Schwanger - wer noch?

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Geschrieben von Joker am 05.11.2003, 18:35 Uhr

Hausgeburt: Einfach zu gefährlich, auch wenn vorher alles stimmt.

Hallo!
Wahrscheinlich werde ich dem ein oder anderen mit meinem Posting auf den Schlips treten. Das nehme ich in Kauf, denn ich möchte Euch aus eigener Erfahrung dringend von einer Hausgeburt abraten.

Eine Hausgeburt wäre für mich sowieso nie in Frage gekommen. Ich habe aber hin und wieder von Hausgeburten gehört und auch von dem Argument "Wenn die Schwangerschaft normal verläuft und es beim Kind bzw. der Kindslage keine Komplikationen gibt, dann kann man das machen!" Na dann, warum nicht?!

Dann kam mein 2. Sohn zur Welt. Die Geburt fand in einer guten Klinik statt. Nach der Erfahrung dieser Geburt würde ich jedem von einer Hausgeburt abraten. Mein Sohn hat sich w ä h r e n d der Geburt nicht richtig gedreht und kam als Sternengucker zur Welt, d. h. er kam mit dem Gesicht nach oben heraus.
Meine Preßwehen dauerten und dauerten, viel länger als bei meinem 1. Sohn und ich hatte auch das Gefühl, daß die Geburt überhaupt nicht vorwärts ging. Ich preßte wie verrückt und es bewirkte überhaupt nichts! Nach ca. 30 - 45 Minuten (vielleicht auch länger) meinte der Arzt, man müsse mir jetzt mit der Saugglocke helfen, weil sonst das Risiko für das Kind zu hoch wäre. Damit klappte es auch Gott sei Dank und mein Sohn kam unbeschadet und völlig gesund zur Welt.

Einen Tag später erklärte mir der Arzt, daß es zu einem Notkaiserschnitt gekommen wäre, wenn er die Saugglocke nicht hätte ansetzen können. Ich wäre nicht mehr weit davon entfernt gewesen. Als ich ihn frage, warum man denn nicht schon vorher hätte feststellen können, daß das Kind in der Sternenguckerlage liegt, meinte er, daß sich diese Lage erst während der Geburt ergibt. Man kann also auch bei den b e s t e n Voraussetzungen nicht ausschließen, daß das Kind während der Geburt eine solche Lage einnimmt. "Bei einer Hausgeburt hätten die Preßwehen bis zu 2 Stunden dauern können", erklärte mir mein Arzt. Das wirklich große Problem dabei ist, daß die Kinder bei einer sehr langen Preßphase, die nicht nur für das Kind sehr anstrengend ist, sondern wo auch viel abgedrückt wird, einen Sauerstoffmangel erleiden können, dies wird bei der Messung des PH-Wertes des Nabelschnurbluts festgestellt. Und das ist gar nicht so selten. Mit anderen Worten: Die Kinder kämen geschädigt zur Welt, weil die Preßphase zu lange dauerte. Mein Arzt sagte, daß diese Geburtslage früher auf den Bauernhöfen berüchtigt waren. Oft hatte man mit der Zange nachhelfen müssen und da man das Kind nicht gut greifen konnte, wäre früher dabei so manche Frau verblutet.

Ich habe noch einen Geburtsbericht hier gelesen, die über die Geburt ihres Sternenguckerkindes schrieb:

"Unser zweiter Sohn kam dann auch zu Hause zur Welt. Er war ein echter Brocken (54cm, 4.580g und 38cm KU, Geburtsdauer erste bis letzte Wehe sechs Stunden) und zudem noch ein Sterngucker, und es bedurfte zweieinhalb Stunden Preßwehen, unzählige Positionswechsel und unglaubliche Anstrengungen beim Pressen, um den Brummer um die Krümmungen des Geburtskanals zu bekommen, aber es hat sich wirklich gelohnt - im KH wäre er mindestens mit Zange oder Glocke geholt worden, da waren sich meine Hebammen einig, während zu Hause die Hebis uns die Zeit ließen, die wir eben brauchten, und uns ohne den überflüssigen Einsatz von Technik zu einem wunderbaren Geburtserlebnis zu verhelfen wußten."

Dies ist leider eine absolut verklärte und falsche Beschönigung einer für das Kind sehr gefährlichen langen Preßphase. In der "Zeit, die wir eben brauchten", hätte das Kind stark geschädigt werden können. Falls die Hebammen überhaupt den PH-Wert gemessen haben und der in Ordnung war, hätte sie einfach verdammt viel Glück gehabt!!! Die Geburt mit Zange oder Saugglocke wäre für das Kind in jedem Fall das geringere Risiko gewesen. Ganz davon abgesehen, ist es mir persönlich ein völliges Rätsel, wie 2 1/2 stündige Preßwehen noch ein schönes Geburtserlebnis sein können.

Also, ich kann Euch nur dringend von einer Hausgeburt abraten. In einem solchen Fall (kommt bei immerhin 5 % aller Geburten vor) ist der Einsatz der Saugglocke ein Segen und bei einer Hausgeburt nicht verfügbar. Auch ein Notkaiserschnitt kann natürlich zuhause nicht durchgeführt werden. Man sollte nicht die moderne Technik, die in vielen Fällen den Menschen hilft, ablehnen und damit das Leben und die Gesundheit Eures Kindes gefährden. Eine Freundin von mir hatte auch ein Kind in Sternenguckerlage. Bei ihr ist sofort ein Kaiserschnitt gemacht worden.

Also: Beurteilt bitte die Sachen vernünftig und verantwortungsvoll und verklärt mit einem an dieser Stelle unangebrachten Romantik.

Alles Gute für Euch und eine schöne Geburt!

Christi

 
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