1. Schuljahr - Elternforum

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Geschrieben von Banu28 am 19.11.2021, 15:54 Uhr

Normale Ernüchterung

Hallo,

weißt Du, zum Teil schaffen wir Eltern dieses Problem selbst: Vor dem Schuleintritt erzählen wir dem Kind, wie toll und schön es auf der Schule werden wird, wir feiern den ersten Schultag sogar groß. Das weckt beim Kind natürlich die Erwartung, dass da etwas ganz Großartiges auf es wartet, das ununterbrochen Spaß machen wird.

Und dann realisiert das Kind irgendwann, dass das gar nicht stimmt. Dass Schule auch mal mühsam ist, dass man lange still sitzen muss, dass man nicht mehr - wie noch im Kiga - einfach herumlaufen, rennen und spielen kann, sondern dass es dafür jetzt feste Zeiten gibt. Dass man Hausaufgaben machen muss. Dass man das alles tun muss, auch wenn man gerade gar keine Lust dazu hat. Und dass sich Lehrerin und Eltern auf einmal sehr dafür interessieren, ob man in seinen Leistungen auch gut mitkommt und den anderen Kindern nicht hinterherhinkt.

Als ob das alles noch nicht genug zu bewältigen wäre, müssen Kinder sich auch noch in der Klassengemeinschaft zurechtfinden. Sie müssen sich behaupten, dürfen sich nicht unterbuttern lassen, sie wollen gefallen und dazugehören, überlegen, wer sie mag, wer sie nicht mag und warum. Wen sie mögen oder nicht mögen. Auch wenn das alles gut gelingt, ist es anstrengend, seinen Platz zu finden.

Klar gibt es Kinder, die diese harte Landung auf dem Boden der Tatsachen besser wegstecken, und welche, die darauf enttäuschter und sensibler reagieren. Meine Kinder waren beide ziemlich ernüchtert, vor allem mein Sohn. Er wollte lange Zeit zurück in den Kiga.

Ich würde auf die Unlust jetzt nicht zu ausführlich eingehen, sonst bekommt sie für Deinen Sohn ein noch größeres Gewicht. Denn was Mama besorgt macht, muss ja ernst sein. Sondern ich würde eher beiläufig reagieren. Und ehrlich sein: „Ja, ich verstehe dich. Schule ist manchmal gar nicht einfach. Aber sie ist jetzt dein Job. So wie der Papa und die Mama morgens zur Arbeit gehen, ist es deine Arbeit, jetzt zur Schule zu gehen.“

Was bei uns außerdem half: Bettkantengespräche am Abend. Ich habe beim Insbettbringen mit meinen Kindern immer eine kurze Tagesrückschau gehalten („Heute hast du zuerst das gemacht, dann das, nachmittags warst du bei deinem Freund“usw.), nur die wichtigen Punkte. Und dann habe ich gefragt: „Was war das Schönste heute an diesem Tag?“ Und danach habe ich gefragt: „Was war das Blödeste heute am Tag?“

Die Antworten der Kinder waren sehr, sehr aufschlussreich. Oft haben sie Dinge als doof oder negativ empfunden, die ich gar nicht mitbekommen hatte, oder von denen ich nie gedacht hätte, das sie das als schwierig oder negativ empfunden hatten.

Wichtig ist, Geduld zu haben. Es dauert ein paar Tage, bis dieses neue Ritual funktioniert, am Anfang fällt dem Kind oft gar nichts ein. Man muss abwarten, irgendwann kommt etwas. Und wenn etwas kommt: es nicht wegtrösten. Auch keine tollen Lösungsvorschläge präsentieren. Einfach nur spiegeln („Oh, das verstehe ich.“), was das Kind sagt, es aber nicht elterlich „wegmachen“ wollen. Wenn ein Kind erzählen darf, was es doof findet, dann schafft das Entlastung. Und es findet selbst Lösungen, wie kluge Psychologen beobachten.

LG

 
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