Rund um die Erziehung

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Geschrieben von wassermann63 am 17.11.2006, 11:33 Uhr

@mamaselio

Hallole :-)

jetzt muss ich einfach mal den Anfang machen mit meiner Suche nach Belegen für eine ganz neue "Erziehungstheorie", die so langsam in meinen GEdanken Gestalt annimmt...

Bis vor wenigen Wochen war ich ja noch überzeugt, dass in der Erziehung oder nicht-Erziehung oder welchem goldenen Mittelweg auch immer das ganz ausschlaggebende Moment die Vorbildfunktion der Eltern ist sowie das NAchahmen der Kinder.

In der letzten Zeit häufen sich aber die Hinweise, dass es nicht um Vorbildfunktion geht, sondern ganz einfach um Vererbung. D.h., dass sich nicht nur der "Grundcharakter", also Sanguiniker, Choleriker etc. vererben, sondern ALLE Elemente, die letztlich die Persönlichkeit und das Wesen des Menschen formen. Und dass diese Vererbung zu soundso viel Prozent auf der mütterlichen, der Ahnen- und Vorahnenschiene und ebenso auf den väterlichen Schiene läuft.

Wenn dem wirklich so sein sollte, so wäre der in einigen Familien vorkommende "Erziehungs-Kampf mit den Kindern" im Grunde genommen der Kampf der Eltern mit sich selbst, also mit den unguten Eigenschaften der Mütter bzw. der Väter.

Was nicht heißt, dass man vor dieser "Vererbung" kapitulieren dürfte. Ganz im Gegenteil. Das hatte ich einmal mit Raphael kurz diskutiert: z.B. mein ganz offensichtlich u.a. von meinem Dad geerbtes "Stimme wortgewaltig erheben" ist absolut kontraproduktiv und ich muss und werde das in den Griff bekommen (auch um den von meiner Mutter geerbten, guten und menschenfreundlichen Eigenschaften noch viel mehr Rechnung tragen zu können). Mein Großer wendet diese Taktik übrigens auch an und auch hier haben wir beide die Chance, diese rhetorische Fähigkeit in ruhigere und somit viel fruchtbarere Gewässer zu leiten... Vererbung hin oder her. Hier muss einfach die Vorbildfunktion vorbildlich funktionieren, sozusagen ;-)

Jetzt mal dein Beispiel als Beleg der Hypothese nehmend, komme ich zu dem Schluss, dass Elio sowieso kein Problemkind ist, sondern lediglich von euch vererbte Verhaltensweisen aufzeigt (deine "Verteidigungstaktik" des BEißens in einem gewissen Alter, die eher egozentrische Haltung deines Mannes, aber auch deine Fähigkeit zur Empathie und zur Selbstanalyse, usw. usw.).

So nach und nach gelange ich außerdem zu der Überzeugung, dass das ganz wesentliche Element für ein behagliches und harmonisches Großwerden die Wahrung des Territoriums des Einzelnen ist. In der Weiterentwicklung des Menschen im Vergleich zum Tier wird unser Territorium nicht nur durch Duftmarken gekennzeichnet, sondern durch Besitz. Das posting von mama heike passt vorzüglich zu dieser These und aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen: das friedliche Zusammenleben meiner Jungs z.b. steht und fällt mit der Wahrung des Besitzes bzw. der "Territorien" im räumlichen Sinne des anderen. Das gilt auch für's Essen - sieht bei uns genauso aus wie bei Heikes Kindern... Ebenso für die Zahnbürste, das Badewannenwasser (entweder beide in die Wanne oder einer nach dem anderen, jeder mit seinem Extra-Wasser...).

Ich für meinen Teil werde es jetzt jedenfalls so machen, dass ich all die Dinge, die mich an den Kleinen nerven, mal ganz objektiv analysiere, um herauszufinden, ob es in Wirklichkeit nicht meine Ticks und die meines Mannes sind, die mir da auf den Keks gehen. Wenn dem so sein sollte, so müsste ich diese Ticks erst mal bei uns selbst ab-, ruhig- oder umstellen und bräuchte mit meinen Kids gar kein Theater mehr zu machen. Schont außerdem meine Stimme *krächz* und meine Nerven ;-)

So, jetzt muss i mal wieder weiterschaffa.

