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Geschrieben von Ralph am 29.01.2007, 23:52 Uhr

Hmmm... da muß ich in einigen Punkten widersprechen... (lang)

Hallo Nina,

ich habe schon 1991 argumentiert, daß es im 2.Golfkrieg damals neben der Befreiung Kuweits natürlich hauptsächlich ums Erdöl ging. Das ist aber nur auf dem ersten Blick verwerflich, auf dem zweiten Blick ergibt sich folgendes Szenario: Die Welt bezieht zu einem ganz großen Teil seine Energieträger aus der Golfregion. Bei allen Konflikten war die Versorgung der Weltwirtschaft immer mehr oder weniger sichergestellt. Gut, die Ölscheichs haben während des Jom-Kippur-Krieges die Ölhähne etwas gedrosselt, aber das konnte politisch-diplomatisch gelöst werden. Einen solch skrupelos-unberechenbaren Pistolero wie Saddam Hussein an den Ölzapfhähnen der Welt zu belassen hätte die Weltwirtschaft aber in eine fürchterliche Krise gestürzt mit unabsehbaren Folgen in allen Ländern der Erde. Das MUßTE verhindert werden, das sollte es auch, was die vielschichtige Allianz 1991 des G.Bush auch eindrucksvoll bewies. Man war sich in der Welt einig.
Darin ist also nichts Falsches zu sehen.

Was die Amerikaner bewog, nach dem Abzug der Franzosen aus Vietnam dort einzugreifen, weiß ich nicht. Man darf aber nicht vergessen, daß der Korea- als auch der Vietnamkrieg reine Stellvertreterkriege der Großmächte Sowjet-Union, China und den USA wgewesen sind. Das schmälert nicht das Unrecht, erklärt aber die Länge und Brutalität, mit der diese Kriege geführt wurden.

Der gegenwärtige Irak-Feldzug unterscheidet sich gegenüber diesen Kriegen aber in einem ganz entscheidenden Punkt: Die Amerikaner wollen den Krieg vor Ort nicht, es gibt keinen militärischen Konflikt gegen eine reguläre Armee mehr, sondern es ist ein Guerilla-Krieg, geführt von verantwortungslosen Kräften, die ihren Ursprung außerhalb des Iraks haben.

Und rein militärisch betrachtet sind die USA die einzigen, die wirklich logistisch, technisch und finanziell in der Lage sind, Truppen dieser Größenordnungen zu bewegen, einzusetzen und außerhalb der USA operieren zu lassen. Das ist zwar nur einer der Gründe, weshalb die USA meistens an vorderster Front zu finden sind, aber kein unwesentlicher.

Und mal ganz allgemein zu Soldaten: Auch in Deutschland weiß inzwischen jeder, der zur Bundeswehr geht, daß das Ganze keine gutbezahlte Fahrt ins Pfadfinderlager ist, sondern daß Einsätze mit Gefahr für Leib und Leben möglich sind. Wer sich berufsmäßig zum Dienst an der Waffe meldet, muß damit rechnen, daß er auch in entsprechend gefährlichen Orten der Welt eingesetzt wird. Insofern zieht Dein Argument nicht ganz.
Sicherlich ist es bei der Truppe immer eine Frage der Propaganda, was den Soldaten erzählt wird, aber zumindest im freien Teil der Welt kann man sich auch als Soldat aus weitgehend unabhängigen Medien informieren. Inwieweit das in den USA möglich ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich hatte zeitweilig das - subjektive - Gefühl, als ob die Presse dort geradezu gleichgeschaltet war. Ich habe kaum von kritischen Stimmen zum Irak-Konflikt gehört in den Jahren 2002 - 2004. Das ist wie gesagt mein Eindruck, der nicht stimmen muß, vielleicht kann starfish noch etwas Klärendes dazu sagen.

Und wenn es dann zum Truppeneinsatz kommt, gilt nun mal Befehl und Gehorsam. Alles andere ist naiv. Man kann im Krisenfall nicht erst großartig über Sinn und Unsinn des Befehls meditieren, es sei denn, der Befehl ist offensichtlich hirnrissig. Aber davon sprechen wir hier wohl nicht.

Was Deine letzte Einschätzung angeht, daß sich die Iraker nur selbst helfen können... das galt gewiß weitgehend vor 3 1/2 Jahren, ja. Jetzt aber ist inzwischen soviel Hass in der Bevölkerung untereinander entstanden, daß man davon gepflegt Abstand nehmen muß. Es sind zuviele strategische Fehler gemacht worden, u.a. die vollständige Zerschlagung der irakischen Armee. Es ist ein offenes Geheimnis, daß viele davongejagte ehemalige irakische Offiziere und Unteroffiziere zu den Rebellen gehören. Das kann man jetzt kurzfristig nicht korrigieren, - leider.

Viele Grüße
Ralph/Snoopy

 
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