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Stillen - Tipps, Erfahrungen und Austausch für stillende Mütter

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Geschrieben von März2016 am 12.06.2018, 19:06 Uhr

Eure Meinung?!

Hallo ihr lieben, ich kam heute in einer Situation, die mich zum nachdenken gebracht hat. Deshalb wollte ich gerne hier mal nach einem Meinungsaustausch bitten, wie ihr die Sache seht. Mir ist bewusst, dass hier voraussichtlich die uneingeschränkt positive Meinung über das Stillen herrscht - es ist nun mal ein Stillforum, aber vielleicht kommen ja trotzdem verschiedene Meinungsbilder zusammen. Nun zur Situation:

Leider habe ich eine Blasenentzündung und musste heute zum Arzt. Da ich meine 18 Monate alte Tochter noch stille, bat ich um ein stilltaugliches Antibiotikum. Er klärte mich auf, dass das ein Kompromiss ist, da dieses definitiv nicht das Antibiotikum der ersten Wahl bei Harnwegsentzündungen sei. Er würde vorschlagen, dass ich drei Tage die Milch verwerfe und ein passendes bekäme. Für mich kommt das nicht in frage, da meine Tochter noch relativ viel stillt und vor allem auch zum Einschlafen. Flasche und Schnuller nimmt sie nicht. Im Endeffekt haben wir darüber „diskutiert“, ob es bei einem 18 Monate alten Kind tatsächlich noch so sein sollte, dass die Brust unabdingbar ist. Laut des Arztes wäre das ua der Erziehungsauftrag. Das wiederum sehe ich anders: Erziehung ist für mich auch Sicherheit und Urvertrauen zu geben. Und trotzdem muss ich zugeben: Nein, optimal ist das so natürlich bei einem 18 Monate alten Kind nicht. Es ist ein Stück weit meinerseits auch Bequemlichkeit, weil ich sie so nachts gut beruhigt gekomme und sie nicht weinen muss oder ich rumtragen.
Sie isst nicht besonders gut, genauso wenig schläft sie durch. Aber jetzt frag ich mich: Sind die Probleme vielleicht hausgemacht und sie würde ohne Brust besser essen und schlafen? Nehm ich es eventuell als „Vorwand“, dass ich das Gefühl habe, dass sie es noch bräuchte? Ist es wirklich jetzt schon meine Erziehungsaufgabe, dass sie ohne Brust klar kommt?
Wie seht ihr die Sache? Ich bin gespannt...

 
14 Antworten:

Re: Eure Meinung?!

Antwort von emilie.d. am 12.06.2018, 19:12 Uhr

Ich sage an der Stelle nur noch, dass die WHO ausdrücklich auch für Industrieländer 2 Jahre Stillen empfiehlt. Das ist das absolute Totschlagargument. Hin und wieder glauben Ärzte das nicht, dann sag ich, dass sie das gern in der Declaration of Innocenti nachlesen können.

Seitdem habe ich solche Diskussionen nicht mehr.

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Re: Eure Meinung?!

Antwort von März2016 am 12.06.2018, 19:20 Uhr

Das stimmt! Wobei mir darauf mal ein studierter Arzt (aber befreundet, nicht mir als Patientin) geantwortet hat, dass das an sich stimme, aber die WHO das eben „der Welt“ empfehle, insbesondere weil es in Nicht-Industrie-Ländern durchaus notwendig ist. Hier vor Ort jedoch die Versorgung eine ganz andere sei. Und dass es empfohlen wird, ja, aber nicht so, dass es unabdingbar sei. Nachvollziehen kann ich die Meinung an sich auch.

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Re: Eure Meinung?!

Antwort von März2016 am 12.06.2018, 19:22 Uhr

Sorry, lese jetzt grad erst dass du schreibst ausdrücklich auch für die Industrieländer! Echt? das wusste ich noch nicht! Lese ich gleich mal nach..

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Re: Eure Meinung?!