Liebe Grüße
Jacky

 
5 Antworten:

@Jacky

Antwort von mamaselio am 20.11.2006, 5:20 Uhr

Liebe Jacky,

das klingt gut, was du schreibst. Besonders der letzte Abschnitt.

Ich werde mir deinen und mama Heikes Rat der Wahrung des Territroriums zu Herzen nehmen.
Ich habe bereits einige Dinge gekauft, die absofort NUR Elio gehoeren (z. Bps eine Geldboerse, er wollte immer meine und sagt die gehoere ihm. Nun hat er seine eigene und ist sehr gluecklich).
Ich werde von nun an auch das Essen gleichmaessig aufteilen und ihn FRAGEN, ob er moechte, das ich schneide. Hab es bereits probiert und es klappt gut.
Offensicht muss man bei Elio aufpassen, dass man ihn nicht bevormundet. Das ist bei meinem Mann genauso....ich lasse mich viel eher belehren, mag das sogar.

Insofern ist es natuerlich richtig wenn du sagst, dass Vererbung eine grosse Rolle spielt. Ob aber alle Verhaltensweisen tatsaechlich vererbt sind....mhhhh....Ich denke schon, das sie sich vieles abschauen. Ich sehe zum Beispiel, dass mein Sohn die Erzieherin immitiert...
Ich glaube eher an die Vorbildfunktion, nur leider schaffen wir es nicht immer Vorbild zu sein. Im Gegenteil.
Mein Mann ist oft ruppig und kurz ab. Elio ist das auch bisweilen. Er hat sich das eindeutig abgeschaut (er ist an sich ein eher sonniger Cahrakter glaube ich). Nun mag mein Mann es ueberhaupt nicht, wenn Elio ihm ruppig antwortet. Da mein Mann aber nicht genug Intropsektion betreibt, merkt er gar nicht, dass er im Grunde genauso ist. Das sage ich dann und er sieht es ein. Fuer 2 Minuten ist er dann freundlicher, aber er wird wieder in den alten Tonfall zurueckfallen. Nur wirklich sehr selbstkritische Menschen schaffen es, sich von oben zu betrachten. Dazu kann man niemanden zwingen.

Nun zu mir. Mich stoert dieses ruppige Verhalten. Mich stoert es an meinem Mann und an meinem Sohn. Bei meinem Mann kann ich nichts tun (ausser ihn darauf hinweisen). Abstellen kann nur er allein es. Meinen Sohn moechte ich schon lenken...Ein Dilemma, denn eigentlich schreibst du richtig, dass wir ja eigentlich an uns selbst arbeiten muessten (ob nun vererbt oder Vorbild ist doch unterm Strich eigentlich egal, denn in beiden Faellen kaempfen wir -wie du richtig sagst- gegen uns selbst).

Die Erkenntnis, dass das Kind uns eigentlich den Spiegel vorhaelt, hilft aber nicht wirklich. Damit habe ich nur eine theoretische Erkenntnis, aber was ist mit der Praxis? Vorallem was ist mit den ererbten Charakterschwaechen, die nicht von mir kommen? Wie gehst du damit um? Wie versuchst du da dein Kind zu lenken.

Ich moechte nicht, dass mein Kind ruppig ist, weil es ihm das Leben erschwert...finde ich (jetzt schreien bestimmt alle nicht Erzieher laut auf).
Was tun?

Mein Mann hat raffgierige Tendenzen (finde ich), das passt zu seinem Narzismuss, er guckt halt immer, dass es IHM gut geht. Natuerlich "kaempfe" ich also bei Elio jetzt auch irgendwie gegen diese schlechte Eigenschaft meines Mannes. Was tun? Du sagst, an sich selbst arbeiten, aber es geht ja gar nicht um mich und mein Mann wuerde das vehement abstreiten, das sieht er gar nicht (bei Elio sieht er es sehr wohl).

Ich weiss nicht, ob das klar war bzw ob ich dich ueberhaput richtig verstanden habe.

Ich waehle momentan die Mitte: Wahrung des Territoriums und Grenzsetzung. Elio hat gestern nachmittag die Decke im Park fuer sich ganz allein beansprucht. Wir sollten auf dem Gras sitzen. Natuerlich haben wir das nicht gemacht. Elio geriet ausser sich, wurde rot, bekam kaum noch Luft. Ich habe ihm sofort Hilfe angeboten. Habe beruhigend auf ihn eingeredet. Nach etwa 2 Minuten hat er mich Gott sei Dank gewollt udn Trost gesucht. Ich habe ihn gestreichelt und ersteinmal beruhigt. dann haben wir noch einmal besprochen, das wir alle drei auf der Decke ausreichend Platz haben und jeder sein Fleckchen hat. Es ging dann auf einmal...

