Kaiserschnitt

Kaiserschnitt

Fotogalerie

Redaktion

 

Geschrieben von emilie.d. am 13.07.2013, 22:00 Uhr

Nicht nur das Baby wird geboren: auch die Mutter

Liebe Tigermami, liebe Majo,
bei mir waren es vier lange Tage Einleitung, dann Wehensturm, Eröffnung auf 9 1/2 cm, KS, Krankenhaus. Etwas Schlimmeres habe ich in meinem Leben noch nicht erlebt.
Ich habe auf Anraten meiner Hebamme eine Trauma-Therapie gemacht. Zu den Albträumen und Nachhallerinnerungen sind bei mir auch die Schlafstörungen nicht besser geworden, vom nicht vorhandenem Sexualleben mal ganz zu schweigen.
Wichtig ist denke ich, nicht zu relativieren in Form von "Andere hatten es noch schlimmer" "Ich sollte mich nicht so anstellen". Das ist falsch. Was uns passiert ist, war schrecklich und die meisten Menschen müssen so etwas in ihrem Leben nie erleben.
Während der Therapie haben wir die Ereignisse "integriert", sozusagen angeschaut und dann versucht einzuordnen. Reframing hat mir auch sehr gut geholfen. Für mich war es nach dem KS nach allem, was eh schon passiert war, doppelt schlimm ans Bett gefesselt und dem Personal auf Gedeih und Verderb ausgeliefert zu sein. Wir haben versucht, in meinem Kopf die Situation umzudeuten und die Erinnerung zu verändern. Ich habe mich darauf konzentriert, daß für mich und mein Baby dort gesorgt war, daß ich mich wie ein Tier in meine Höhle zurückziehen konnte, um zu heilen.
Eine andere Technik geht so, daß man sich vorstellt, die Emilie von heute besucht die Emilie im KH. Was würde sie ihr sagen, was raten?
Meine Therapeutin hatte mir in der Mitte der Therapie gesagt, daß es auch um Loslassen der Ereignisse geht, um verabschieden. Ich bin in Tränen ausgebrochen und habe gesagt, daß ich nicht loslassen will. Daß ich vergessen will und nie wieder darandenken möchte, aber daß ich mein altes ich WIEDERHABEN will und nicht begraben. Das war ein ganz wunder Punkt. Daß ich das Gefühl hatte, etwas ganz Wichtiges tief in mir drin ist für immer zerstört.
Nach der Therapie war das ganz anders. Ich konnte Frieden schließen und die Ereignisse loslassen. Wir haben uns eine Art Ritual (eine Art Beerdigung) ausgedacht, was noch einmal viel bringt, wenn man denn dann soweit ist.
Heute ist es komisch, weil ich gar nicht mehr verstehe, warum das alles für mich so schlimm war. Die Erinnerungen sind alle noch da, aber sie tuen nicht mehr weh. Da kommt keine Emotion mit. So wie wenn man sich halt mal in den Finger geschnitten hat und dran denkt. Irgendwann habe ich auch gemerkt, daß mein ich oder was auch immer nicht zerstört ist: meine Therapeutin hat es ganz schön gesagt, nicht nur das Baby wird geboren, auch man selber als Mutter. Damit muß man auch erstmal zurechtkommen und wenn die Geburt so sch**** war, dann geht das einfach alles zu schnell und die Psyche kommt nicht mit.
Es ist gut, wenn ihr für Euch Wege findet, wie ihr das Ereignis für Euch am besten verarbeitet. Bei mir hat das nicht gereicht, ich brauchte Hilfe und ich bin so froh, daß ich es gemacht habe. Einfach, weil auch meine Beziehung jetzt wieder normal laufen kann.

Viele Grüße und Euch alles Gute!

 
Unten die bisherigen Antworten. Sie befinden sich in dem Beitrag mit dem grünen Pfeil.
Die letzten 10 Beiträge im Forum Kaiserschnitt
Mobile Ansicht

Impressum Über uns Neutralitätsversprechen Mediadaten Nutzungsbedingungen Datenschutz Forenarchiv

© Copyright 1998-2024 by USMedia.   Alle Rechte vorbehalten.