Antwort von Senseo am 12.06.2018, 21:39 Uhr

Ob ein Kind besser isst, wenn es "muss" - ja natürlich.

Ob man das machen will, muss jede Frau selbst entscheiden.

Ob ein Arzt, der wegen einem Harnwegsinfekt aufgesucht wird, sich in die Stillbeziehung einmischen sollte? Nein?!

Meiner Meinung nach muss er zwar sagen, dass das stillfreundliche Antibiotikum nicht die erste Wahl ist und dich über mögliche Komplikationen aufklären (falls der Keim resistent ist oder ähnliches), aber die Entscheidung triffst du und die hat er (nach einer unvoreingenommenen Aufklärung und falls es für dich vertretbar ist) nicht zu bewerten.

Ich habe meinen ersten Sohn (nur) 11,5 Monate gestillt, falls das was zur Sache tut ;)

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Re: Eure Meinung?!

Antwort von lymue92 am 12.06.2018, 21:49 Uhr

Ich würde sagen, dass es gerade in Industrieländern wichtig ist.

Wir haben ein höheres und vorallem selbstgemachtes Problem mit fettleibigkeit, Diabetes, krebs und Allergien. Und davor schützt langes stillen.

Nährstoffe kann pulvermilch zwar liefern aber keine Antikörper.

Beim stillen geht es auch um mehr als nur Nahrung.

Es fordert die Mutter kind Beziehung und die wird vorbild für alle Beziehungen die wir eingehen.

Ich bin für ein selbstbestimmtes abstillen, wenn die kinder es emotional nicht mehr brauchen. Dafür schiebe ich sogar meinen wunsch nach einem zweiten Kind hinaus. Jetzt ist sie knapp zwei einhalb.

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Re: Eure Meinung?!

Antwort von März2016 am 12.06.2018, 22:21 Uhr

Genau das Gespräch hätte ich vorhin mit meinen Mann. Also inwieweit der Arzt sich tatsächlich einmischen darf.
Ich fand auch bis zu dem Punkt, dass er es für richtig halten würde direkt ein gut geeignetes Antibiotikum zu nehmen und dafür drei Tage die Milch zu verwerfen, noch völlig legitim. Den Kommentar, dass ich auch einen „Erziehungsauftrag“ habe, finde ich schon fraglich, da es nichts zu Sache tut

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Re: Eure Meinung?!

Antwort von März2016 am 12.06.2018, 22:24 Uhr

Genau so sehe ich es auch! Insbesondere der Punkt der Bindung: Das ist der Grund warum ich bisher nicht unter Geschrei, wie viele die ich kenne, auf Biegen und Brechen abgestillt habe.
Und genau wie bei dir; Wir möchten ein zweites, aber aus diversen Gründen nicht bevor ich nicht abgestillt habe.
Würdest du es zur Not auch noch zwei weitere Jahre herausschieben?

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Re: Eure Meinung?!

Antwort von Senseo am 12.06.2018, 23:22 Uhr

Genau so sehe ich es auch! Ab dem Punkt wird er in meinen Augen unprofessionell.

Er kann als Arzt einen Rat abgeben, bezüglich seines Fachbereiches, aber alles andere geht ihn erst dann etwas an wenn du dich oder dein Kind in irgendeiner Weise gefährden würdest.

Das wäre aber auch bei dir weit hergeholt. Bleibt nur noch die Frage, wie er das Antibiotikum argumentiert hat. Hat er deine Urinprobe im Labor bebrüten lassen und ist mit dir erst ein paar Tage später ein paar verschiedenen Antibiotikas durchgegangen oder wollte er dir "blind" nach dem Befund "Keime im Urin" das Standard Antibiotikum für Harnwegsinfekte aufquatschen, weil es eben Standard (und Breitband und zu neu für Studien) ist und damit höchstwahrscheinlich auch deinen Keim abtötet.

