klar definierte, in verständlicher Sprache erklärte und verlässliche Grenzen.
Wenn ein 8 jähriger einen über den Kopf wächst und man sich erst dann mit dem Thema Erziehung befasst, wäre die Hilfe durch eine Erziehungsberatungsstelle meiner Meinung nach hilfreicher, als das Lesen irgendwelcher Erziehungsratgeber."
Genauso sehe ich das auch und unterschreibe von daher Deinen Beitrag dick und fett! Denn besser hätte man das wirklich nicht schreiben können und damit ist auch alles gesagt und man erspart sich somit das Tippen.

Des Weiteren muss ich auch sagen, dass ich WIRKLICH SEHR, SEHR FROH bin, dass die hanebüchene Sendung "Die Supernanny" seit geraumer Zeit abgeschafft wurde und nicht mehr gesendet wird! Denn das war ja öfters einfach nur fürchterlich und grausamst und manchmal wirklich nicht zum Angucken... !

Fr. Saalfrank hat z.T. zwar super Ansichten, was Kindererziehung anbelangt (KEINE(!!!) körperliche und seelische Gewalt!); dann aber auch total bescheuerte und antiquierte wie z.B. "stille Treppe"/"stiller Stuhl" . Ich habe auch mal in ihrem Erziehungsratgeber quergelesen - und die ist doch auch tatsächlich gegen das Loben in der Erziehung - und da dachte ich, ich lese nicht richtig! Denn nicht loben ist für mich nämlich ebenfalls seelische Gewalt - ohne Wenn und Aber - und darüber gibt es auch gar nichts zu diskutieren!

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Keine Erziehung?

Antwort von DK-Ursel am 16.09.2014, 22:02 Uhr

Hej allesammen!

Kinder ohne Grenzen sind wie Kinder in einemGarten ohne Zaun - sie können nicht richtig spielen,weilsiepausenlos testen müssen,wie weit sie eigentlich gehen dürfen.
Kinder in einem Garten mit Zaun wissen:
Am Zaun ist die Grenze.
und in diesem geschützten Raum entfalten sie ihr Spiel, tun also das, wozu sie leben.

So einfach kann es sein...

Daß diese Grenzen / Zäune immer wieder angepaßt, erweitert oder mit einem (Hinter-)Türchen versehen werden müssen, ist wohl klar.

Gruß Ursel, DK

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Keine Erziehung?

Antwort von Silke11 am 16.09.2014, 22:51 Uhr

Ich erziehe nicht, ich habe immer gesagt, ich erziehe nicht, ich versuche nur mit meinem Kind zu leben. ERziehen - im Sinne von Grenzen setzen, Konsequenzen, Regeln, geregelter Tagesablauf - ist mir viel zu anstrengend. Eigene Grenzen mache ich aber klar, und wenn ich wütend werde, schreie ich auch mal rum, was nicht besser sein mag als Konsequenzen, aber es fühlt sich für mich besser an. Meiner Meinung nach kommt es nur auf eine gute Beziehung zum Kind an und Vorbild und halt manchmal etwas immer wieder sagen (umgangsformen und so).

DAs ERgebnis ist bei meinem - temparamentvollem, eher schwierigem Kind (10 Jahre) - ein umgängliches, gehorsames, vernünftiges Kind, das mir mittlerweile fast nur Freude macht und sich zu benehmen weiß.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Keine Erziehung?

Antwort von Patti1977 am 17.09.2014, 8:05 Uhr

Natürlich gibt es bei uns regeln und Grenzen. Schuhe werden im Flur ausgezogen, schimpfWörter nicht benutzt, jeder hilft im Haushalt. Aber das ist für mich normal und notwendig und bedarfen keiner Bücher etc.

Manchmal ist weniger Theorie besser als zu viel. Also gemeinsam in der Familie schauen. Und ob ihr das Erziehung oder Alltagsregel nennt, ist doch egal. Ohne Grenzen kann man nicht zusammenleben.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Keine Erziehung?

Antwort von sonne29 am 17.09.2014, 13:48 Uhr

ich befasse mich nicht erst jetz mit erziehung aber bin jetzt eben verwirrt durch den ratgeber.
mitm großen hab ich schon immer etwas zu kämpfen. klar gibt es bei uns auch regeln und so. aber ich frage mich eben ob das alles richtig ist.
wie ist denn das bei euch?

