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Geschrieben von JuniTwins05 am 02.02.2009, 14:00 Uhr

Wenn Idealogie zur Illusion wird...

...ich finde diese Pauschalisierung hier zum "Wände hochgehen" und so manche Einstellung tatsächlich naiv.... deine Motivation klingt ganz Groß, Blümchen, sicher gut durchdacht, und unheimlich allwissend... und... naiv...

das erdreiste ich mir zu sagen, als 24-jährige, geschiedene Frau mit 3 Kindern...

mit 17 wurde ich (natürlich ungeplant, wenn auch grob fahrlässig in jugendlicher Naivität und ja, ich nenns sogar DOOFHEIT) schwanger und entschied mich mit meinem Partner damals FÜR das Kind. Ich begann 8 Wochen nach dem positiven Schwangerschaftstest meine Ausbildung zur Bürokauffrau, a) weil ich viel Glück hatte, und meine Tochter nach der Geburt mit ins Büro nehmen konnte... zur Schule bin ich zu 99 % ausschließlich zu den Klausuren gegangen, habe mir den Rest mehr autodidaktisch beigebracht. Für solche Phasen konnte ich Babysitter organisieren. und letztenendes b) eben aus dem Grund, von dem du hier sprichst, ich wollte in der Lage sein, mich unabhängig zu versorgen, sollten mein Partner und ich uns trennen. Meine Ausbildung habe ich, sogar mit einem Jahr Verkürzung nach 2 Jahren - trotz Kind - mit guten Leistungen abgeschlossen.

Als ich 18 war, heiratete ich den Vater meiner Tochter... aus eben diesem Grund - weil er der Vater meiner Tochter war, nicht aus großer Liebe, aber ich wollte meiner Tochter eine Familie bieten.

Mein Mann verdiente gut, und es war nicht einmal von Nöten, auf staatliche Hilfe zurück zu greifen. Wir hatten eine Eigentumswohnung, dann bauten wir ein Haus, ich wurde, mit 20, ein 2. mal schwanger - geplant. Ungeplanterweise wurden es Zwillinge... ich blieb erst mal zu Hause, fand es ganz legitim, mich dem Hausfrauenleben hinzugeben, denn ich halte sehr viel von dieser altertümlichen Rollenverteilung... mein Mann verdiente genug, ich sah da kein Problem, ganz für meine Kinder da zu sein, denn dafür habe ich sie ja auch bekommen - nicht um weiter halbtags arbeiten zu gehen, um mich im Falle einer Trennung, woran ich in dem Moment wohl ohnehin am wenigsten dachte, selber versorgen zu können...

Tja, doch mit den Zwillingen kamen die Probleme, arg frühgeborene, dauernd kranke Mehrlinge... wer jemals in der Situation steckte, wird mir nachfühlen können. Manche Ehen wachsen dran, andere, so wie unsere, scheitern...

tja, und dann stand ich allein da, mit einjährigen Zwillingen und einer 4jährigen "Großen"... in arg ländlicher Gegend, in der es so gar nicht gang und gäbe ist, mit Kindern arbeiten zu gehen... in einer ländlichen Gegend, in der Krippenplätze Mangelware sind - ein einfacher Kindergartenplatz ab 3 ein Glückstreffer, ein Platz für u3-jährige einem 6er im Lotto gleichkommt.

Tja, und so kam es, dass ich nach 4 Jahren Jung-Mutter-Dasein endlich das Klischee erfüllte, gegen das ich so angekämpft hatte, das mir jeder Prognostiziert hatte, von dem ich dachte, dass es mich niemals ereilt... ich war Alleinerziehend und Abhängig von Hartz IV...

1,5 Jahr musste ich von Hartz IV leben, habe mich mehrfach beworben, aber um nochmal auf die ländliche Gegend zu sprechen zu kommen, ohne Chance, da neben dem Krippenplatzmangel auch ein akuter Jobmangel herrscht und diese dann jungen Müttern mit DREI Kleinkindern nicht grad hinterher getragen werden... habe allerdings jeden popeligen 400 Euro Job angenommen, mir den Hintern abgerackert, um mit Hartz überhaupt klar zu kommen.

Jetzt lebe ich nicht mehr von Hartz IV - nciht, weil ich endlich einen toll bezahlten Job bekommen hätte, oder weil mein wehrter EX (der im übrigen samt neuer Uschi in unserem 155 qm Eigenheim wohnt) massig Unterhalt bezahlt, nein, weil mein Freund bei mir eingezogen ist und ich jetzt kein ALG II mehr bekomme... und weil ich dank des synergie-Effekts der Kostenteilung (Miete, Auto, Versicherungen) für mich selbst sorgen kann... dennoch ist unbestritten, dass ich mich, obwohl ich mich selbst versorge und keinerlei Geld von meinem Partner annehme, wieder von einem Mann abhängig gemacht habe, denn wenn er wieder auszieht, habe ich zum einen kein Auto mehr, weil ich es allein nicht bezahlen kann, und bin zum anderen wieder darauf angewiesen, Hartz IV zu beziehen, weil ich sonst meine Miete nicht mehr zahlen kann...

Tja, dabei sah alles so vielversprechend aus, gute Ausbildung, gut verdiender Mann, und alles kam ganz anders...

glaub mal nicht, dass ich mir das alles so vorgestellt habe... glaub mal nicht, dass ich das so wollte... und glaub mal nicht, dass es mir egal war, von Hartz IV leben zu müssen, Hilfe von Aussen zu beanspruchen... nein... das war ganz gewiss nicht demütigend....

und wenn ich dann solch großkotzige, allwissende, und allumfassend vorverurteilende Beiträge lese, dann, ja, dann stelle ich eine gewisse Naivität gar nicht in Frage...

aber solch kurzsichtige Menschen werden jetzt sagen: eh klar, minderjährige Mutter... war ja klar, dass das so kommen musste...

Weisst du, manchmal ist es ein Zeichen der Reife, wenn man es schafft, nicht nur von 12 bis Mittag denken zu können, oder um die Ecke denken zu können... aber mancher Horizont ist wohl, eben durch die Glücklichkeit des Unwissend seins beschränkt.

Lieben Gruß,

die gescheiterte Juni!

 
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