Sport - wie würdet ihr entscheiden?

Hallo Lucia,

ich habe das gleiche Problem mit meiner achtjährigen. Auch sie muss sich auspowern, weil sie ein Energiebündel ist. Auch sie ist motorisch gut und kann viel.Aber Verein? Sport in der Gruppe mit anderen? Ach nö, dann lieber doch nicht.

So haben wir die letzten Jahre zugebracht mit Ballet, Karate, Judo, klettern, reiten und Tennis.

Hat sie sich alles selber ausgesucht und wollte das auch. Sie probiert esund nach ein paar Mal wollte sie nicht mehr hin, fand Ausreden (mag nicht, hab Bauchweh, ach heut mal nicht, bin so müde, so kaputt, Schule war so anstrengend, mag lieber mit Freundin spielen...), bis sie schließlich den jew. Sport total verweigerte.

Bis aufs reiten war das mit allem so.
Die letzten Monate manifestierte sich in mir ein Verdacht, weil auch immer mal wieder Sprüche kamen wie:
Mama, gib du mir doch Reitunterricht und Papa spielt Tennis mit mir. So lerne ich das auch.
Aha!
Ich denke, sie hat etwas zu wenig Selbstbewusstsein, um sich in der Gruppe zu "finden" oder einzuordnen; Probleme mit den Regeln. Die macht sie gerne selbst und - Mama und Papa würden sich da bestimmt eher beeinflussen lassen....

Bsp: Im Reiterurlaub durfte sie sich so oft sie wollte ein Pony holen und mit dem machen was sie wollte (natürlich unter grober Aufsicht). Dort konnte sie nach ihrer Laune einfach reiten und mit Pony spielen, putzen, usw.
Natürlich ist so etwas das Nonplusultra und natürlich gibt es so etwas nicht im Verein mit einer Reitstunde pro Woche.
Seit wir aus dem Urlaub zurück sind, ist auf einmal der Reitunterricht doof und sie will woanders hin.

Sie hat in den letzten 1-2 Jahren eine Art Unsicherheit entwickelt, was "neue Dinge" angeht und eine Abneigung gegen Regeln, wie sie eben auch in einer Sportgruppe vorkommen.
Sie möchte am liebsten alles so machen, wie sie gerade Lust hat und dazu kommt noch, daß sie sich nicht blamieren möchte. Denke, davor hat sie am meisten Angst.

So, hier ist guter Rat teuer. Auch wir haben uns die Köpfe darüber zerbrochen, was wir tun sollen?

Sie hat sich die Sportart ausgesucht und angefangen. Die Sportart macht ihr Spaß (Pferde über alles und Tennis übt sie von sich aus oft alleine oder mit Papa).
Natürlich ist sie innerhalb einer Gruppe (auch wenns nur wie im Tennis 4 Kinder sind) einem gewissen Druck ausgesetzt - den sie sich aber selber macht (besser, schneller, weiter,...). Das ist anstrengend und man könnte sich blamieren. Also werden Ausreden erfunden, um da nicht mehr hin "zu müssen".

Wir sind der Meinung, daß sie
1. lernen muß, auch mal über ihren Schatten zu springen (und dabei festzustellen, daß es Spaß machen kann).
2. Das nicht immer alles nach ihrem Kopf geht und sie sich eben an bestimmte Regeln halten muß.
3. Das man nicht alles mögliche anfangen kann, um dann bei dem geringsten Unbehagen aufzugeben.

Anders ist das natürlich, wenn sie etwas probiert und es ihr nach 1-2 mal gar keinen Spaß macht. Aber einer Vereinsanmeldung gehen ja auch in der Regel 3-4 Schnuppertrainings voraus.

Taten:
Sie wurde vom Reitverein abgemeldet zum Dez08 und wir suchen in der Nähe was neues (aber auch da wird es ähnlich sein, bis sie mal alt genug ist, ein Pflegepony zu haben...wird sie merken).

Tennis wird weiterhin gespielt. Sie wollte das, sie hat nach wie vor Spaß dran und wir sind der Meinung - Da muss sie jetzt durch.

Wir finden es wichtig, Sport in einer Gruppe zu machen, wenns auch nur einmal die Woche ist. Wenn der Sport an sich dem Kind Spaß macht, liegst eigentlich nur an der Überwindung (..bin nicht gut genug = ich blamiere mich) und - bei unserer Tochter - an dem Wunsch der absoluten Sonderstellung (was ich will, soll gemacht werden ).

In Bezug auf Tennis fahre ich jetzt harte Bandagen, weil mir das wöchentliche Genöle und suchen nach Ausreden auf den Nerv geht. Schon alleine das mag ich mir nicht mehr antun. Aber sie dann aus dem Tennis zu nehmen? Nö! Seh ich nicht ein. Es liegt nur an Dingen, die für sie wichtig sind und die sie lernen muss.
Macht sie wieder Anstalten, die Tennisstunde zu umschiffen, gibts ab der folgenden Woche eine zusätzliche Tennisstunde pro Woche, usw.
Mal schauen, auf wie viele Tennisstunden wir kommen;-)

Mach ich aber nur, weil ich weiss, daß ihr Tennisspielen viel Spaß macht.

Ich habe als Kind selbst Sport gemacht und bin aus freien Stücken in einen Verein eingetreten. Es war manchmal hart und ich wollte oft aufgeben, weil ich dachte, ich lerne das nie und alle sind besser.
Wenn man an diesem Punkt ist, dann ist es wichtig, weiterzumachen. Die folgenden Erfolgserlebnisse entschädigen das und lassen das Selbstwertgefühl wachsen. Hört man an diesem Punkt jedoch auf, festigt sich doch das Gefühl, daß man "es" ganz sicher nie geschafft hätte, usw.
Also durchbeißen.

Hoffe, ich konnte dir helfen.

LG
Makira