Forum Aktuell

Aktuelles und Neuigkeiten

Fotogalerie

Redaktion

 
Ansicht der Antworten wählen:

Geschrieben von Nowand am 15.06.2023, 21:24 Uhr

Wie entferntem Verwandten mit zunehmendem  Vergiftungswahn helfen? - sorry sehr

Oh je...
Wir haben einen über 80 jährigen Verwandten, der alleine in seiner Wohnung in einer Großstadt in Bayern lebt.
Wir kennen ihn seit 7 Jahren ( wieder, war lange verschollen) und besuchen ihn seitdem 2x im Jahr. Er ruft uns gelegentlich an, wenn er bei Verwaltungskram Hilfe braucht. Es ist immer kompliziert, er hört schwer und spricht starken Dialekt.  Genaugenommen sprechen wir zunehmend nicht mehr wirklich miteinander, sondern jeder tut nur so, als würde er den andern verstehen.
Mit seiner wenigen Verwandtschaft dort vor Ort hat er vor Jahren gebrochen. Wir kennen diese nicht, nichtmal die Adressen. Er kommt soweit alleine klar, essen , Hygiene, putzen ... klappt, gut zu Fuß und sogar noch mobil mit PKW für ca 100 km Strecken.
Seit kurzem muss er täglich Einkaufen gehen, weil in seiner Abwesenheit immer einer der Nachbarn mit einem Nachschlüssel in seine Wohnung geht, und das Essen möglicherweise vergiftet. Ausserdem hat der alte Herr jetzt gesundheitliche Probleme (Magen) und erkennt selber, dass er zum Arzt muss.
Immerhin ist er letzte Woche in ein 50 km entferntes Krankenhaus gefahren (weil in seiner Stadt sich ja alle gegen ihn verschworen haben und ihn vergiften wollen),  wurde aufgenommen, MRT wurde gemacht und Darmspiegelung sollte. Es ging ihm nicht schnell genug, er sollte paar Tage bleiben,  das war ihm suspekt - also ist er einfach geflüchtet, wieder nach Hause. Und zur Polizei, die Klinik wegen der Vergiftung angezeigt. 
Nun ist er bei sich zu hause, es geht ihm nicht gut, zu einem Arzt will er nicht, weil der ihn vergiftet, es stecken ja alle unter einer Decke. Wir reden uns am Telefon den Mund fusselig, es hilft nicht.
Wir haben hier beide Vollzeitjobs vor Ort,  noch ein Kind zu hause, und würden ihn weder in unsere Wohnung holen wollen noch platzmässig können. Mal davon abgesehen, so gut verstehen wir uns nicht. Steht gar nicht zur Debatte, er braucht Hilfe dort vor Ort. Heim? Warum, er kriegt ja alles hin. Ausserdem wollen ihm alle , ausser uns ( im Moment noch) nur böses.
Können wir irgendwas tun? Er muss ja nicht gepflegt werden, er braucht jemanden, der ihn zum Arzt schleppt und das Wegrennen verhindert. Wir fühlen uns irgendwie zuständig, wollen nicht einfach auch den Kontakt abbrechen, sind aber ratlos.
Hat jemand ähnliches erlebt und irgendeinen Tipp?
LG
:-(

 
12 Antworten:

Re: Wie entferntem Verwandten mit zunehmendem  Vergiftungswahn helfen? - sorry sehr

Antwort von Phila83 am 15.06.2023, 22:07 Uhr

Das ist ein Verfolgungswahn und typisch für eine Demenz.
Ich würde versuchen Kontakt zum Hausarzt aufzunehmen. Auch Frage: Wie lange hat er den nicht mehr gesehen?
Ansonsten, bzw mit Hilfe des HA, so hart es klingt: Antrag beim zuständigen Amtsgericht auf Betreuung.
Damit werdet ihr nicht Betreuer (es sei denn ihr wollt das), sondern Awo, Caritas, Diakonie etc

Das wird nur noch schlimmer werden und wahrscheinlich innerhalb kürzester Zeit.
Dann wird er sich nicht mehr selbst versorgen können in keinster Weise.
Seid gewappnet!

