Partnerschaft - Forum

Partnerschaft - Forum

Fotogalerie

Redaktion

 
Ansicht der Antworten wählen:

Geschrieben von AnjaMitBaby am 10.01.2019, 20:54 Uhr

Gedankenkarussel dreht sich ständig / komme nicht weiter

Ihr Lieben,

heute brauche ich mal Input, Gedankenanstöße oder einfach nur verschiedene Sichtweisen... Entschuldigung, es wird lang!

Ich habe mit meinem Mann zusammen einen 3-Jährigen Sohn. Ich hatte mir sehr ein Kind gewünscht, mein Mann hätte glaube ich gerne noch länger gewartet. Wir hatten damals lange bzw immer mal wieder über Kinderwunsch etc gesprochen, letztendlich waren wir beide damit einverstanden. Ich bin nahezu sofort schwanger geworden, was meinen Mann dann doch sehr geschockt hat. Er tat sich schwer, so schnell Papa zu werden, obwohl er jetzt kein absoluter Jungspund mehr ist :-) Ich war über die Schwangerschaft überglücklich und hab diese sehr genossen, mit Anteilnahme und Unterstützung meines Mannes, aber auch nur wenig echte "Freude" seinerseits.

Unser kleiner Schatz kam dann zur Welt und ich war anfangs sehr überlastet, ich gebe gern zu, auch etwas überfordert. Im Hauptforum gibt es grade ein Thema mit Stillen+Abpumpen und dem daraus resultierenden Stress (z.B. man kann während das Baby schläft nicht auch schlafen sondern muss abpumpen oder Fläschchen auskochen etc. Zu Spitzenzeiten habe ich 45 Minuten lang für 15 ml abgepumpt). Ich habe mich da sehr wieder gefunden, und muss sagen, dass es mir im Nachhinein die Anfangszeit nicht richtig hat genießen lassen. Ganz zu schweigen von meinem Mann, der sich total zurück gezogen hat, mir zwar versucht hat zu helfen, aber dennoch auch hoffnungslos überfordert war. Es war schlimm für ihn, mich so hilflos und ebenfalls überfordert zu sehen. Er konnte auch nicht damit umgehen, wenn der Kleine geweint oder geschrien hat, er hat zwar versucht zu trösten, aber er sagte mal, er kann es absolut nicht ertragen, wenn Babys weinen.

Mein Mann ist eine Person, die über keine Gefühle reden kann und will, er würde am liebsten immer alles mit sich alleine ausmachen, alles ist "sein Problem" und auf keinen Fall darf man darüber ein Wort verlieren.

Irgendwann wurde es mir zu viel, er war immer irgendwie "abwesend", hat kaum gesprochen, wirkte depressiv und ich habe meinen Mann angefleht, endlich "rauszulassen", was sein Problem ist - er konnte mit dem Knirps nicht mehr alleine sein, er ist völlig überfordert mit allem gewesen. Er hat sich sehr lange geweigert, aber dann - endlich - hat er rausgerückt, dass ihm alles zu schnell ging, ich hätte ihn überfordert und überrannt mit meinem Kinderwunsch, jetzt sitzt er da mit Frau und Kind und hätte es lieber anders gehabt. Wir waren zu der Zeit 11 Jahre zusammen. Nach zehn Jahren hat er mir einen Heiratsantrag gemacht. Ich vermute, nur, weil er sonst Angst hatte, dass ich sonst gehe, ich denke, er hätte gar nicht heiraten wollen, aber er hat ja nie drüber geredet (ja, das klingt jetzt etwas verbittert, ist es auch).

Ich bin aus allen Wolken gefallen, ich habe diese Worte so noch nie von ihm gehört - er selbst hatte irgendwann die Verhütung weg gelassen (so wie es "ausgemacht" war), daher dachte ich, es wär ok. Anscheinend aber hatte er nur Angst mich zu verlieren, wenn er meinem Kinderwunsch nicht nachkommt. Manchmal habe ich den Verdacht, er hätte lieber NIE Kinder gehabt, und war zu feige, mir das zu sagen. Eine kinderlose Frau behält man nicht, in dem man sagt "Du, ich weiß du willst Kinder, aber mit mir hast du dazu in hundert Jahren keine Chance". Wobei das tatsächlich sein Problem ist, er ist schließlich erwachsen und bei so einem wichtigen Thema MUSS man den Mund aufmachen - meiner Meinung nach.