Lieben Gruss
Christiane

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Re: @Jacky

Antwort von wassermann63 am 20.11.2006, 7:36 Uhr

Hallole :-)

im Grunde genommen erkennen wir ja beide, dass da wirklich was dran ist mit Vorbildfunktion oder Vererbung. Denn eines ist sicher: jeder ist für sich selbst verantworltich, welches (Vor-)"Bild" er abgibt. D.h., Mama kann ja garnicht versuchen, die Vorbildfunktion des Vaters zu übernehmen, sondern kann nur für sich selbst ein gutes Vorbild abgeben.

Im praktischen Fall heißt das: wenn dein Mann nach wie vor kurz und ruppig ist (auch im übertragenen Sinne, was man durchaus auch mit "die verbale Kommunikation des anderen abbeißen" bildlich darstellen kann), dann wird sich nicht viel bei Elio ändern, was genau dieses Verhalten anbelangt. Denn er schaut es sich ja immer wieder ab (ob jetzt abgeschaut oder vererbt ist, wie du auch sagst, genau das gleiche im Endeffekt).

GEnau das Raffgierige. Wenn's DAd vorlebt, kann Mama zwar gegensteuern, immer wieder. Am effektivsten ist aber, dieses Verhalten garnicht erst vorzuleben.

Meine Kids haben Kohldampf ;-) mus mal eben Frühstück vorbereiten.

Liebe Grüße
Jacky

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Re: @mamaselio

Antwort von SusanneZ am 20.11.2006, 7:52 Uhr

Hallo,

die CharakterANLAGEN sind vererbt und die Ausprägungen werden abgeschaut, wobei die Kinder sich sicher das abschauen, was am ehesten zu ihren Anlagen passt. Mag auch sein, dass Elio momentan noch viel immitiert und später ein etwas weniger abgeschautes Bild von sich gibt. Also, sobald sein Verstand einsetzt.

Sprich Elio hat diese gezeigten Züge als Charakteranlagen vererbt bekommen und anscheinend wohl vom Papa - zumindest passen die ihm wohl besser als deine, wenn du das selber nicht so tust ;-)

ABER: Solange er es von einem wesentlichen Vorbild innerhalb der Familie immer wieder vorgelebt bekommt, wird sich da natürlich auch erstmal nichts mindern - es sei denn, sein Verstand findet irgendwann, dass die andere Richtung mehr Vorteile hat. Aber ein echter Typ wie du wird er nicht werden ;-I

Wichtig ist auch, dass du deinem Mann gegenüber auch entgegenwirkst, wenn er dir gegenüber ruppig oder egoistisch ist (und deinen Sohn zumindest im Streitfall verteidigst), da Elio sonst nicht verstehen wird, weshalb ER es NICHT darf und PAPA SCHON. Dementsprechend größer der Rebell, da es offensichtlich ungerecht ist.

Den Fall mit der Decke hast du denke ich gut gelöst. Es ist normal, dass erstmal eine Abwehrreaktion kommt (denn bisher hast du es lockerer gesehen und wie du deinem Mann gegenübertrittst weiß ich nicht), die erstmal heftig ist, um dich umzustimmen. Merken die Kleinen allerdings, dass Mama sie beschwichtigt aber standhaft bei ihrer Entscheidung bleibt ... geht es dann meistens doch ;-) Ohne beschwichtigen (das heißt abwertend nicht ernst nehmend) würde das Einverständnis sicher ausbleiben und evtl. ein erneuter (kleinerer) Tobsuchtanfall ausbrechen.

LG

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Re: @mamaselio

Antwort von mamaselio am 20.11.2006, 8:16 Uhr

Danke Jacky und Susanne,

ich erlaube es grundsaetzlich nicht, wenn mein Mann ruppig ist.

Wenn er zu Elio ruppig ist (gestern bei der Decke kam zum Beispiel: "du bist laecherlich Elio") interveniere ich SOFORT. Ich sage, dass in unserer Familie niemand laecherlich ist und wende mich dann sofort wieder troestend Elio zu.

