Frage: Reizüberflutung/ Regulationsprobleme

Hallo Frau Windisch, mein Sohn ist seit Februar im Kiga und hat Schwieirgkeiten mit anderen Kindern zu spielen. Er wächst dreisprachig auf und hat vor einem halben Jahr angefangen zu sprechen. Er kann sich leider immernoch nicht ausreichemd anderen gegenüber äußern und kommuniziert körperlich ( hauen). Wie können wir das stoppen und umlenken. Wir waren bereits bei der Ergotherapie und dort gab es keine Probleme und wir mussten diese nicht weiterführen. Jetzt im Kiga tritt dieses Verhalten auf. Des Weiteren läuft er nach zwei Stunden wild umher und wirft Gegenstände um. Die Erzieher denken es ist eine Reizüberflutung. Wie kann das entstehen?Wie können wir ihn bestmöglich supporten? Wir wollen jetzt Ergotheraupeuten oder Heilpädagogen vor Ort einsetzten.  Was schlagen Sie vor?  Was kann ich als Mutter tun? Vielen Dank für Ihre Rückmeldung. 

von Josefina Freund am 20.04.2024, 16:47



Antwort auf: Reizüberflutung/ Regulationsprobleme

Hallo, leider haben Sie kein Alter ihres Kindes hinzugeschrieben. Bei der Verarbeitung von drei Sprachen hat das kindliche Gehirn so viel zu tun, dass sich die sprachliche Entwicklung im Vergleich zu einsprachig aufwachsenden Kindern verzögert. Dafür haben die Kinder dann später den Vorteil nicht erst aufwendig diese Sprache neu zu erlernen. Zeigen Sie ihrem Kind, wie es nonverbal anderen Kindern ein "Stop" signalisieren kann und es sich sonst jemanden vom Erzieherteam zur Konfliktlösung dazuholen soll, um es zu unterstützen. Seit Februar an in der Kita ist noch kein langer Zeitraum und ihr Kind wird nach einer Phase des Ankommens (dauert durchaus einige Monate) sowohl sprachlich als auch im Verhalten viel von den anderen Kindern dazu lernen. Die Ergotherapie in einer Praxis ist eine 1:1 Situation, um eine Grundlage zu schaffen, zur Anwendung danach wäre dann eine unterstützende Gruppentherapie gut (einige Praxen bieten auch Kindergruppen an) oder eine Begleitung in der Kita vor Ort, z.B. in Form von einer Frühförderung (bei Kinderarztpraxis erfragen). Unterstützend können Sie mit ein bis 2 Kindern (je nach Alter ihres Kindes) zusätzliche Spieltreffen privat vereinbaren, um die Kontaktaufnahme ihres Kindes zu erleichtern und geeignete Kommunikationsstrategien zu unterstützen. Dass bei Frustration hauen keine Lösung ist, muss ihr Kind natürlich lernen, sie können ihm Alternativen aufzeigen, um Ärger loszuwerden (stampfen, Hände gegeneinander drücken oder mit den Fäusten auf den Boden trommeln). Das Hineinfühlen können in andere Kinder (Empathie) beginnt mit 4 Jahren, also das Verständnis zu entwickeln, wie es dem anderen Kind geht, wenn es gehauen wird. Davor braucht es klare Signale eines Erwachsenen mit ernster Stimme als Reaktion auf Hauen. Gern können Sie sich im Expertenforum mit Altersangabe ihres Kindes auch an Frau Henkes wenden (Bereich psychische Entwicklung von Kindern). Alles Gute, Kristin Windisch  

von Kristin Windisch am 23.04.2024



Antwort auf: Reizüberflutung/ Regulationsprobleme

Liebe Frau Windisch, Vielen Dank für Ihre ausführliche Rückmeldung. Mein Sohn ist 3,5 Jahre alt. Denken Sie das ein Integrationskindergarten am Besten für Ihn geeignet ist? Unser Kindergarten bei dem wir seit Februar sind, empfiehlt dies aufgrund der von mir beschriebenen Punkte. Derartige Interaktionen seien nicht üblich in dem alter, ungeachtet der Mehrsprachigkeit. Obwohl wir angeboten haben Ergotherapie im Kindergarten miteinfliessen zu lassen. Ich danke Ihnen vielmals für die Tipps!  

von Josefina Freund am 24.04.2024, 20:03



Antwort auf: Reizüberflutung/ Regulationsprobleme

Generell wäre da eine kleine Kita mit festen kleinen Gruppen vorteilhafter als eine große mit offenem Konzept, wenn Sie vor Ort die Auswahl haben sollten. Ob er sich in einer Integrationskita einfacher einfügt kann ich aus der Ferne nicht einschätzen. Schildern Sie dem Kinderarzt sein tägliches Verhalten in der Kita und fragen Sie nach den Optionen ihr Kind in der Kita vor Ort unterstützen zu lassen. Wenn die Probleme nur im Kitaalltag auftreten reicht eine Einzelsituation Ergotherapie 1x/Woche meist nicht aus, sondern es muss direkt vor Ort angesetzt werden. Fragen Sie ihr Kind, ob es ihm zu laut ist oder ihm die Kinder zu nah sind (auditiv oder taktil überempfindliche Kinder reagieren u.U.mit Aggression), falls ja bieten Sie ihm einen Lärmschutz für die Kita und sprechen einen ruhigen Rückzugsraum mit dem Erzieherteam ab. Alles Gute, Kristin Windisch

von Kristin Windisch am 26.04.2024