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

@kaempferin

Antwort von sonne29 am 17.09.2014, 13:50 Uhr

das mitm Loben hat mich auch sehr erschrocken! Weil es doch eigentlich wichtig ist für ein Kind, es zu loben!

was haltest du von jesper juul? da lese ich acuh gerade ein buch.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

@sternspinne

Antwort von sonne29 am 17.09.2014, 13:53 Uhr

Klar ist es am besten kinder zu behandeln wie man selbst behandelt werden möchte, aber wachsen Kinder einem nicht manchmal über den Kopf? Vor allem wenn man redet und redet, und sie hören einfach nicht auf einen? Man hat das Gefühl man redet mit der Wand?
Ist es da nicht sinnvoll Regeln aufzustellen? Und was tut man bei Regelbruch? Strafen? Wenn ja welche?
Von Gewalt halte ich gar nix und deswegen fand ich das Kapitel in dem Buch auch total gut! ich hab den rest noch nicht ganz gelesen, aber das sie gegen Loben ist fand ich etwas komisch.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

@DK-Ursel

Antwort von sonne29 am 17.09.2014, 13:54 Uhr

Gut beschrieben.
Aber was tut man wenn die Kinder die Grenzen überschreiten oder sich einfach nicht an regeln halten können?

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Keine Erziehung?

Antwort von sonne29 am 17.09.2014, 13:56 Uhr

Es ist echt nicht leicht, den richtigen Weg zu finden. es ist bei uns immer ein auf und ab. Ich schreie auch manchmal rum und dann tuts mir wieder leid, denke mir, hat das jetz sein müssen. aber besser wirds davon auch nicht.
aber denkst du nicht, das ein kind regeln braucht? ohne regeln tut das kind doch was es will?

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: @sternspinne

Antwort von Sternspinne am 17.09.2014, 15:33 Uhr

Ohne es gelesen zu haben, vermute ich zu wissen, wie es gemeint sein könnte. Loben ist wie kritisieren auch, eine Bewertung von einem bestimmten Verhalten oder schlimmer noch, des Kindes an sich.

Das mag wie Haarspalterei klingen, aber ich sehe das ähnlich.
Meine Kinder haben auch auf Lob nie besonder begeistert reagiert und schon gar nicht hätte es sie zu einem bestimmten Verhalten motiviert.

Statt dessen kann ja ein ehrlich gemeintes "das gefällt mir aber gut" gesagt werden. Oder "ich freue mich darüber" oder ähnliches.

Allerdings finde ich, wenn die Haltung dem Kind gegenüber stimmt, werden die Worte auch nicht auf die Goldwaage gelegt.

Deshalb ist es auch so schwierig, Erziehungsfragen theoretisch zu diskutieren. Für mich ist das Verhältnis zu meinen Kinder eine Be-ziehungs, nicht eine Er-ziehungssache.

Klar, läuft es nicht alles rosarot. Aber frag dich doch mal, wie möchtest du als Mensch und Mutter reagieren? Ein Buch könnte mir da nicht weiterhelfen. Da steht ja auch nicht drin, was ich sagen soll, wenn mein Partner gegen die Vereinbarung "verstösst" und den Müll nicht runter bringt.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: @sternspinne - ich stimme dir zu 100% zu!

Antwort von Kräuterzauber am 17.09.2014, 16:48 Uhr

Und das mit dem Loben hast du genau richtig erklärt. Ich lese gerade das Buch "liebe und Eigenständigkeit" von Alfie kohn. Der erklärt das auch.

Außerdem gefällt mir der Spruch, den eine Mutter hier mal gepostet hat:

"Über Erziehung muss man sich keine Gedanken machen. Früher oder später machen einem die Kinder sowieso alles nach."

:-)

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Beispiel?

Antwort von kanja am 17.09.2014, 16:55 Uhr

Hallo,

ich bin seit jeher der Meinung, Erziehung geht gut mit normalem Menschenverstand und viel Liebe. Ratgeber habe ich nicht gebraucht, allerdings finde ich meine Kinder pflegeleicht.