Es wurde dann langsam immer besser, Baby schreit natürlich mit zunehmendem Alter weniger, die beiden sind öfter auch mal alleine los gezogen, das hat beiden gut getan. Heute spielen und raufen sie gerne zusammen, Fußball ist sehr beliebt, alles was mit Autos und Fahrzeugen zu tun hat sowieso. Er erklärt ihm gerne, wie etwas funktioniert (da ist er sehr geduldig). Mein Kleiner liebt seinen Papa abgöttisch, das merkt man, und Papa liebt seinen Sohnemann.

Trotzdem habe ich oft das Gefühl, es läuft nur, wenn Kind absolut brav ist und keine Widerworte gibt und nicht meckert. Sollte Kind das "wagen", wird mein Mann manchmal schnell ungeduldig (er kann es absolut nicht leiden, wenn Kind nicht das macht was er sagt) und ich sitze auf heißen Kohlen und warte auf den großen Knall. Trotzdem läuft es rund, es gab zwar mal diesen großen Knall seitens meines Mannes, aber der war meiner Meinung nach berechtigt. Die beiden haben sich auch schnell wieder verstanden. Die beiden wachsen immer mehr zusammen, und ich habe ja schon oft gehört, dass Männer erst mit etwas "größeren" Kindern so richtig was anfangen können (was ja auch ok ist :-))

Manchmal habe ich das Gefühl, dass mein Mann feststeckt. Ich weiß nicht, ob er glücklich ist mit seinem Leben. Ich frage ihn ab und zu, aber er sagt glaube ich nur das, was ich hören will ("ich sag mal lieber, ich wär glücklich, alles andre führt doch nur zu Diskussionen").

Es klingt schon sehr nach Teenie, was ich hier erzähle, allerdings sind wir beide weit über die 20 hinaus (sogar über die 30 :-)) und ich kann selbst kaum glauben, dass die Geschichte so eine Wendung genommen hat. "Eigentlich" würde sich so vieles mit richtiger Aussprache von selbst erledigen, aber dazu sind wir anscheinend beide nicht richtig fähig...


Soweit zur Vorgeschichte. Hier kommt nun mein Problem: Ich denke seit einiger Zeit verstärkt über ein zweites Kind nach. Ich würde mir so sehr wünschen, dass mein Sohn mit einem Geschwisterchen aufwachsen darf, und auch ich fühle mich manchmal "unkomplett" als Familie. An anderen Tagen aber, z.B. wenn Sohnemann einen Zornanfall wegen der falschen Frühstücksflocken hat, denke ich mir: "... und du willst noch ein zweites hier rein ins Chaos bekommen...?!". Ich genieße es auch sehr, viel Zeit für meinen Sohn zu haben, die ich manchmal echt nicht teilen will. Neulich las ich einen Blog über eine "Einzelkind-Mama, die mit Freundin (zwei Kinder) im Freibad war, Fazit: Sie hatte einen entspannten Nachmittag mit Kind, Freundin war über alle Maßen gestresst, weil jedes Kind in eine andere Richtung ist, sie ewig brauchte bis alle Sachen ausgepackt (und am Ende wieder eingepackt waren) etc. pp. Ich denke, das kann sich jeder vorstellen. Ich selbst bin wirklich innerlich zerrissen. Eigentlich denke ich aber, dass die Vorteile alle Nachteile und allen Stress überwiegen würden.

Neulich fragte ich meinen Mann. Er möchte "eigentlich" kein zweites Kind. Er war mit dem ersten so überfordert, die ersten eineinhalb Jahre waren so schlimm, er hat alle seine Kraft gebraucht um nicht wahnsinnig zu werden, und es wird jetzt erst langsam besser. So seine Worte.

Ein echter Schlag für mich - und fürs Kind auch nicht unbedingt toll, wenn es erst mit drei Jahren "so langsam annehmbar" wird (hat Kind natürlich nicht gehört).

Seitdem bin ich völlig hin und her gerissen. Ich denke an kaum etwas anderes mehr, als an: "zweites Kind ja - zweites Kind nein, möchte unbedingt ein zweites - finde es momentan schön so" - es dreht sich ständig das Karussel im Kopf!

Mein Mann hat mir die Antwort gegeben. Jetzt weiß ich nicht, wie ich damit klar kommen soll. Meine Mama meint oft zu mir, ich solle doch mal "nachlegen", ich will doch meinen Sohn nicht alleine aufwachsen lassen oder erst wenn er 6 oder 7 ist wieder "von vorne" anfangen..

Sie hat Recht, mir wird der Altersabstand langsam zu groß. Sind ja dann doch wieder zwei Einzelkinder. Was soll ein 8 Jähriger mit nem 2jährigen spielen können?!