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Wie entferntem Verwandten mit zunehmendem  Vergiftungswahn helfen? - sorry sehr

Antwort von Nowand am 15.06.2023, 22:48 Uhr

Danke, Phila, sowas Richtung Demenz befürchte ich auch. Es ist für mich wenigstens ein Ansatzpunkt, wohin es geht. Mal sehn, ob ich aus ihm den Namen seines früheren HA rauskriege. Der müsste dann hoffentlich wissen, wie man da vorgeht. Wenn er ständig Leute anzeigt, nervt das auch die Polizei.

Lg

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Wie entferntem Verwandten mit zunehmendem  Vergiftungswahn helfen? - sorry sehr

Antwort von Phila83 am 15.06.2023, 23:23 Uhr

Ich wünsch dir/euch alles Gute!
Da steht eine schwierige Zeit an. Gerade, wenn der Demente auf der einen Seite noch alles hinkriegt, aber auf der anderen Seite schon voll aus dem Ruder läuft.

Du kannst auch bei oben genannten Betreuungsvereinen anrufen und dir Tips geben lassen. Die wissen genau wie zB auch Verfahren am Gericht ablaufen!

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Wie entferntem Verwandten mit zunehmendem  Vergiftungswahn helfen? - sorry sehr

Antwort von schneeziege08 am 15.06.2023, 23:31 Uhr

Man kann sich an den Sozialpsychiatrischen Dienst seines Wohnortes wenden. Die können euch beraten und - wenn er zustimmt- vor Ort die Lage begutachten.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Wie entferntem Verwandten mit zunehmendem  Vergiftungswahn helfen? - sorry sehr

Antwort von fracla am 16.06.2023, 6:36 Uhr

Ich habe beim Lesen auch sofort an Demenz gedacht. Mein Vater hatte auch z. B. manchmal nicht das gegessen, was meine Mutter gekocht hat - sie will ihn ja vergiften. Irgendwann hat er auf der Straße „Theater“ gemacht“ und wollte nicht mehr heim, er hatte behauptet, meine Mutter würde umbringen wollen. Nachbarn haben dann, in Absprache mit meiner Mutter, die Polizei gerufen. Sie haben ihn mitgenommen und er kam in ein Krankenhaus mit Altersmedizin. Von dort kam er dann ins Heim, eine andere Möglichkeit/Lösung gab es nicht.
Die Idee mit dem Sozialpsychiatrischen Dienst finde ich gut. Die sollten Euch beraten können, was Ihr tun könnt.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

das kann schnell zum Vollzeitjob werden

Antwort von Caot am 16.06.2023, 6:42 Uhr

Habt Ihr Vollmachten? Ansonsten könnt Ihr euch den Gang zu den Ärzten nämlich sparen.

Das ist beginnende oder schon vorhandene Demenz. Das wird nicht mehr besser. Die Thematik kann schnell zum Vollzeitjob heran wachsen.

Ich würde mich beraten lassen. In wie weit Ihr nämlich hier hinein gezogen werden möchtet und könnt, ohne Vollmachten, dass Ihr es dürft. Ansonsten erteilt Dir kein Arzt irgendeine Auskunft.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Wie entferntem Verwandten mit zunehmendem  Vergiftungswahn helfen? - sorry sehr

Antwort von Pamo am 16.06.2023, 7:17 Uhr

Hat er jemanden, dem er nahe steht? Mit 2 Besuchen im Jahr steht ihr euch nicht wirklich nah.

Ist jemand bevollmächtigt?

Bitte lasst euch von einer Seniorenberatung oder dem sozialpsychiatrischen Dienst der Kommune/Kreises beraten, wer was tun könnte, um zu helfen: eure rechtlichen Möglichkeiten.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: das kann schnell zum Vollzeitjob werden

Antwort von Nowand am 16.06.2023, 7:23 Uhr

Nein, wir haben weder Vollmachten noch eine Ahnung, welcher sein Hausarzt war. Er wohnt eben weit weg, haben ihn wenn, dann nur am Wochenende besucht.
Zum Glück hatte er uns dann gestern noch auf den AB gesprochen, dass er zum Arzt gehen will. Da er nicht mehr erreichbar ist, hoffe ich, dass der ihn gleich einbehalten hat.
Eigentlich wollen wir mit dem Drama nichts zu tun haben. Seine frühere Partnerin ist schon vor 5 Jahren ausgezogen, weil er unerträglich wurde, aber die Details erfuhren wir natürlich nicht. Es fühlt sich für uns nach Verpflichtung an, weil er sonst niemanden hat. Auch keine Freunde, Nachbarn null Kontakt. Wir können ihn nicht einfach sich selbst überlassen.
Wenn er nochmal anruft, dann gehe ich in die Spur mir dem sozialpsych. Dienst in seinem Heimatort.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Vielen Dank für eure Antworten !!