Würdest du mal ein Beispiel nennen, was dein Sohn tut bzw. nicht tut? Und wie du darauf reagierst? Würde mich sehr interessieren.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

@sonne29

Antwort von kaempferin am 17.09.2014, 20:48 Uhr

Danke für Deine Antwort.

Ja, dass die Supernanny gegen das Loben ist, hätte ich auch nicht gedacht. Dann hast Du das wohl auch gelesen?! Und ich muss sogar ganz klar und deutlich sagen, dass ich NICHT(!) und NIE(!) loben genauso oberkacke und zum Kotzen finde wie körperliche Gewalt! Und das ist (für mich) seelische Misshandlung - und die ist oftmals noch viel, viel schlimmer als körperliche Gewalt. Und wie ich in meinem gestrigen Beitrag bereits angemerkt habe, gibt es da auch überhaupt nichts zu beschönigen. Denn wie soll denn ein Kind, welches nicht und nie gelobt wird, ein gesundes Selbstwertgefühl entwickeln?! Und bei den Supernanny-Sendungen fand ich das Anschreien der Eltern (also wie die ihre Kinder - und das oftmals sogar noch vor dem Zubettgehen) noch um einiges schlimmer als das Hauen und Klapsen. - Und zwar so richtig ekelhaft gehässig und lieblos! - Und wie ebenfalls gestern erwähnt, bin ich sooo froooh, dass diese grässliche Sendung endlich abgeschafft wurde und nicht mehr kommt! Sog. "Coaching"-Sendungen - schön und gut, aber müssen mündige Kinder so dermaßen vorgeführt werden?! Die Eltern machten ja da freiwillig mit, denn die sind mündig und können das selbst entscheiden; die Kinder jedoch (noch) nicht.

Ich habe auch eine Bekannte, die ansonsten zwar wirklich in Ordnung ist, ihre Kinder (5 an der Zahl - inzwischen von 11 Jahren aufwärts), auch nicht haut und nicht gehauen hat, aber mit dem Loben hat sie es auch nicht so. Und solch eine Mutter bzw. solche Eltern wollte ich nicht geschenkt haben *MORDSGRUUUSEL*!!! Möchte jetzt aber nicht gegen diese Bekannte wettern, aber ich finde es nun mal echt schrecklich, wenn Leute (ob nun Eltern oder sonst wer) überhaupt nicht - oder viel zu selten - loben können (und dies auch ums Verrecken nicht WOLLEN!).

Jesper Juul habe ich noch nicht gelesen (man kann schließlich nicht alles lesen und es gibt ja gerade heutzutage solch eine Unmenge an Büchern, dass man gar nicht alles lesen KANN!). Weiß aber von anderen, dass seine Bücher bzw. Erziehungsratgeber sehr beliebt sind und somit auch gut sein müssen.
Ich habe jedoch schon in Kloeters Briefe reingelesen bzw. quergelesen - und finde das sehr gut.
Und von daher würde ich das Supernanny-Buch auch nicht kaufen - auch wenn es "nur"(?) wegen der "stillen Treppe"/wegen des "stillen Stuhls" und ganz besonders auch wegen des nicht vorhandenen Plädoyers fürs Loben ist. Ganz ehrlich - ich habe mir gerade von ihrem Buch weitaus mehr versprochen.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: @DK-Ursel

Antwort von DK-Ursel am 17.09.2014, 23:14 Uhr

Hej!

Das komtm auf das Alter der Kinder an.

Kindergartenkinder,die bei uns überdenZaun abhauen woltlen, spielten dann eben nur noch in Hausnähe unter Aufsicht - um beimkonkretenBeispiel zu bleiben.

Kinder, die die Tischregeln nicht grundlegend beachten (mit Essenwerfen, matschen, etc.) haben schnell keinen Teller mehr vor der Nase(man kann auch mit Fingern essen, ohne daß anderen schlecht wird!).

Als eine meiner Töchter die Musikgruppe nachhaltig störte, gingenwir eben, Konzert dito.

Undundund.

GrößereKinderwerden indieRegelgestaltung mehr miteinbezogen - dannhaltensiesichauch besserdaran.
Und sowieso gilt natürlich:
So wenig wie möglich,abersoviel wienötig --- Kinder müssen ab einem verständnisvollenAlterdengrnud derRegelnh einsehen und sich mitdenltern darauf einigen,wie man sich helfen kann, sie einzuhalten - wennesalsoschwierig werdensollte.
und wirEltern helfen ihnen natürlich daei.

