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Geschrieben von Hase67 am 06.03.2013, 23:22 Uhr

Es ist vorbei, bye, bye Junimond... (Achtung, lang!)

... dieser Song geht mir seit ein paar Tagen nicht mehr aus dem Kopf.

Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal dieses Forum als erste Anlaufstelle nutzen würde, um so etwas niederzuschreiben, aber die Freunde, mit denen ich mich austauschen könnte, sind gerade nicht greifbar oder selbst zu sehr in aktuellen Problemen verstrickt...

Um es kurz und platt niederzuschreiben: Ich habe beschlossen, mich von meinem Mann zu trennen. Immer wieder gekriselt, mit immer mal wieder kleinen Hochs und immer tieferen Tiefs, hat es schon länger, ein Katalysator war sicherlich auch das Haus, das wir vor 2,5 Jahren gebaut haben (mit ganz unterschiedlichen Hintergedanken, wie sich immer deutlicher herauskristallisiert) und die Tatsache, dass wir jetzt in einem "Familienstadtteil" leben. Die letzten 2,5 Jahre haben mir immer wieder sehr unsanft ins Gesicht geknallt, was uns fehlt, was ich schon immer vermisst habe und woran ich verzweifle, weil ich es leid bin, es einzufordern, ohne auf echtes Verständnis zu stoßen - gerade durch den Kontrast dessen, was ich in unserem Umfeld erlebe.

Noch Anfang des Jahres hatten wir einen heftigen Streit, der mich in Trauer und Verlustängste gestürzt hat, aber offenbar bin ich inzwischen innerlich einen Schritt weiter gegangen. Der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, war die letzte Woche: Kind 2 (gemeinsamer Sohn) ist seit Anfang des Jahres immer wieder krank, was er sonst praktisch nie ist. Die Kind-Krank-Tage und die Abdeckung von Ferienzeiten sind hier ein Dauer-Streitthema: Mein Mann entzieht sich da so lange der Verantwortung, bis ich entnervt aufgebe, letztendlich bin ich (theoretisch) die Flexiblere und kann auch von zu Hause aus arbeiten (ich bin freiberufliche Übersetzerin, für die, die mich noch nicht so gut kennen). Das bedeutet für mich aber auch ständiges Hin- und Herschleppen von Aktenordnern, Dateien und Hin- und Hersynchronisieren von Terminkalendern, weil mein Haupt-PC im Büro steht und ich dort auch alles Relevante auf einer zweiten Festplatte archiviere sowie dort meine Outlook-Termine und -Adressen verwalte; meinen Laptop nutze ich quasi nur als tragbares Zweitgerät.

Seit Anfang des Jahres hat sich diese Problematik insofern verschärft, als ich einen festen "Dauerauftrag" habe, der wöchentlich zu einem bestimmten Zeitpunkt wiederkehrt und auch zu einem bestimmten Zeitpunkt geliefert werden muss. Eine gewisse "Toleranzmarge" gibt es zwar, aber die ist gering, weil die Deadlines auch für den Kunden knapp sind. Die Problematik ist meinem Mann bekannt und wurde mehrfach mit ihm ausführlich besprochen; ihm ist auch bewusst, dass ich, verlöre ich diesen Auftrag, nicht nur ein Drittel meines Monatsumsatzes einbüßen würde, sondern höchstwahrscheinlich auch diesen großen, langjährigen Kunden.

Nachdem unser Sohn letzte Woche zum dritten Mal in Folge krank wurde (diesmal die gefürchtete Virusgrippe, die im Moment herumgeht), habe ich ihn gebeten, die Zeiten aufzuteilen, um nicht wieder Nachtschichten zu schrubben. Nein, geht auf gar keinen Fall, da unabkömmlich und "zu wichtig". Zwei Tage später wurde auch meine Tochter krank, einen Tag danach mein Mann. Mich hat es auch erwischt, aber nicht so heftig wie den Rest der Familie. Ich mit dem Kunden verhandelt, etwas Zeit herausgeschunden. Mein Mann legt sich ins Bett, pflegt sein Fieber, schläft viel und kreist ausschließlich um sich selbst - gut, in den ersten Tagen ging es ihm wirklich dreckig, aber ab Tag 3 verkündet er, sich jetzt aber "wirklich nur noch zu schonen, damit ich schnell wieder auf dem Damm bin". Versorgung der Kinder (die schneller wieder fit sind, als ich erwartet hatte), Arbeiten, Einkaufen, Organisieren, Entscheiden, wann wer wieder in die Schule gehen kann und wer evtl. doch noch zum Arzt muss, blieb komplett mir überlassen. Dazu kam von ihm noch nicht mal ein müder Kommentar. So ging das jetzt seit letzten Dienstag.