Eine Pro/Kontra Diskussion und Rechtfertigungen zum Stillen helfen dir bestimmt nicht gegen den Harnwegsinfekt

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Re: Eure Meinung?!

Antwort von Senseo am 12.06.2018, 23:23 Uhr

Das sollte nur Antibiotika ohne s werden

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Re: Eure Meinung?!

Antwort von Noraa6102 am 13.06.2018, 10:44 Uhr

Kann mich den anderen Meinungen nur anschliessen. Das mit den AB ist ja noch okay aber die Vorwürfe bezüglich Stillen und Erziehung gehen gar nicht! Mein Kleiner stillt auch seit knapp 2 Jahren und wollte noch nie Flasche und Schnuller, wieso sollte er auch wenn er das Original haben kann?;-)
Wünsche dir gute Besserung und lass dich nicht verrückt machen!

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Re: Eure Meinung?!

Antwort von joyful am 13.06.2018, 12:03 Uhr

Ich habe beinahe die gleiche Erfahrung gemacht. Als mein Sohn etwas so alt war deine Tochter, hatte ich auch eine akute, recht schmerzhafte Blasenentzündung. Ich bat die behandelde Ärztin um ein stillverträgliches Antibiotium. Im Unterschied zu deinem Arzt war die Antwort der Ärztin aber, dass das üblicherweise bei Blasenentzündungen verschriebene Antibiotikum ohnehin stillverträglich und sehr gut wirksam sei (den Namen des Antibiotikas weiss ich leider nicht mehr). Aber es hat gut gewirkt.
Trotzdem nahm die Ärztin meine Frage nach einem stillverträglichen Antibiotika zum Anlass, den Sinn des (länger als üblich und nach Bedarf) Stillens in Frage zu stellen. Sie empfahl mir, zumindest in der Nacht abzustillen und meinen Sohn halt auch mal schreien zu lassen. Dies schade keineswegs und würde mir zu mehr Schlaf und damit einem weniger anfälligen Immunsystem verhelfen. Ich sah keinen Sinn darin, mich auf kontroverse Diskussionen einzulassen und antwortete einfach, ich würde mir ihre Argumente durch den Kopf gehen lassen. Bei mir dachte ich, dass ich ganz bestimmt so weitermache wie bisher, weil es sich so richtig anfühlt und schreien lassen ohnehin keine Option ist.

Wirklich daneben finde ich das Argument deines Arztes, die Stillfrage zu einer "Erziehungsfrage" zu machen. Das zeigt, dass er vom Stillen wenig bis keine Ahnung hat. Das Erfüllen von Grundbedürfnissen (Nähe, Zuwendung, Trost, zur Ruhe kommen, Saugbedrüfnis..) hat (wie wir hier ja alle wissen) nichts mit "verziehen" zu tun. Warum sollte künstlich aufbereitete Milch (oder Kuhmilch) und Schnuller (bez. Erziehung, Entwicklung..) besser sein als das Orginal...

Und es ist mir ein Rätsel, weshalb sich offenbar einige Ärzte bemüssigt fühlen, das Thema Stillen off topic der Patientin aufzudrängen, auch wenn es nichts zur Sache tut. Sie äussern damit ihre private Meinung zum Thema in ihrer Funktion als Arzt und machen ihre private Meinung damit zur ärztlichen Meinung. Ich fürchte, wenig selbstbewusste und informierte Mütter lassen sich dadurch sehr verunsichern, was ich schade und unnötig finde.

Ich wünsche mir wirklich mehr Toleranz rund um persönliche Stillentscheide, und zwar in alle Richtungen. Es ist absolut zu respektieren, wenn eine Mutter, warum auch immer, gar nicht stillen möchte. Oder ihr Kind nach einigen Wochen oder Monaten abstillt, weil es für sie so stimmt. Aber eben auch für Mütter, die ihr Kind stillen möchten, bis es sich von selbst abstillt (solange sie sich selber damit wohl fühlen.) Diese Toleranz wünsche ich mir von der Gesellschaft im Allgemeinen und von Ärzten / Kinderärzten (und von Müttern gegenüber anderen Müttern ) im Besonderen.