D.h. ich erwarte eben nicht von einem Kind, daß es bei einem Familienessen von Anfang bis Ende am Tisch sitzt.
ich nehme für Wartezeiten in der Musikschule Spielzeug (Buch., Malbuch o.ä.) für das Kind mit .
Undundund.

Gruß Ursel, DK

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Beispiel?

Antwort von sonne29 am 20.09.2014, 16:58 Uhr

Naja momentan ist er extrem anstrengend. Ist immer phasenweise. Ich kann sagen was ich will und er hört einfach nicht bis ich dann zum schreien anfange. Das ist schon ziemlich anstrengend

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Plädoyer für Flexibilität; sorry, ziemlich lang

Antwort von sileick am 20.09.2014, 21:54 Uhr

Ich mag das Wort "Erziehung" nicht. Es kommt aus einer Zeit, in der man annahm, dass Kinder potenziell schlecht und böse sind, und dass man ihnen entsprechend "beibringen" muss, es nicht zu sein. Tatsächlich sind Kinder von Natur aus soziale Wesen und lernen in der Gemeinschaft. Schlägt die, schlagen sie auch (dauerhaft, ich meine nicht die Phasen, in denen sie das auch mal ausprobieren), schreit man sie an, lernen sie, das auch zu tun usw.

Das heißt aber nicht, dass es keine Grenzen gibt. Grenzen müssen nicht erfunden werden. Es gibt Grenzen, die die Sicherheit erfordert: Ich hindere mein Kind daran, auf die Straße zu laufen, und wenn ich nicht sicher bin, dass es wirklich hört, muss es an meiner Hand gehen oder auf den Arm. Es gibt Grenzen, die die Gesundheitsvorsorge fordert: Es MUSS Zähne geputzt werden, und Saft gibts (normalerweise) nur in Maßen, nie in einem Fläschchen und auch nur verdünnt. Es gibt Grenzen, die Menschen fordern: Ich brauche nachts Schlaf, um gesund und fit zu bleiben (auch, aber nicht nur für mein Kind), also wird nachts geschlafen, nicht gespielt, nicht gestillt, nicht gegessen etc., sobald das Kind alt und reif genug ist, dass das geht. Ich kann es überhaupt nicht leiden, wenn beim Essen rumgepantscht wird, das verdirbt mir den Spaß am bei uns immer sehr liebevoll gekochten Essen. Ergo ist der Teller weg, wenn das gemacht wird bzw. Kind muss aufstehen und darf nicht mehr weiter essen. Einen Hinweis gibts immer vorher. Im Kindergarten sind viele Menschen zusammen, es kann also nicht immer jedes einzelne Kind sofort "bedient" werden. Also bringe ich meinem Kind, wenn es sich zu Hause darüber beschwert, bei, dass das die Gemeinschaft erfordert und es nicht anders geht. Man muss eben auch mal warten lernen. Bei Bekannten, Verwandten, Freunden herrschen andere Grenzen als bei uns. Es ist eine sozial wichtige Kompetenz, sich darauf einzustellen. Also erkläre ich meinem Kind, dass man bei Familie Schmidt zu Besuch die Wurst eben immer mit Brot isst. Sie kann entscheiden, ob sie das oder keine Wurst möchte. Bei uns zu Hause darf sie gern auch Wurst ohne Brot essen.

Das sind natürliche Grenzen. Keine künstlichen Regeln. Die finde ich so überflüssig wie einen Kropf. Um solche natürlichen Grenzen für mich und meine Familie sicher zu spüren, muss ich, ggf. mit meinem Mann, darüber nachdenken, was uns wichtig ist und wo wir toleranter sein können.

Kinder brauchen meiner Meinung nach keine künstlich erstellten Regeln. Sie brauchen Liebe, Vertrauen, Klarheit im Umgang mit sich selbst und ihnen, Eltern, die ihre eigenen Grenzen gut kennen und auch vermitteln können, gutes Vorleben der Werte, die einem wichtig sind und Geduld.

