Chronisch kranke und behinderte Kinder

Hilfe für chronisch kranke und behinderte Kinder

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Geschrieben von Ameise am 05.07.2013, 20:19 Uhr

upps ist auch lang geworden...

Hi,

hat Dein Sohn die Diagnose oder besteht bislang "nur" der Verdacht?

Autisten sind ja in der Regel normal- oder in Teilbereichen sogar überdurchschnittlich intelligent. Kinder mit Asperger-Syndrom verfügen über ein normales Sprachniveau und eine normale Intelligenz. Deshalb nimmt man an, dass sie auch alles verstehen. Aber oftmals erkennen sie nicht das Wesentliche in einer Aussage, sondern halten sich mit subjektiven Details auf, ohne den Inhalt richtig zu erfassen.

Mein Sohn beispielsweise schreibt 1er und 2er. Und dennoch hat er Probleme, bei denen er Hilfe braucht. Schulisch ist er gut, aber dennoch hat er täglich eine Schulbegleitung. Wie passt das zusammen?

Genau dies ist es, was viele eben aus Unwissenheit nicht verstehen - andere Eltern wie eben auch Lehrer. Die meisten Lehrer können gar nichts dafür, denn in der Ausbildung ist es bislang noch immer kein Thema und Fortbildungen gibt es da auch nur wenige.

Wir haben Autismustherapie, die das Thema Autismus auch mit unserem Kind häppchenweise besprechen. Weiterhin kommt der Therapeut auch in die Schule, informiert und unterstützt die Lehrer.

Aber dennoch ist es zum Großteil die Hauptaufgabe der Eltern autistischer Kinder, das Umfeld dort abzuholen, wo sie eben wissenstechnisch stehen. Man darf nicht erwarten, dass die anderen sich schon informieren werden, denn dies wird in den seltensten Fällen geschehen. Du musst dies selbst tun! Beispielweise in einem offenen Brief ans Lehrerkollegium über Autismus informieren etc.

Vieles fällt den Lehrern eben auch nicht auf - erst wenn man darauf gezielt anspricht.

Beispiel:

Viele Autisten können nicht um Hilfe bitten. Wenn sie also nicht verstanden haben, was sie zu tun haben oder eine Frage zu einer Aufgabenstellung haben, können sie meist ohne Hilfe nicht beim Lehrer nachfragen. Was machen sie dann? Oftmals beschäftigen sie sich dann einfach mit etwas anderem. Optisch sieht es aber so aus, als ob sie konzentriert an der Aufgabe arbeiten. Oder aber sie erstarren und machen nichts mehr. Dann heißt es, dass sie verweigern. Oder aber sie werden wütend und zornig. Dann heißt es, dass sie aggressiv sind. Letztendlich hat aber das autistische Kind hier nur ein Problem: es kann nicht um Hilfe bitten. Wenn ein Lehrer oder eine Schulbegleitung von diesen Besonderheiten weiß, dann hätte er diese Situation ganz anders interpretiert und dem Kind helfen können, bevor es eskaliert.

Weiteres Beispiel:

Viele Autisten sind im Denken und Sprachverständnis sehr konkret. Abstrakte Begriffen, umgangssprachliche Redewendungen und Metaphern verwirren sie bzw. verstehen sie wortwörtlich. Sie kennen in der Sprache nur schwarz und weiß, keine Grautöne. Dies ist auch der Grund, weshalb Zusatz- bzw. Wahlaufgaben von den meisten Asperger Autisten grundsätzlich nicht gemacht werden. Nicht weil sie verweigern, sondern weil es nur "muss ich machen" und "muss ich nicht machen" gibt.

Weiteres Beispiel:

Viele Autisten haben ausgeprägte sensorische Empfindlichkeiten. Manche Gerüche können da tatsächlich zu Erbrechen führen, ein Pflaster ist für mein Kind schlimmer als eine Spritze, Haareschneiden kann zum Drama werden, Berührungen sind teilweise wie Elektrostöße, der Anblick eines Luftballons kann zu Überreaktion führen aufgrund der Angst vor einem möglichen Zerplatzen etc. Diese Überempfindlichkeiten können zu teilweise sehr heftigen Reaktionen führen, die für Aussenstehende nicht begreifbar sind.

Weiteres Beispiel:

Viele Autisten können Mimiken nicht "lesen". Der Blick in das Gesicht des Gegenübers verwirrt und lenkt ab. Daher meiden viele Autisten Blickkontakt. Wenn sie sich konzentrieren sollen, ist es daher nicht nötig, dass der Lehrer auf Blickkontakt besteht. Denn dies würde eher zu Unaufmerksamkeit führen, weil das Kind damit beschäftigt wäre, den Gesichtsausdruck des Lehrers zu deuten und könnte dann eben nicht mehr das Gesagte verarbeiten.

Weiteres Beispiel:

Viele Autisten haben ein ausgeprägtes Gehör. Bestimmte Töne irritieren sie oder "schmerzen" sogar. Daher kann es vorkommen, dass sie mit eigenen Geräuschen und Tönen diese Umgebungsgeräusche übertönen - denn die eigenen Geräusche tun nicht weh. Daher kann es sein, dass ein Autist in der Klasse plötzlich sehr laut und unruhig wird.

Weiteres Beispiel:

Vielen Autisten bereitet Körperkontakt Stress. Wenn sich nun ein solches Kind verletzt, dann neigt man automatisch dazu, näher ranzurücken, mit Worten zu trösten etc. In solchen Situationen kommt es meist zur Eskalation und die Lehrer fragen sich dann warum. Schließlich hätten sie ja viel Aufmerksamkeit gegeben....

Hier könnte ich noch vieles auflisten.

Toll finde ich dazu das Zitat von Wolfgang Oelsner, Leiter der Schule in der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität zu Köln:

„Es sind Kinder, die durchaus lernen und kommunizieren können. Sie leisten etwas und verblüffen mit Teilleistungsstärken – und doch stimmt etwas nicht.

Sie erscheinen skurril und lassen sich im klassischen Notensystem kaum einordnen.

Sie schreiben am Ende der Grundschulzeit womöglich fehlerfrei die schwersten Diktate, bringen beim Aufsatz aber kein Wort aufs Papier. Sie jonglieren möglicherweise mit gigantischen Zahlenketten, wissen aber nicht, wie viel das Doppelte von 50 Pfennigen ist. Sie zeichnen detailgetreu das Cockpit eines Space-Centers, können am Gruppentisch aber kein Brötchen schmieren.

Hinsichtlich der schulischen Eingliederung sind sie eine große Problemgruppe. Sie können zugleich zu wenig und zu viel, um eindeutig einer Schulform zugeordnet zu werden. Deutlich ist nur, was sie brauchen: Förderung und Schutz.“

LG

 
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