Antwort von Nowand am 16.06.2023, 7:35 Uhr

Das hilft mir schon sehr weiter, dass es wenigstens Stellen gibt, an die man sich wenden kann.
Gestern war ich völlig planlos. So Nichtstun ist nicht meins. Nun gibt es ein paar Stellen, die ich zumindest versuche anzurufen, wenn er sich nicht mehr meldet. Wenn es ohne Vollmacht nicht weiter geht, war es wenigstens ein Versuch.
Er hat offenbar keinen Menschen mehr, nichtmal Bekannte. Mal ein Tag Urlaub um hinzufahren wäre für mich drin, aber länger nicht.
Ich frage mich, wie so Menschen enden, die wirklich ganz ganz alleine sind. Und Hochachtung vor all jenen, die sich um einen Dementen noch zu Hause kümmern.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: das kann schnell zum Vollzeitjob werden

Antwort von Ellert am 16.06.2023, 8:31 Uhr

Ich frage mich ob denen in der Klinik nicht aufgefallen ist dass da etwas nicht stimmt...
aber ob dort was eingeleitet worden ist wird Euch aus Datenschutzgründen auch keiner sagen können.
Evtl dort nachfragen wer Ansprechpartner wäre da Ihr weit wegwohnt und den Verdacht habt dass was nicht stimmt ?

meine Oma konnte die Demenz lange gut verbergen, sich zusammenreissen wenn Besuch kam
aber irgendwann wurde sie auch dann gewalttätig da musste mein Opa einsehen dass es nicht ging, an dem Tag als sie die Polizei suchte und nachts im Wald Blumen pflücken war. Ist sehr lange her aber ich bilde mir ein dass da die Klinik in die sie gebracht wurde was eingeleitet hatte

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Vielen Dank für eure Antworten !!

Antwort von Pamo am 16.06.2023, 9:16 Uhr

Klassischerweise läuft es so:

Die demente Person wird nach einem Unfall oder einem häuslichen Notfall ins KH gebracht. Dort wird festgestellt, dass sie nach der Behandlung nicht nach Hause entlassen werden kann. Der Sozialdienst des Krankenhauses regt beim Betreuungsgericht die Bestellung eines Betreuers an und sucht einen Heimpflegeplatz. Ist der Betreuer bestellt, wird die Wohnung gekündigt und entrümpelt. Die Finanzen werden sortiert. Die Person bleibt im Heim; wenn es gut läuft, dann findet sich ein Platz auf einer Demenzstation. Ansonsten befindet er sich irgendwo, in irgendeinem Heim, bis er stirbt.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Das kann sein, dass er es bei unseren Besuchen noch verbergen konnte

Antwort von Nowand am 16.06.2023, 10:46 Uhr

.. wobei er Verfolgungsgeschichten seit vor 5 Jahren erzählt ubd fie für ihn offenbar wahr sind. Wir haben null Erfahrung mit Demenz und es deshalb auf seine bewegte Vergangenheit mit Stasi-Knast usw. geschoben.
Das Krankenhaus hatte anscheinend wenig Chancen ihn festzuhalten, er sei " mit quietschenden Reifen abgehauen" und hat seine Klamotten dortgelassen. An die Folgen für den Strassenverkehr will ich nicht denken, es ging offenbar bis nach Hause gut.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Die letzten 10 Beiträge
Mobile Ansicht

Impressum Über uns Neutralitätsversprechen Mediadaten Nutzungsbedingungen Datenschutz Forenarchiv

© Copyright 1998-2024 by USMedia.   Alle Rechte vorbehalten.