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Geschrieben von +emfut+ am 22.07.2008, 13:15 Uhr

"Nein sagen" lernen

Fumi hat mir gestern "gebeichtet", daß sie nicht "nein" sagen kann - und da drunter leidet.

Vorgeschichte:
Fumi bekommt jeden Sonntag einen Betrag von 19,- Euro. Das ist ihr Essensgeld für die Woche und das Taschengeld. Der Betrag ist nicht wirklich großzügig bemessen, weil wir finanziell nicht gut dastehen. Insofern ist er - wenn sie in der Schule ißt, was in letzter Zeit gut klappt - am Ende der Woche dann auch regelmäßig aufgebraucht - was ich aber okay finde, dafür ist es ja da.
Aber sie hat ein paar "Freundinnen", die sich ständig Geld von ihr leihen und es dann wochenlang nicht wiedergeben.
Das hat zwischen ihr und mir schon zu Streit geführt. Ich sehe nicht ein, daß ich Fumi Geld leihen soll, weil sie ihr Essensgeld verliehen hat. Dann verleiht sie ja im Grunde MEIN Geld. Andererseits werde ich auch sauer, wenn sie mittags nichts ißt, weil sie Kreislaufprobleme hat und immer mal umkippt, und weil sie wegen dem Methlyphenidat sowieso zu wenig ißt.

Gestern war sie zu Hause, weil sie morgens wieder mal fast aus den Pantinen gekippt ist. Wir waren dann zum xten Mal deswegen gemeinsam beim Kinderarzt. Es ist harmlos, sie soll halt mehr trinken und regelmäßig essen - Ha!

Zu Hause hat sie mir dann "gebeichtet", daß sie nicht nein sagen kann, wenn ihre "Freundinnen" sie um Geld anbetteln. Zumal die eine ihr immer wieder Sachen schenkt. Es ist halt schwer, wenn einem jemand was schenkt, und man dann "nein" sagt, wenn derjenige sich Geld leihen will.

Ich habe ihr jetzt gesagt, sie soll bis zu den Sommerferien nichts mehr verleihen und die noch ausstehenden Schulden bis zum Beginn der Sommerferien eintreiben - notfalls mit dem Argument, daß ich sonst bei der Mutter des betreffenden Kindes anrufe. Ich habe keine Probleme damit, an der Stelle als Buhmann herzuhalten.
Aber das kann ja nicht ewig so weitergehen.

Lange Rede, kurze Frage:
Wie lernt Fumi, auch mal NEIN zu sagen? Gibt es da Kurse *lach*?

Fumi macht mit großer Begeisterung und mit großem Erfolg Taek Won Do, es ist also kein Problem der "Stärke". Ich denke es ist eher ein "dann hat sie mich nicht mehr lieb"-Problem.
Ich sehe da schon auch die Vorgeschichte, daß Fumis Vater sich sozusagen aus dem Staub gemacht hat, sich nur noch unregelmäßig meldet und Zusagen zum Thema "An dem Tag, zu der Uhrzeit rufe ich Dich an!" nie einhält.
Und ich bin sicher auch kein gutes Vorbild, weil ich an dem Problem auch knabbere.

So, und wer bis hierher durchgehalten hat: Hat jemand Vorschläge?

Gruß,
Elisabeth.

 
7 Antworten:

Re: "Nein sagen" lernen

Antwort von Birgit67 am 22.07.2008, 13:53 Uhr

ob es Dir hilft weis ich nicht. Meine Kinder nehmen zur Schule kein Geld mit, das Essensgeld der Schule wird überwiesen für die Tage wo es gebraucht wird, ansonsten brauchen sie kein Geld.(noch nicht).

Frag mal bei der Polizei nach, auch die haben solche Programme wie lerne ich NEIN sagen, bei uns wo ich wohne ist es z.B. u.a. die Kelly-Insel die da helfen das von der Polizei angestrebt wurde und ein schönes Merkblatt mit NEIN-sagen dabei ist. (beinhalte für die GS hauptsächlich das nicht mitgehen mit anderen Leuten) aber vielleicht gibt es so was auch bei Euch.

Ansonsten: Meinen Jungs habe ich beigebracht, dass bei Geld die Freundschaft aufhört. Dass man kein Geld verleiht und sich auch keines ausleiht bei Freunden das dass immer Ärger und Streit gibt. Ich habe auch gesagt wer Euch die Freundschaft aufkündigt weil ihr kein Geld verleiht ist nicht Euer Freund. Zum Glück haben beide Jungs gute Freunde die so was nie machen würden.