Aber selbst wenn ich nun entgegen aller Verhütungsmaßnahmen schwanger werden sollte, könnte ich mich nicht freuen, weil es wohl das Aus für meine Ehe bedeuten würde. Mein Mann wäre wieder völlig überfordert (man kann ihm auch nicht klar machen, dass man beim Zweiten bei vielem lässiger ist, er hat nur die "Horrorzeit" vom ersten im Kopf!), ich müsste ständig aufpassen, ihm kein schreiendes Kind zu geben... später dann, wenn beide größer sind, wäre er vom Lärm und vom Spielen bestimmt oft genervt, würde sicher keine Ausflüge machen wollen, weil er sich in unserer Familie nicht wohl fühlt etc. Ich beneide die Familien, die gut gelaunt am Wochenende mit zwei Kids in den Zoo fahren und dann auch noch Spaß dabei haben :-)
Das ist bei uns momentan zwar auch so, aber eben nur mit einem Kind. Mein Mann macht gerne mit uns Ausflüge, aber halt nur, solange es mit einem Kind noch recht unkompliziert ist.

Andererseits (und ich glaube, das muss ich ihm mal nochmal richtig klar machen), muss er halt unser eines Kind auch viel mehr bespaßen. An schlecht-Wetter-Sonntagen muss ER (und ich natürlich) halt mit dem Kind spielen, und zwar richtig, und lange, während zwei Kids auch mal zusammen spielen würden und ihm eine Auszeit gönnen könnten. So sind halt immer wir als Eltern als Spielkamerad gefordert.

Manchmal fühlt es sich so an, als ob "oberflächlich" alles gut ist. Wir haben einen guten Alltag, sind eingespielt, machen tolle Ausflüge, bauen Schneemänner, treffen uns mit Freunden, gehen gerne Essen und mit dem Kurzen auf den Spielplatz, können super über Gott und die Welt reden und diskutieren. Aber sobald man etwas "tiefer" geht, über Gefühle oder Beziehung reden will, etwas "ernstes", was uns beide als Paar betreffen würde - das würde glaube ich eine Art Kernschmelze auslösen. Und ich kann auch gar nicht über meine Situation derzeit reden - ich weiß ja anscheinend kaum selbst, was ich will!

Um eines noch ganz deutlich zu machen: Eine Manipulation der Verhütung kommt nicht in Frage. Was nützt es mir, mit aller Kraft ein Kind durchzusetzen und dafür einen depressiven Mann zu bekommen, der von seiner Familie nur überfordert ist.

Und auch das nochmal ganz deutlich: Ich liebe meinen Mann. Ich stehe zu ihm, immer. Er ist ein toller Papa, strenger als ich, aber das ist kein Nachteil. Er kommt manchmal an seine Grenzen, wie jeder Mensch. Er liebt seinen Sohn. Das kam hier im Geschriebenen jetzt etwas zu kurz, weil es etwas ist, was für mich außer Frage steht. Und hier soll ja nur das "Problem" erörtert werden und nicht das Selbstverständliche :-)

Was genau ich mir erhoffe - keine Ahnung. Einfach mal andere Sichtweisen, irgendwas, was mein furchtbares Gedankenkarussel mal unterbrechen kann. Geht so ein Kinderwunsch irgendwann weg?! Ich schaue oft meinen Sohn an und entschuldige mich im Stillen bei ihm, dass ich ihm nicht das bieten kann, was ich mir für ihn wünsche: die Erfahrung, mit Geschwistern aufwachsen zu dürfen (die guten wie die schlechten Erfahrungen). Dass er später mal nicht "allein" ist, wenn Mama und Papa mal nicht mehr sind. Alle Nachteile, die einem halt als Einzelkind so erscheinen :-)

Dieser Zustand kann nicht länger so weitergehen. Bei jeder Freundin, die "ihr Zweites" bekommt, könnte ich heulen, im Alltag gibt es ständig Situationen, die mich mit der Nase darauf stoßen wollen: Guck, zwei Kinder, nur dir ists nicht vergönnt...

Bitte schreibt mal eure Gedanken dazu, oder rückt mir wegen mir auch den Kopf gerade, irgendwas, alles hilft :-)

Danke!
VLG
AmB

 
Unten die bisherigen Antworten. Sie befinden sich in dem Beitrag mit dem grünen Pfeil.
Die letzten 10 Beiträge in Partnerschaft - Forum
Mobile Ansicht

Impressum Über uns Neutralitätsversprechen Mediadaten Nutzungsbedingungen Datenschutz Forenarchiv

© Copyright 1998-2024 by USMedia.   Alle Rechte vorbehalten.