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Re: Eure Meinung?!

Antwort von Junijunge am 13.06.2018, 12:21 Uhr

Also, bei einem 18-monatigem Kleinkind von Erziehungsauftrag zu sprechen, weil es noch stillt, finde ich auch ehrlich heftig... Die Kleinen brauchen unsere Nähe noch und haben sich halt nicht alle mit Schnuller und Flasche anfreunden können. Es ist doch total natürlich, wenn ein Kind in dem Alter noch stillt. Das natürliche Abstillalter ist so viel höher. Mein Sohn hat es mit gerade drei auch noch nicht erreicht. Na und?
Aber was ist heutzutage schon noch natürlich...

Ja, ich frage mich auch manchmal, ob einiges leichter gewesen wäre, wenn wir mal einen Abstillversuch unternommen hätten. Wahrscheinlich wäre mein Schatz dann aber phasenweise genauso anhänglich, ich müsste ihn dann rumtragen oder sonstige Tänzchen vollführen, damit er zur Ruhe kommt. Es wird ja inzwischen weniger und er schläft auch mal quasi durch. Das kam alles von alleine und ist mir so bedeutend lieber.

Solange die Mutter nicht gesundheitlich oder seelisch massiv unter dem Stillen leidet, es dem Kind gerne noch anbietet und das Kind es noch gerne annimmt, warum dann nicht?

Ich rede bislang mit keinem Arzt darüber. Ich bin gesund, er ist gesund, ist also nicht deren Baustelle. Bei einer Krankheit meinerseits würde ich im Alter meines Sohnes jetzt wahrscheinlich mich an erste Stelle stellen und die erforderlichen Medikamente nehmen, die mich schnellst möglich wieder fit machen. Aber toitoitoi, bisher brauchte ich nichts, die Frage hat sich also nicht gestellt.

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Re: Eure Meinung?!

Antwort von chrpan am 16.06.2018, 1:11 Uhr

Warum Plastikschnuller und artfremde Milch für ein Kleinstkind besser sein sollen als das, was die Natur vorgesehen hat, erschließt sich mir nicht.
Ebensowenig kann ich nachvollziehen, warum auf die Immunglobuline und die Allergieprophylaxe , die Kindern, die neben Bei-/Familienkost noch stillen, zugute kommen, verzichtet werden soll.
Weiters senkt jedes Monat Stillen das Risiko, als Mutter an bestimmten Eierstock- oder Brustkrebsarten zu erkranken um ein Prozent.
Hingegen sind die Hypothesen, dass langes Stillen die emotionale Entwicklung des Kindes beeinträchtige, nie belegt oder bewiesen worden.

Fazit: der Arzt hat hier seine Privatmeinung mit dir diskutieren wollen und das ist so unprofessionell wie weit verbreitet. Leider.
Da hilft nur drüberstehen und nicht diskutieren als mündige und gut informierte Frau. PUNKT.

LG

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Re: Eure Meinung?!

Antwort von März2016 am 16.06.2018, 18:36 Uhr

Vielen Dank für eure doch ziemlich einstimmige Meinung. Leider sind solche Aussagen in meinem Verwandten/Freundeskreis nicht selten. Von „das könnte ich ja nicht“ über „wäre bei uns nicht in frage gekommen“ bis hin „najaaa muss ja jeder wissen....“ sind ständig indirekte Kritiken vorhanden. Ich gebe zu, dass ich mich da doch immer mal wieder verunsichern lassen, insbesondere weil meine Kleine eher zum Typ ängstlich/schüchtern zählt. Aber seit sie endlich läuft ist sie so viel selbstbewusster geworden, dass ich immer mehr das Gefühl habe, dass so langsam die Früchte der Fürsorge zu sehen sind :)
Ich danke euch dafür mir einmal mehr Sicherheit zu geben!

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