Einfach dranbleiben und immer wieder sagen, dass bei Geld Freundschaft einfach aufhört, und dass das andere Mädchen dann lieber aufhören soll ihr Geschenke zu machen dass sie es so sagen soll.

Nein sagen zu lernen ist sehr sehr schwer und ich denke sie braucht da Deinen enormen Rückhalt. Evlt. auch in der Schule ansprechen ob nicht mal dieses thema Geldverleihen - Nein sagen aufgenommen werden kann damit die Kinder das auch von der Schule hören.

Ob es Dir geholfen hat weis ich nicht, aber weiterhin viel Durchhaltevermögen.

Gruß Birgit die eine mama hat die nicht nein sagen kann

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Re: "Nein sagen" lernen

Antwort von Silvia3 am 22.07.2008, 14:04 Uhr

Bei uns gilt auch der Spruch "bei Geld hört alle Freundschaft auf". Das bete ich meinen Kindern immer wieder vor.

Leiht sich denn Fumi auch von anderen Mädchen Geld? Wahrscheinlich nicht. Also warum sollte sie dann ihr knapp bemessenes Taschengeld verleihen? Wenn sie nicht direkt nein sagen möchte, soll sie halt sagen, dass Du ihr strengstens verboten hast, Geld zu verleihen und wenn sie es trotzdem täte, würde ihr das Taschengeld für den nächsten Monat gestrichen.

Ansonsten nur immer wieder darin bestärken, dass man sich Freundschaft nicht erkaufen kann. Wenn die anderen Mädels sie ablehnen, weil sie ihnen kein Geld leiht, sind es auch keine echten Freundinnen.

Ist schwer, aber immer wieder predigen hilft vielleicht.

Silvia

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Noch ein Nachtrag

Antwort von +emfut+ am 22.07.2008, 14:59 Uhr

Es geht gar nicht in erster Linie ums Geld. Das ist ärgerlich, weil wir es nicht dicke haben, aber das bekommen wir auf die Reihe. Notfalls gebe ich ihr das Essengeld nicht mehr für die ganze Woche, sondern täglich, und das Taschengeld bleibt gleich zu Hause.

Und ich habe auch keine Probleme damit, daß sie mich in solchen Fällen als "Buhfrau" benutzt - sie hat seit gestern von mir die offizielle Erlaubnis zu behaupten, daß ich das verboten habe, wenn sie etwas nicht tun möchte aber nicht von sich aus nein sagen mag. In konkreten Situationen hatte ich ihr das auch schon vorher "erlaubt".

Aber das wäre ja nur eine "Zwischenlösung". Mittelfristig muß sie lernen, daß man nein sagen darf, ohne die Zuneigung eines Menschen zu verlieren - und daß jemand, der sie verläßt, nur weil sie einmal seinen Wünschen nicht entsprochen hat, ihr nicht gut tut.

Meine "Horrorvorstellung" geht in etwa so:
Sie sitzt mit einem Jungen in seinem oder ihrem Zimmer (oder sonstwo) und er möchte mit ihr schlafen. Sie möchte eigentlich nicht wirklich, aber sie hat Angst, ihn zu verlieren, wenn sie ablehnt.
Dabei muß der Junge nicht mal ein Böser sein. Er möchte das vielleicht einfach, oder denkt selber, daß er es möchten sollte - aber für ihn wäre es komplett okay, wenn sie es nicht möchte. Nur: Das erfährt er ja nicht, wenn sie sich nicht traut, es ihm zu sagen.

Sie muß also nicht nur lernen, Mama als Buhfrau zu benutzen und daß bei Geld die Freundschaft aufhört - sie muß auch lernen, daß Nein-Sagen in manchen Situationen richtig und wichtig ist. Und daß man nicht allen Menschen gefallen muß.

Gruß,
Elisabeth.

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Re: Noch ein Nachtrag

Antwort von Daja am 22.07.2008, 16:31 Uhr

Hallo Emfut,

ich denke, das "Nicht-nein-sagen-können" ist ein Problem von zu wenig Selbstvertrauen. Allerdings ist es in der Pubertät einfach schwierig selbstbewusst sein eigenes "Ding" durchzuziehen, weil man von den Meinungen der Peer-Group stark abhängig ist.

Vielleicht hilft es ihr, wenn ihr einmal durchspielt, was tatsächlich passieren könnte, wenn man nein sagt und der Andere das nicht gut findet.

