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Geschrieben von +emfut+ am 02.02.2009, 14:33 Uhr

Mamamel

Wißt Ihr, ich habe immer alles "richtig" gemacht. Ich habe mein erstes Kind mit 30 bekommen, da hatte ich nicht nur eine fertige Ausbildung, sondern sogar schon eine Karriere. Erziehungsurlaub hatte ich nicht, stattdessen habe ich die Famile ernährt. Das zweite Kind kam geplant und nach einer längeren Geld-anspar-Phase 5 Jahre später, damit wir (ich) genug Rücklagen haben, damit ich wenigstens ein halbes Jahr zu Hause bleiben kann. Nach einem halben Jahr bin ich wieder voll eingestiegen.

Dann habe ich mich von meinem Mann getrennt. Kein Problem, er war ja sowieso nur ein Kostenfaktor, er hat mehr Geld gekostet, als er reingebracht hat. Aber das war ja nicht schlimm: Wenn ich vier Personen ernähren kann, kann ich drei erst Recht ernähren. Ich konnte mich also prima auf dem "ich habe vorgesorgt und mich nie von jemandem abhängig gemacht"-Kissen ausruhen.

Dann wurde mein Job nach Indien verlagert, ich wurde sehr krank, und meine älteste Tochter auch.
Der Vater hat sich ins Ausland verkrümelt.

Jetzt bin ich die Klischee-Frau: Alleinerziehend und arbeitslos.

Ich bin immer noch krank, wenn auch nicht mehr so schwer krank. Ich verdiene ein bißchen Geld dazu, aber ernähren kann ich uns nicht. Die Krankheit meiner Tochter erzeugt auch höhere Kosten, die man alleine kaum Schultern kann.

Es besteht die Chance, daß ich uns nie wieder komplett ernähren kann. Ich bin zu lange aus dem Beruf raus, um wieder da einzusteigen, wo ich aufgehört habe - mal davon ab, daß ich so einen Job gesundheitlich wahrscheinlich nur noch schwer schaffen würde. In einer niedrigeren Qualifizierung nimmt mich keiner - welcher Chef möchte eine Mitarbeiterin haben, die schon mal mehr verdient hat als er?

Tja, was nun?
Ich habe ALLES richtig gemacht, und bin trotzdem in der Hartz4-Falle gelandet. Ich hätte nicht krank werden dürfen. Ich hätte keine Karriere machen dürfen, denn wenn ich mein Leben als Sachbearbeiterin gefristet hätte, hätte ich jetzt wahrscheinlich sogar bessere Aussichten auf einen Job (nur: Ernähren könnte ich uns in einer Hochpreisstadt wie München so wahrscheinlich auch nicht).

Ich bin schuld, weil alle Hartz4-Empfänger an ihrem Schicksal schuld sind, gelle? Jobs liegen auf der Straße, die 4 Millionen Arbeitslosen sind nur zu doof, sich was zu suchen. Und Lebenspläne werden nie und nimmer vom Schicksal aus der Bahn geworfen.

Möge Euer Weltbild in seiner naiven Schlichtheit niemals wanken.....

Gruß,
Elisabeth.

 
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