Schwanger mit 35 plus

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Geschrieben von 58er am 24.10.2006, 0:27 Uhr

Irgendwoher muss der Irrglaube ja kommen

uli, du hast recht. den aspekt anzusprechen lag mir auch auf der zunge. und mehr noch: als schwangere wird man leider nur allzuoft schubladendenken und fatalen (von interessenseiten gut geplanten und gewinnbringenden) automatismen ausgesetzt. dem sich zu entwinden und immer in sich selber die mitte und wahrheit zu suchen (sorry für die gedrechselten worte, aber so ist es ja), wird einem schwer gemacht. mir, die ich ja mit 40 seinerzeit perfekt in das raster der entsprechenden vorsorge-programme passte, hat der arzt am anfang der schwangerschaft auch einfach eine adresse eines pränataldiagnostikzentrums in meiner stadt in die hand gedrückt: Da gehen Sie mal hin. so wie wenn man mal eben nebenher sein gebiss checken läßt. die beratung in dem zentrum war grottenschlecht. obwohl es bestimmt ein renommiertes zentrum war und ist, wie ich vermute. mit 40 weiss man nun aber zum glück meist schon selber, was man will. insofern haben wir, mein mann und ich, uns immer bloß mit vielsagenden blicken während des von der jungen dame heruntergeleierten, sehr gefühllosen "beratungs"-gesprächs angeschaut. was wir wollten und was nicht, wussten wir vorher selber schon, bzw. ICH wusste es ganz genau (ich wollte ein baby, und ich würde es so annehmen, wie es auf mich zukommen würde). im grunde haben wir das gespräch geleitet, nicht die ratgebende. das fatale an den gesprächen an sich: es wird im prinzp wohl nichts direkt falsches gesagt, aber vieles verschwiegen. und dadurch ist eine echte aufklärung im grunde ja auch schon nicht mehr gegeben. ja, da müssen sich die fachleute und ärzte an die nase greifen: that´s your part, experts.

und zur pränataldiagnostik (inklusive der uns zukünftig noch alle sehr überraschenden genforschung) prinzipiell, womit ich auch auf dein posting, Paula, zurückkomme: sie ist janusköpfig wie praktisch alle errungenschaften in den wissenschaften. sie kann zum wohle und zum unwohle genutzt werden. ich halte es leider u.a. nicht für ausgeschlossen, dass schwangere frauen irgendwann einmal ab irgendeinem alter oder in jedem alter oder mit irgendwelchen potentiellen gendefekten o.ä. gezwungen werden, solche voruntersuchungen machen zu lassen, weil sie dann beispielsweise den versicherungsschutz verlieren können, oder dass z.b. die krankenkassa verlangen kann, dass sich die frau höher versichert, wenn bei der FU oder sonstigen Untersuchungen spätere krankheiten des kindes nicht ausgeschlossen werden können. oder die krankenkassa hat das recht, die frau aus der versicherung zu entlassen, wenn sie sich für das kranke kind entscheidet. Der fantasie zwecks einsparungen und gewinnmaximierung sind da keine grenzen gesetzt. Damit krankenkassen und angegliederte interessengruppen so etwas ohne größere gegenwehr in der öffentlichen gesellschaftlichen debatte machen können, muss sachte und unmerklich vorgearbeitet werden. die ersten anzeichen sind längst da. also u.a. den frauen alleine die schuld zuzuschieben: wenn du schon wissentlich ein krankes kind bekommst, dann schau, wo du bleibst; warum soll die allgemeinheit das zahlen? das wird man zudem einer gesellschaft, in der ein immer größerer anteil gar keine kinder mehr und entsprechend weniger bezug dazu hat, schnell verklickert haben. beispiel alte menschen, wo dieses vorarbeiten ja schon im gange ist: warum soll die allgemeinheit noch ein hüftgelenk für alte ab 80 oder 90 zahlen? das „LOHNT“ sich doch gar nicht mehr. genau so wie sich ja auch behinderte kinder scheinbar nicht LOHNEN… Das sind alles diese typischen debatten mit blick auf die auflösung der mitmenschlichen, solidarischen gemeinschaft. Das macht mir angst. utopisches horrorszenario, was ich mir da einbilde? Ich übertreibe? wer die aktuellen schritte weg von der solidargesellschaft im kleinen wie im großen genau beobachtet und analysiert, wer politische entwicklungen u.a. an gewissen extremen rändern beobachtet, kann eigentlich nichts anderes voraussagen. ziel ist u.a. der genormte, willfährige, versicherungsgerechte mensch, der den meisten gewinn bringt. kranke, alte, schwache, sperrig andersartige, etc. sind da nicht mehr vorgesehen. der druck, um zum thema zurückzukommen, auf die schwangere frau wächst dementsprechend. ich denke, auch in diesen zusammenhängen muss man das thema FU sehen. es ist freilich so vielschichtig, dass ein menschenleben nicht ausreicht, vielleicht nicht einmal hundert menschenleben, um genug darüber zu wissen, nachzudenken oder zu schreiben. schon gar nicht spontan hier im forum in zehn zeilen. aber ich hoffe, ihr versteht, was ich meine. es ist jedenfalls immer gut, ALLES zu hinterfragen, auch und gerade das, was da unter dem deckmäntelchen hilfreicher vorsorge daherkommt. Ich will aber gewiss nicht sämtliche vorsorgeuntersuchungen in bausch und bogen verdammen. Auch ich habe sie, in maßen, genossen und bestimmt nicht zuletzt deshalb in sehr großer ruhe und freude die schwangerschaft erlebt. Aber man sollte niemals die eigenverantwortung für sich und das kind aus den händen geben oder sich gar nehmen lassen, auch von keinem noch so schlauen experten (eine utopie, ich weiss….).

viele grüße von old mama

 
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