Was wird der Andere wohl sagen/machen/denken?
Wie könnte Fumi darauf reagieren?
Welche Reaktionen des Anderen würde Fumi gut finden? Wie sollte ein Freund reagieren?

Vielleicht könnte ihr das helfen?

Viele Grüße
Daja

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Re: Noch ein Nachtrag

Antwort von pauline04 am 22.07.2008, 16:31 Uhr

Also das es dir nicht um's Geld geht hab ich soweit verstanden. (Wobei ich die Lösung mit dem täglich bezahlen oder so eh blöd finde). Das Essen kostet doch immer gleich - kann die Schule keine Wertmarken ausgeben? Und die Eltern überweisen vorher? Wer weiß wieviel Kindern es ähnlich geht wie Fumi - die Essensgeld dabei haben und es "loswerden". Sei es jetzt durch verleihen oder eben durch sonstige Aktivitäten der "Freunde".

Okay aber das ist nicht das Prob. Schon verstanden :-)
Hast du da genaueres erfahren ? Bedrängen sie die Freundinnen richtig im Sinne von: "leih mir oder ich bin dir böse" oder hat sie nur das Gefühl? Also hat sie schon mal ausprobiert, was passiert wenn sie dir leiht ?

Das mit dem Buhmann spielen find ich gut. Das erleichtert es den Kindern schon ab- und zu, Stellung zu beziehen.

Bzgl. Kursen: Es gibt einiges an LIteratur - und es gibt Kurse ! Am besten wird aber sein, Fumi und du besprechen nochmal genau die Situationen. Ist da ein Mädchen dabei, das ganz besonders drängelig ist? Das sich immer wieder Geld leiht ? Ist evtl. eine dabei, die höchstvermutlich nicht flöten geht, wenn Fumi mal nein sagt? Vielleicht kann sie es an der einfach mal trainieren, wie es ist, auch mal nein zu sagen.

Oder ihr entwickelt Strategien. Von wegen: "nein, Geld kann ich dir keins leihen aber ich geb dir von meinem Brot ab" oder "Geld darf ich nicht verleihen. Aber wir können beim Essen tauschen". Oder "Ich soll dir Geld leihen ? Moment, ich schreib meiner Mutter eine SMS - ist nämlich ihr Geld und ich weiß nicht, ob sie gerne verleiht --- oder willst du direkt mit ihr reden ?"

Kurse gibts im Prinzip. Aber ob das direkt zu Fumi's Problem passt, wenn sie doch an sich eher selbstbewußt ist? Ich glaube so, wie es seinen Ursprung in Erfahrung hat, das sie so handelt, so würde sie aus Erfahrung da auch wieder rauskommen. Wenn sie es quasi trainieren, sich aneignen kann.

Ein "nein" muss ja nicht immer ein kategorisches "nein" sein. Sondern auch mal ein "nicht jetzt, noch nicht, nicht heute, nicht so..."

Grüße,
Pauline

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Re: Noch ein Nachtrag

Antwort von franziska1958 am 22.07.2008, 18:36 Uhr

Hallo Elisabeth,
meine Tochter ist genauso. Sie ist inzwischen 17 und es fällt ihr sehr schwer nein zu sagen.
Wir haben viele Gespräche geführt und auch Literatur besorgt. Im Enddefekt hat es N. geholfen, ihrem Gegenüber zu sagen, wie es ihr geht. Also ganz direkt: Paula, es fällt mir total schwer dir das zu sagen, aber ich möchte nicht... oder: Paula ich habe ein Problem, ich fühl mich unglücklich aber...
Es hat ihr sehr geholfen und ihre Freunde haben sehr gut darauf reagiert. Oft fragen sie inzwischen:N. ist dir das auch wirklich recht.
Viel Glück
Franziska

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Danke Euch

Antwort von +emfut+ am 22.07.2008, 21:47 Uhr

Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr denke ich, daß Fumi eigentlich schon immer so war: Empathisch bis zur Selbstaufgabe, und darüber hinaus. Das ist ja im Grunde ganz lieb, aber sie muß lernen, ihre Grenzen zu sehen und zu beachten.

Sie macht wegen der ADS ja eine Verhaltsntherapie, in der es eigentlich um Selbstorganisation und so geht. Aber ich werde die Therapeutin mal ansprechen, ob sie das Thema Grenzen auch mal bearbeiten kann. Die Idee kam heute von Fumi selber.

Und ansonsten finde ich Deine Methode, Franziska , durchaus probierenswert. Danke.

Und dann: Weiter reden, diskutieren, anleiten *seufz*.
Ach, meine süße Große

Gruß,
Elisabeth.

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