Ich war zunehmend geladen und habe, als ich merkte, dass es ihm besser ging, angefangen, ihn "einzuteilen" (dennoch innerlich kochend, weil ich ja letztendlich wieder diejenige war, die ihn zum Jagen tragen musste). Heute dann der Abschuss: Mein Mann verlässt heute Morgen das Haus mit der Ankündigung, er bliebe nicht so lange im Büro, er wäre ja noch nicht wieder so fit. Geht um 8.20 Uhr und "rechne damit, nachmittags wieder da zu sein". Da ich ihn kenne, setze ich noch ein trockenes: "Hauptsache, du bist um 17.30 Uhr wieder da, da muss ich mit A. (meiner Tochter) zum Infoabend für die Profilwahl und würde unseren Sohn ungern mitschleifen, das könnte länger gehen." - "Ja ja, klar." Gegen 16:30 Uhr erinnere ich ihn noch mal an den Termin (per SMS, Mail und per Mailbox-Nachrichten sowohl im Büro als auch auf Dienst- und Privathandy). Nirgends zu erreichen, keine Reaktion. Um 17.30 Uhr ist niemand hier. Ich verhandle mit meinem Sohn (der zwar nicht mehr sooo klein ist, um diese Zeit aber gern am Rad dreht und eine gewisse zeitliche Struktur braucht, um vor dem Insbettgehen gut runterzukommen), dass er noch etwas fernsehen darf und ich Nachbarn den Schlüssel gebe, damit sie kurz nach ihm sehen können. Der Papa käme aber sicher bald. Fahre mit Tochter zum Info-Abend, der leider länger dauert als erwartet, weil erst mit Verspätung angefangen werden kann.

Als ich in der Schulaula sitze, blinkt mein Handy-Display - eine SMS: "Hier wird es heute doch später, komme erst gegen 18.30 Uhr hier weg". Ich "kürze" die Infoveranstaltung ab und lasse meine Tochter bei den Eltern ihrer besten Freundin, die den Rest der Veranstaltung gemeinsam mit ihr anhören wollen. Sie kann dann mit dem Fahrrad nachkommen. Auf der Fahrt nach Hause habe ich gemerkt, dass ich nicht nur enttäuscht war: Ich war innerlich leer und hatte plötzlich glasklar auf der Zunge liege, was mir in den Wochen seit unserem letzten Streit immer wieder durch den Kopf gegangen war - es hat einfach keinen Sinn mehr, genug gekämpft, nie was erreicht, ich bin es leid. Und ich habe zum ersten Mal nicht nur Wut und Groll, sondern auch abgrundtiefe Verachtung empfunden.

Und jetzt sitze ich irgendwie etwas erschlagen hier - zwar erleichtert, weil klar im Kopf, aber eben natürlich auch unsicher, wie es weitergehen soll. Wo fange ich an, nachdem ich ihm meinen Trennungswunsch eröffnet habe? Ich bin sonst der sehr taffe, organisierte Typ - hier geht mir aber doch gerade jegliche Struktur oder Überblick flöten. Das einzige, wessen ich mir sicher bin ist: Ich werde versuchen, nicht allzu weit von hier unterzukommen, damit die Kinder im gewohnten Schul-/Betreuungsumfeld bleiben können. Ist es generell sinnvoll, sich einen Scheidungsanwalt zu nehmen? Ich kenne eine gute Familienanwältin, die auf Scheidungen und Unterhaltsfälle spezialisiert ist, aber natürlich ist der Streitwert wegen Haus und Grundstück sehr hoch - hat jemand von euch schon einmal versucht, eine Scheidung gütlich abzuwickeln, mit Mediation? Ich habe leise Bedenken, dass es gerade in finanzieller Hinsicht zu größeren Kämpfen kommen könnte, da mein Mann zwar wohlhabend, aber auch eher knickerig ist - es gibt aber keinen Ehevertrag, wir leben in einer Zugewinngemeinschaft...

Ich freue mich über jede Stellungnahme - von den Leuten, die mich schon kennen, aber natürlich und gern auch von anderen, die ebenfalls vor dieser Situation standen.

Traurige Grüße

Nicole

 
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