Was die Ratgeber anbetrifft, so würde ich sehr stark unterscheiden: Es gibt Ratgeber und es gibt Literatur, die sich mit der wissenschaftlichen Forschung zur Entwicklung und Sozialisation etc. von Kindern beschäftigt. Ratgeber, die einem sagen, wie genau man es machen soll, halte ich für problematisch, denn jede Familie ist anders (siehe Grenzen), es gibt keine allgemeingültigen Regeln fürs Begleiten der Kinder in ein eigenständiges Leben.

Literatur auf einem wissenschaftlichen Erkenntnisniveau finde ich durchaus erhellend. Denn: Wir alle sind kulturell geprägt, was Erziehungsdogmen anbetrifft. Wir folgen den Vorurteilen, den Annahmen, den Dogmen unserer VorgängerInnen. Viele dieser Dogmen und Selbstverständlichkeiten sind problematisch, das weiß man heute, und ein Großteil davon ist in der Nazizeit geprägt worden, um einen ganz bestimmten Typ Mensch herbeizuziehen. Dabei meine ich nicht, dass unsere Eltern und Großeltern alle böse Nazis waren, aber sie alle lebten in dieser Zeit und wurden davon geprägt, und nicht immer war der Hintergrund von "Selbstverständlichkeiten" (z.B. Schreien lassen, damit das Kind aufgibt, seine Bedürfnisse zu äußern) so klar als Nazipropaganda zu erkennen. Wenn wir also aus dieser gesellschaftlichen Fehlentwicklung herauskommen wollen, müssen wir uns bilden. Das geht besonders gut durch Fachliteratur.

Ein Beispiel zu Fachliteratur: Winterhoffs Tyrannenbuch wurde vielgelobt, und es klingt auch durchweg logisch, so lange man selbst keine Kinder hat. "Ein Kind hat im zarten Alter noch keine eigenständige Persönlichkeit, es entwickelt sie erst", sagt er sinngemäß. Woher weiß er das? Es gibt keine Studie, die sowas je belegen könnte, wie auch? Es ist eine Annahme, die er sich selbst in den Mund legt, als Experte hat das Gewicht, also wird es von nun an geglaubt. Aber stimmt es denn? Alle Eltern wissen, dass ihre Kinder sehr wohl ganze Persönlichkeiten sind, sie verändern sich, sie entwickeln sich, aber sie haben eine individuelle, einzigartige Persönlichkeit, und das schon im Bauch der Mutter. Stimmt das? Weiß ich nicht, aber es ist meine Überzeugung, ohne Experte zu sein. Beleg für mich sind z.B. die vielen Geschwisterkinder, die so unterschiedlich sind, trotz gleicher Familien. Auch die Hirnforschung bringt schon Hinweise dazu, wenn auch keine BEweise. Also Glaubensfrage.

So muss man sagen, dass Fachliteratur auch nicht unkritisch gelesen werden darf, sondern immer selbst bei sich geschaut werden, ob das den eigenen inneren Wahrheiten und Überzeugungen entspricht. Ich lesen wahnsinnig gerne Fachliteratur, habe auch einige Ratgeber gelesen, aber die haben mich weitgehend ratlos zurückgelassen.

Eine Verwandte warf mir mal vor, als sie kritisierte, dass ich mein Kind so oft stillte, es zu Hause zur Welt brachte und nicht mit 4 Monaten zufütterte, ich würde ja ständig nur Bücher lesen, und warum ich das denn täte, man müsse es doch so machen können. "So" hieß bei ihr, dass die Kinder sehr früh allein im Bettchen schliefen, wenig Körperkontakt hatten, per Flasche mit 7-8 Monaten abgestillt wurden und vorher bereits nach Plan gestillt. Weshalb es dann hieß, sie hätten sich von selbst abgestillt. Man weiß heute, dass sich kein Kind ohne "Nachhilfe" in diesem Alter einfach so von selbst abstillt. Gründe sind die Flasche, der Nuckel, künstliche Stillabstände, d.h. wenn nicht nach Bedarf gestillt wird und zu schnelles Ersetzen von Stillzeiten durch Beikostmahlzeiten. Das sagt die Wissenschaft, und mehr noch, dass Flaschenfütterung erhebliche Nachteile für die Kinder hat, auch über die empfohlenen 6 Monate Vollstillzeit hinaus. Nicht umsonst empfiehlt die WHO, dass ALLE Kinder MINDESTENS 2 Jahre gestillt werden sollen (was nachweislich zu erheblich sinkenden Kosten im Gesundheitssystem führt, weil die Kinder dann insgesamt gesünder sind) und darüber hinaus, so lange es Mutter und Kind wollen.