Wenn mein Mann zu mir ruppig ist, sage ich auch sofort was mir nicht passt. Ich mache das sehr ruhig, aehnlich wie bei Elio. Meistens jedenfalls...

Ich weise auch meinen Mann immer wieder auf seine eigenen Schwaechen hin, wenn er Elio krtisiert. Bsp: Elio bruellt "Wasser". Dann sage ich "Mama, kannst du mir bitte Wasser geben". Elio wiederholt das dann.
Mein Mann meint dann er muesse Elio unbedingt noch stecken, dass er unhoeflich war...Tja und in dem Fall muss ich ihn einfach daran erinnern, dass ER mit seiner Mutter so umspringt (was in Italien nichts ungewoehnliches ist) und Elio sich das in der Vergangenheit vermutlich abgeschaut hat.

Ich versuche also weitestgehend Elio zu zeigen, dass die Regeln innerhalb der Familie fuer alle gelten.

LG
Christiane

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ich nochmal kurz

Antwort von SusanneZ am 20.11.2006, 13:25 Uhr

Habe nochmal nachgedacht und mir ist folgendes zum Thema Vorbild/ Gene aufgefallen:

Ich glaube nicht, dass du an Elios Charakter viel ändern kannst und solltest. Denn mal zwei Beispiele:
- in meiner Französisch-Vorlesung hat eine erzählt, dass in ihrer Familie von über 20 Jahren ein Mädchen aus einem asiatischen Land adoptiert wurde, bereits als sie 3 Monate war. Sie ist dann hier bei ihren Adoptiveltern aufgewachsen und mit der Pubertät hat sie die gleiche Kommunikationsart angenommen wie die Menschen in ihrem Heimatland. Der Mutter war es aufgefallen als sie das erste mal einen Film über dieses Land gesehen hatte. Das Mädchen hatte also nie Vorbilder in selber Hinsicht, aber in der Pubertät hat sie zu ihren Wurzeln (den Genen) gefunden ;-)
- ich selbst wurde mit 1,5 J. adoptiert und hatte als Erwachsener 3mal telefonischen Kontakt zu meiner leiblichen Mutter; mir war sofort aufgefallen, dass sie genauso energisch sein kann wie ich :-) und meine Adopt.eltern sind definitiv nicht so - dafür anderes, wie ich wiederum weniger bin

Was lehrt mich das im Endeffekt. Das Vorbild wirkt nur dort, wo nicht sowieso schon die Erbanlagen in eine andere Richtung ausgeprägt sind. Man kann also nur bedingt steuern.

Akzeptiere, dass Elio so ist wie er ist. Und auch er ist ein feiner Kerl, deinen Mann hast du ja sicher auch geheiratet, weil er tolle Seiten hat. Das einzige, was Elio lernen sollte, ist angebracht mit seinen Eigenschaften (in Summe Charakter) umzugehen und zwar so, dass er die Grenzen anderer nicht verletzt. Wenn du also gern was anderes möchtest als er, dann solltest du ihm verständlich machen, dass er dann schon Kompromisse schließen muss. Die Zeit wird gute Resultate bringen, wenn du das konsequent und liebevoll angehst.

Im Grunde genommen entstehen unsere Laster doch durch Erziehung, weil man uns in einer andere Richtung gezogen hat als wir eigentlich genetisch vorprogrammiert waren. Wir haben einfach nur gelernt, dass wir anders falsch sind. Somit versuchen wir uns auch krampfhaft in der anderen Richtung zu halten und gehen wir zurück in die genetische Richtung, dann wissen wir wieder nicht wie wir mit unserer Anlage samt Ausprägung richtig umgehen - wir sind umso mehr verunsichert. Zudem wurde uns durch das Ziehen ein Stück Selbstwertgefühl und -bewusstsein genommen, was es nicht gerade leichter macht. Was bleibt uns? Schnelle Verunsicherbarkeit ODER der Kampf die erzogene Richtung zu halten mit der ständigen Verunsicherung ob es das wirklich Wert ist ;-)

Fazit: Lass Elio wie er ist und zeige ihm wie er damit am besten umgeht ohne andere zu verletzen oder ihnen im Wege zu stehen. Das ist schwierig, aber ich denke der sinnvollste Weg. Letztlich bleiben wohl nur Kompromisse so wie zwischen dir und deinem Mann - zumindest zeigst du ihm ja auch wo deine Grenzen sind.

LG

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