Frage: fehlende Kraft - Übungen?

Hallo Frau Windisch,  unsere 5 1/2 jährige Tochter geht wegen einer vermuteten leichten Dyspraxie bereits in die Ergotherapie.  Glücklicherweise kommt sie erst mit knapp 7 in die Schule( 1 Tag nach Stichtag geboren). Meine Tochter kann z.B.noch nicht ohne Geländer im Wechselschritt die Treppe runtergehen. Sie kann noch nicht klettern bzw.nur äußerst ungeschickt.  Die Ergotherapeutin vermutete zunächst eine fehlende Handlungsplanung( motorisch bekommt sie die ersten Schritte hin). Sie hat diese Planung aber durchaus bei anderen Aufgaben ( was benötige ich zum Basteln, was brauche ich morgen im Kiga etc..). Sie kann einfach motorische Übungen nicht unmittelbar nachahmen.Sie benötigt einigen Anlauf, dann klappt es meistens ganz gut.  Sie kann keinen Ball verlässlich fangen und zeigt sich im Umgang damit ungeschickt. Schleifen binden hat sie z.B.noch nie probiert. Bei der Überprüfung der visuellen Wahrnehmung zeigte sie in den Tests durchschnittliche bis gute Ergebnisse außer bei motorischen Schwungübungen bzw.Umrandungsaufgaben ..da ist sie unterdurchschnittlich langsam. Sie kann z.B. kein S malen.Dies bekommt sie motorisch noch nicht hin. Malen macht sie sehr gerne, aber es fällt ihr schwer Häuser etc.zu malen. Die kleinen Bügelperlen macht sie hingegen begeistert und lange konzentriert. Ebenso mühelos gelingt ihr das Auffädeln von klitzekleinen Perlenketten etc.Insgesamt hat sie eine gute Aufmerksamkeitsspanne und Konzentrationsfähigkeit. Ich vermute mittlerweile dass es alles mit Kraft zusammenhängt( kann z.B.keinen Schlüssel im Schloss drehen). Sie war auch aufgrund einer verwaschenen Sprache einige Zeit in der Ergotherapie ( viel Mundmotorik geübt). Macht es in ihren Augen mehr Sinn zur Physiotherapie zu wechseln?  Was könnte ich für Übungen daheim machen.Leider ist unsere Ergotherapeutin für mindestens 4 Wochen erkrankt, daher nutze ich dieses Forum.Herzlichen Dank im Voraus. 

von Gaestin am 26.04.2024, 10:51



Antwort auf: fehlende Kraft - Übungen?

Hallo, ich glaube entscheidend ist eine für Kinder weitergebildete Fachkraft - sei es nun Ergo-oder Physiotherapie oder eine Mototherapie. Der Vorteil der Ergotherapie ist, dass ihr Kind bei sensomotorisch-perzeptiver Behandlungsform 45 min.Zeit hat und bei der Physiotherapie je nach Behandlungsmethode nur 20-30 min.Behandlungsdauer. Rein nach ihren Schilderungen eingeschätzt klingt es für mich eher nach einer Koordinationsproblematik, denn beim Ball fangen und Treppe abwärts steigen benötigt man nun nicht unbedingt viel Kraft. Die Kraftdosierung kann allerdings zusätzlich eine Rolle spielen. Für den Übergang, bis die Ergotherapie vor Ort wieder da ist, würde ich Schwungtücherübungen zusammen (zb.zu Musik) empfehlen, hier muss man nicht genauso schnell in der Reaktionsgeschwindigkeit wie beim Ball fangen sein und trotzdem koordinieren und zielgerichtet bewegen. Da finden sich sicher im Internet schöne Übungen zum Nachmachen, vielleicht kann zur Motivation und Zielsetzung dann nach täglichem Training über mehrere Tage ja eine kleine Familienvorstellung gegeben werden. Für die Übungen sollten Sie beachten, ob ihr Kind die Körpermittellinie kreuzen kann. Eventuell vorhandene Blockaden kann man bei der Osteopathie ausschließen lassen. Ansonsten heisst es viel bewegen, viel Sport- und Spielplatz, denn 1x/Woche Therapie egal welcher Art reichen für eine Verbesserung nicht aus, es geht um die tägliche Anwendung in spielerischer kindgerechter Form. Malen Sie täglich zusammen für einige Minuten, schauen Sie online ob sie gemeinsam ein paar Kinderakrobatikübungen umsetzen können und alles auf den Stand ihres Kindes angepasst, also keine zu leichten oder zu schweren Übungen. Ballspiele, Hüpfspiele, Knoten üben, etc. Fördern Sie die Körperwahrnehmung des Kindes (Massagen, Rückengeschichten, Abrubbeln nach der Badewanne, Körperumriß nachzeichnen z.B.mit Kreide), denn nur wenn der Körper gut gespürt und wahrgenommen wird, kann er sich auch koordinieren. Alles Gute, Kristin Windisch

von Kristin Windisch am 27.04.2024