Aber diese Informationen bekam meine Verwandte im besten Glauben an die Fachkompetenz von der Hebamme, und so machte sie es eben. Sie hat tolle Kinder, natürlich werden sie auch so groß, und es ist auch ihr nicht vorzuwerfen, aber das mal eben "so" machen unter Ausschluss von Literatur heißt doch, dass man sich auf die Hinweise aus anderen Quellen (Hebamme, Kinderarzt, Großeltern, Bekannte, "das Umfeld" etc.) verlässt. Die aber sind eben - da schließt sich der Kreis - wiederum vielfach geprägt von Irrtümern und Fehlentwicklungen der Vergangenheit - genau wie von deren wertvollen hilfreichen Erfahrungen. Man muss also auch hier sondieren. Ich habe damals lange darüber nachgedacht, warum mich diese Bemerkung meiner Verwandten so störte, und kam darauf, dass das Problem war, ich hatte kein Vertrauen in mein Bauchgefühl, meinen Instinkt, weil das, was ich bis dahin aufgrund meiner gesellschaftlichen Vorprägung glaubte (Kind muss im eigenen Bett schlafen, Stillabstände müssen eingehalten werden, Baby muss sofort lernen nicht immer gleich dranzukommen usw.) einfach nicht funktionierte und zugleich all meinen Instinkten widersprach. Ich MUSSTE also andere Wege suchen. Lesen hat mir dabei die Augen geöffnet.

Ich meine, jede Frau, jeder Mann, jede Familie muss ihren Weg suchen, der am besten zu ihnen passt. Der Weg ist nicht immer derselbe. Menschen sind verschieden, und das ist gut so. Die einen lesen viel, und das hilft ihnen, Wege aus naturgemäßen "Erziehungskrisen" zu finden, die anderen verlassen sich auf Ärzte, Hebammen, Stillberaterinnen, Ratgeber, Großeltern, Freunde etc. So lange der Weg für sie jeweils als Familie, also Eltern und alle Kinder) gut ist, ist alles fein. Ein Optimum gibt eh nie. Wir sind alle nur Menschen, Perfektion ist keine menschliche Eigenschaft.

Sorry, das war jetzt echt lang, aber es macht mich immer unuhig, wenn so pauschal bestimmte Wege zum Ziel ausgeschlossen werden (Ratgeber, Fachbücher etc.), weil man das ja angeblich nicht braucht. Dafür prägt einen dann doch unbewusst das Fernsehprogramm, der Haufen von Zeitschriften und Werbung, dem man täglich ausgesetzt ist) und das, was die Gesellschaft macht. Das sind auch Ratgeber. Man muss sich dessen bewusst sein.

Wenn also für Euch TripleP ein Weg ist, der funktioniert und sich gut anfühlt, dann ist das doch gut. Wenn bestimmte Aspekte dieses Weges Euch nicht zusagen, vielleicht aber doch andere, und die, die Euch Bauchgrummeln verursachen, lasst Ihr eben weg. Beispiel "Auszeit", ist ja umstritten. Man muss sich aus allem im Leben das raussuchen, was zu einem passt.

LG und alles Gute auf Eurem Weg!

Sileick

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Plädoyer für Flexibilität; sorry, ziemlich lang

Antwort von sonne29 am 21.09.2014, 12:39 Uhr

Hallo Sileick,

Wow, du hast jetz echt viel geschrieben. Und ich finde es gut das du hier deine Meinung so vertrittst.
Das von deiner Verwandten finde ich auch nicht besonders gut. Ich stille mein Baby auch nach Bedarf und es schläft neben mir im Bett. Beim Großen hab ich mich auch noch viel von außen beeinflussen lassen und so, aber beim kleinen jetz mach ich mehr nach Gefühl.
Aber der Große wächst mir momentan einfach übern Kopf, weil er meint er kann tun was er will und macht das dann auch. Egal was ich sage. Fühle mich echt sehr hilflos momentan. :(

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

das war leider keins

Antwort von kanja am 21.09.2014, 13:58 Uhr

Hallo noch mal,

gerne hätte ich ein konkretes Beispiel gehabt. So ist das irgendwie schwammig und man kann dir schlecht raten, wie du irgendwas anders machen kannst. Weil man ja gar nicht weiß, WIE du es machst ....

