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Geschrieben von sileick am 18.07.2014, 0:30 Uhr

Krippenbetreuung, Cortisol-Spiegel, Studien @Sileik und alle Interessierten

Noch einmal hallo!

Nun hab ich Deine Feministinnendiskussion auch quergelesen, finde das ja sehr spannend.

Dogmatisch finde ich die grundsätztliche Diskussion immer dann, wenn sie auf unangepassten Modellen beharrt. Will sagen: Feminismus hieß in den 60er, 70er Jahren was ganz anderes als heute. Damals musste eine Menge Druck erzeugt werden, damit Frauen überhaupt reell ins Arbeitsleben gelassen und dort, auch in damals noch vielen eher männlich besetzten Berufen, akzeptiert und anerkannt wurden. Damals war es unendlich wichtig, dass Frauen ein ganz anderes Selbstverständnis entwicklen konnten, indem sie selbst für ihr Auskommen sorgen konnten und nicht bloß Billigjobs machten oder "Hausfrau" waren bwz. als Frauen der "gehobenen" Gesellschaft überhaupt anerkannt "trotz" Kindern arbeiten gehen "durften". Die Feministinnen von damals haben unheimlich viel erreicht.

Aber man darf nicht auf den Eckdaten der Vergangenheit stehenbleiben und die Welt noch Jahrzehnte später dogmatisch wie damals betrachten. Es hat sich viel geändert (wenn auch noch längst nicht so viel, wie es sollte, sieht man die Gehaltsunterschiede bei Frauen uns Männern in gleichen Berufen z.B. an). Nun allerdings besteht die Gefahr, dass das Pendel zum Gegenteil ausschlägt: Frauen sollen oder wollen jetzt (oft entgegen ihres Gefühls ihrer biologischen Vorgaben oder der wissenschaftlichen Erkenntnisse in Bezug auf Schwangerschaft, Geburt, stillen, Bindung etc.) früh in den Job, ohne dass immer adequate Betreuungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Ich meine mit adequat solche, die sich den wissenschaftlichen Erkenntnissen anlehnen und den beruflichen Eckdaten der Frauen bzw. Familien Rechnung tragen. Hier ist noch sehr viel zu tun, finde ich.

An der hitzigen Diskussion hier, die immer wieder über dieses Thema stattfindet, sieht man, dass beide Seiten (die "länger Zuhausebleiberinnen" wie auch die "früh wieder Arbeitenden") Nachteile und Vorbehalte gegen ihre persönlichen Lebensentscheidungen von außen wahrnehmen, und das nervt beide. Mich auch!

Ich bin zu Hause. Wenn mein Kind nahezu drei Jahre alt ist, wird es sanft in den (ziemlich lange gesuchten und für geeignet befundenen) Kindergarten eingewöhnt. Für uns ist das fein so, aber bereits als die Kleine ein Jahr alt war, musste ich mich den vorwurfsvollen Fragen stellen, wann ich denn (endlich) wieder arbeiten wolle, und es wurde immer wieder so dargestellt, dass ich mich selbst mit meinen Bedürfnissen immer hintanstellen würde, so, als ob ich mich selbst mit meiner Entscheidung, länger zu Hause zu bleiben, sakrifizieren würde. (Also das genaue Gegenteil zu dem, was Du erlebst, der vorgeworfen wird, sie würde sich und ihr Kind sakrifizieren, indem sie gern wieder früher und mehr arbeiten möchte.) Ich bin Mitte 40, habe schon viel gearbeitet, gern und engagiert, und habe auch viel erreicht. Ich habe auch schon unheimlich viele Träume erfüllt (ein Privileg, wie ich finde), ich bin der Typ Mensch, für den das jetzt absolut fein und wunderbar und erfüllend ist, zu Hause zu sein und mein Kind (nicht ausschließlich, hab tatsächlich noch andere Interessen und verfolge die auch :-)) zu begleiten, diese Zeit zu genießen, so lange sie währt. Im Februar fange ich wieder mit wenigen Stunden an zu arbeiten, und ich freue mich darauf. Mein Kind ist soweit, dass das alles gut klappen kann, es ist für uns alles bestens so, wir sind zufrieden.

Dennoch kräkelt und mäkelt die Umgebung. Und sie tut es bei Bekannten, die das anders machen, ganz genauso. Das zeigt doch auch, dass die Feministenbewegung mal neue Entwicklung braucht. Das Urprinzip des Lebens = "Vielfalt macht Qualität und Entwicklung" zeigt sich hier wie überall wieder: Statt ewiger Grabenkriege und dogmatischer Diskussionen brauchts flexible Strukturen, die für alle den Weg ermöglichen, der die Familien zufrieden und gesund wachsen lässt.

Ich bin immer etwas frustriert, wenn die Diskussionen so grabenmäßig werden, die Wortwahl zeigt es dann. Bin gespannt, wie das hier weitergeht.

LG Sileick

 
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