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Geschrieben von vomGlückgefunden am 15.12.2017, 18:12 Uhr

Kollegenbesuch und Zukunftentscheidung...laaaang

Hallo zusammen,

nachdem ich nun schon mehr als 10 Wochen krank bin (späte Fehlgeburt und unabhängig davon noch größere OP im Anschluss) und vorher wochenlang im Beschäftigungsverbot war hatte ich heute Besuch einer sehr lieben Kollegin.
Wir verstehen uns fachlich blind und privat sehr gut.

Nun ist es ja - ich hatte davon schon mehrfach geschrieben - in meiner Arbeit sehr schwierig. Ich bin Ärztin und bin vor meinem Wechsel in diese Klinik immer mit allen Kollegen meiner alten Klinik und anderen Kollegen fachlich im Großen und Ganzen auf einer Linie gewesen.

Nach meinem Wechsel änderte sich dies um 180°, und das betrifft fast ausschließlich meinen Chef.
Am schlimmsten sind seine fachlichen Defizite, die zu ernsthaften medizinischen Fehlentscheidungen führen. Ganz abgesehen von unsinnigen, aus finanziellen Aspekten für die Klinik durchgeführten stationären Einweisungen etc.
Es war schon immer schwierig. Ich bin jetzt seit 2,5 Jahren dort und kämpfe gegen Windmühlen.
Die anderen Kollegen und auch die Kollegen aus der Umgebung sehen das exakt genau so. Da sprechen schon die niedergelassenen Kollegen von "Unwissenheit!" meines Chefs. Patienten werden gezielt 60km weiter geschickt.
Einiges konnte ich erreichen, aber es passieren immer wieder grundlegende, fahrlässige Dinge, die ich zwar immer angesprochen habe, aber immer ohne das er in irgendeiner Weise Einsicht zeigt. Und zwar egal, ob es hierfür Leitlinien gibt oder nicht. Es rückt es sich dann irgendwie zurecht und gibt absurde Erklärungen ab und windet sich raus

Nun kam die Kollegin zu Besuch und hat neben vielen anderen Dingen natürlich auch von der Arbeit erzählt, u.a. von einigen Fällen, die .... mir fehlen da eigentlich die Worte.... die so ganz und gar fachlich daneben waren und bei denen es Glück und das Drängen der (fachlich versierteren!) Assisenzärztin war, dass Schaden vom Patienten abgewendet werden konnte. Aber auf Weisung des Chefs wurde die Behandlung des Patienten mit dem korrekten indizierten und unbedingt notwendigem Medikament (da gab es nur EINS, das in Frage kam und das umgehend zur Symptomfreiheit führt) unnötig um 2,5 Stunden !!! hinausgezögert wurde, und zwar bei einem ernsthaften Krankheitsbild. Grob fahrlässig! Zum Glück ist nichts passiert.
Leider KEIN Einzelfall.

Zudem hat mein Chef mich ordentlich auf dem Kieker.
Ich denke, er macht das deshalb, weil ich ja ständig Kritik anbringe und "alles besser weiß".
Lange und oft habe ich darüber nachgedacht, aber ich werde meine Klappe nicht halten, wenn dadurch Patienten eine inadäquate Behandlung bekommen oder drohen zu Schaden zu kommen. Das kann und will ich nicht. Um keinen Preis.

Ich habe ja nun in den letzten Wochen viel nachgedacht, über das Leben, meine berufliche Zukunft etc. und hatte eigentlich den Plan gefasst, aufgrund unseres Kinderwunsches und des viel besseren Verdienstes in der Klinik (+1500 EUR Netto je nach Bereitschaftseinsätzen im Gegensatz zur Anstellung in Praxis) zunächst in der Klinik zu bleiben (bin Teilzeit) und entweder für "die Seele" ;-) nebenher in der Praxis mitzuarbeiten (das macht mir wahnsinnig viel Spaß), oder etwas zu reduzieren und dafür mehr in der Praxis zu arbeiten.
Der Verdienst ist eben deutlich besser, was sich ja auch im Beschäftigungsverbot auswirken würde und was wir dann teilweise für eine längere Elternzeit ansparen könnten.
So der eigentliche Plan.

Nun zweifle ich.
Ich will eigentlich nicht zu einem System gehören, wo Kollegen Patienten derart fachlich falsch und entgegen jegliche Leitlinien behandeln und dies teilweise von mir erwarten (hab ich nie gemacht und werde ich nie mitmachen).
Außerdem hab ich wahnsinnige Angst, dass mal etwas Ernsthaftes durch solche Fehlbehandlungen passiert und ein Patient zu irreversiblem Schaden kommt.
Dieser ständige Gedanke daran und dieses ständige Schweben in Gefahr, das ich ja nicht abwenden kann, ist äußerst anstrengend und stresst mich sehr.
Wie gesagt, es kommt regelmäßig vor, immer und immer wieder.

Ich habe vorher in zwei sehr großen Kliniken gearbeitet, hab mehrfach in verschiedenen Kliniken hospitiert, verschiedene Abteilungen, und habe so etwas noch bei keine Kollegen erlebt.

Leider ist es aussichtslos, etwas zu ändern, da die einzigen, die etwas ändern könnten (Ärztlicher Direktor und KAufmännischer Direktor) uns nicht glauben. Wir haben es schon versucht und wurden ziemlich dumm hingestellt. Die können das aber fachlich überhaupt nicht einschätzen.
Es ist zum Verzweifeln.

Tja, was tun?
Aushalten und hoffen, bald schwanger zu sein?
Oder wechseln?
Stellenangebote habe ich, allerdings alle mit viel mehr Fahrtweg und teilweise dort notwendigen Übernachtungen mehrfach monatlich, was für mein Kind gerade der Supergau wäre, das es mich gerade sehr braucht.
Alternativ könnte ich in die Praxis wechseln, oder mehr Praxis und bisschen in der Klinik bleiben zum Geldverdienen.

Letztendlich ändert sich, egal wie ich mich entscheide, nichts für die Patienten der Klinik.

Mhh, was würdet ihr tun?

Danke und VG,
V

 
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