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Plädoyer für Flexibilität; sorry, ziemlich lang

Antwort von sileick am 21.09.2014, 15:42 Uhr

Ich verstehe Deine Probleme. Ich glaube, es gibt immer mal wieder solche Phasen im Leben der Kinder, die auch wieder vergehen, wenn man nicht panisch wird und innerlich durchdreht. Wenn sonst alles gut läuft und die Beziehung zu ihm stimmt, kannst Du ihm immer wieder nur Deine Grenzen aufzeigen und deutlich machen, dass Du sein Verhalten Mist findest. Du kannst natürlich auch mal Dinge nicht machen, die er möchte, um ihm exemplarisch zu zeigen, wie sich das anfühlt. Damit wäre ich aber sparsam. Schreien hat meiner Meinung nach überhaupt keinen Effekt, höchstens den, dass das Kind diese interessante Reaktion noch mal mehr erforschen möchte.

Ein wunderbares Buch, das ich empfehlen kann, ist von Alfie Kohn: "Liebe und Eigenständigkeit". Die Lektüre von Jesper Juul fand ich auch sehr hilfreich. Beide geben keine expliziten Ratschläge, sondern sie geben grundsätzliche Gedanken in den Raum, die helfen, den eigenen Standpunkt besser zu finden.

Man muss immer wieder neu um die richtigen Wege ringen, das bleibt niemandem erspart.

Ich finde immer ganz wichtig, ob das Kind sich woanders angemessen verhält. Dann nämlich bist Du nur Trainingsobjekt, aber die Grundsätze hat Kind verstanden und kann sie anwenden.

Was ich hilfreich fand, war die Erkenntnis, dass sogenanntes inkonsequentes Verhalten nicht zwangsläufig in die Katastrophe führt, sondern auch menschlich ist und die Kinder das gut wechseln können, wenns sonst stimmt. Also wenn Du mal einen Tag nicht schaffst, durchzusetzen, was Dir wichtig ist, bricht die Welt davon nicht zusammen. Dein Kind bekommt in jedem Falle signalisiert, dass Du mit einem bestimmten Verhalten nicht einverstanden bist.

Ich hab das oft in der Schule erlebt, wenn die Klassen, hat man sie ganz neu, komplett überdrehen. Dann geht man mit einem unheimlich schlechten Gefühl nach Hause und denkt, das kriegt man nie wieder hin, sie wissen nun ja, dass sie das so machen können, aber das ist Quatsch. Es zählt, dass man langfristig Werte vermittelt. Am nächsten Tag haben die lieben Schüler das Desaster des Vortages schon vergessen, und nach ein paar Monaten kann man super arbeiten.

Ergo: Ruhe bewahren, sich selbst bewusst werden, was Dir richtig wichtig ist und das leben und dazu stehen.

Alles Gute!

LG Sileick

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Ähnliche Fragen

Ähnliche Beiträge im Forum Rund um die Erziehung:

Bücher zur Erziehung - eure Tipps?

Ich wollte mal in ein paar "Ratgeber" reinschnuppern und hüpfe gleich in der Bibliothek vorbei. "Das kompetente Kind" wollte ich mitnehmen, davon schreiben ja hier einige, und im Buchhandel hatte ich kürzlich "Jedes Kind kann Regeln lernen" in der Hand. Da bin ich etwas ...

von Tinchenbinchen 04.08.2014

Frage und Antworten lesen

Stichwort: Erziehung

Erziehung eines 1jährigen.

Hi, ich hoffe, ihr könnt mir helfen... Im Grunde ist mein Problem nicht sonderlich schlimm. Ich möchte nur, dass ich rechtzeitig mit Erziehung anfange bevor der Kleine irgendwann vielleicht gar nicht mehr hört. Also, er ist nun fast 1 Jahr alt. Er krabbelt ganz ...

von Mausi1 20.07.2014

Frage und Antworten lesen

Stichwort: Erziehung

Gewaltfreie Erziehung

Hallo, gestern habe ich mir mit meiner Tochter eine Folge von Pumuckl angesehen (Pumuckl macht Ferien) und bin ehrlich gesagt etwas schockiert darüber, wie selbstverständlich dort Gewalt gegenüber Kindern angewendet wird. Da werden 2 Jungen von der Mutter wiederholt an den ...

von Oktaevlein 15.06.2014

Frage und Antworten lesen

Stichwort: Erziehung

Bücher über Erziehung gesucht! :)

Hi. Mein Mann und ich versuchen, unsere Kinder gerecht und ohne Gewalt aufzubringen. Das heisst (u.A.), wir reden viel über Gefühle und versuchen, uns die Situation anzusehen, anstatt den Wutanfall vom Kind. Das Problem ist, das ich nicht so erzogen worden bin, und daher ...

von Tere08 31.05.2014

Frage und Antworten lesen

Stichwort: Erziehung

Erziehungsfehler?

Guten morgen ich habe einen sohn. Luca 2 jahre. Ich weiß nicht ob nur ich das so sehe das ich etwas falsch mache. Hier ein paar Beispiele: Alleine schlafen funktionierte noch nie egal was ich versucht habe er will immer das ich daneben liege. Er braucht dann meistens ...

von Ela1987 14.03.2014

Frage und Antworten lesen

Stichwort: Erziehung

Erziehungsberatung

Ich hatte hier vor 2 Wochen geschrieben wg. unserer Tochter, die uns in den Wahnsinn treibt. Weil ich hier so tolle Antworten bekam und sich hier viele Gedanken um uns gemacht haben, möchte ich euch von der heutigen Erziehungsberatung berichten. Weiß nicht, ob die uns ...

von Tanja30 24.02.2014

Frage und Antworten lesen

Stichwort: Erziehung

erziehung angelehnt an pikler, wild,...

wollte mich erkundigen ob es hier eltern gibt die nach rebeca wild bzw emmi pikler die erziehung bzw beziehung bei ihren kinder machen oder gemacht haben suche eltern zum austauschen meine kleine maus ist 6monate alt und ich versuche elemente von emmi pikler ...

von Mi86 11.01.2014

Frage und Antworten lesen

Stichwort: Erziehung

Ein Zimmer für beide als Erziehungshilfe

Mahlzeit und ein friedliches 2014.... Ich bin mit meinem Latein wirklich bald am Ende. Meine beiden Mädchen, 8 und 10 Jahre alt, streiten sich wirklich um und wegen alles!!! Selbst das Öffnen einer Packung Wurstaufschnitt löst Streit und Neid aus. Ich halte es bald nicht ...

von Mamavonzweien 02.01.2014

Frage und Antworten lesen

Stichwort: Erziehung

Erziehung meiner Nachbarn

Hallo zusammen Brauche mal eure Hilfe. Ich bin eigentlich niemand der sich in andere Angelegenheiten einmischt, da wir auch nicht die super Nachbarn sind (meine Mittlere ist hyperaktiv) Jedenfalls sind bei uns Japaner oben dran eingezogen. Wir haben uns gut verstanden, ...

von Carry87 19.10.2013

Frage und Antworten lesen

Stichwort: Erziehung

Wir haben eine andere Auffassung von Erziehung :-(

Mein Mann ist wirklich ein guter Vater, der sich immer um unsere Tochter kümmert. Er macht sie morgens Kita-fertig, nimmt sie mit hin, wickelt und badet sie und bringt sie ins Bett. Alles ohne Aufforderung und Murren. Nur in Sachen Erziehung verstehen wir uns garnicht. Er ...

von Sandri_plus_1 14.10.2013

Frage und Antworten lesen

Stichwort: Erziehung

Die letzten 10 Beiträge
Mobile Ansicht

Impressum Über uns Neutralitätsversprechen Mediadaten Nutzungsbedingungen Datenschutz Forenarchiv

© Copyright 1998-2024 by USMedia.   Alle Rechte vorbehalten.