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Geschrieben von 58er am 15.09.2008, 12:58 Uhr

Markiges Thema

ich greife das „markenthema“ von unten auf. bei der steilvorlage ;-)

was ist eine marke eigentlich, was ist markenbewusstsein; was geschieht mit kindern, denen die markenartikelwerbung ihre symbole ins hirn einpflanzt? etctect.

das beschrieb Ulrich Eicke als Insider 1991 nachdrücklich in „Die Werbelawine – Angriff auf unser Bewusstsein“. sehr empfehlenswert das buch!

Er sagt am Anfang (S. 10ff. – aus zeitgründen zitiere ich hier nur kurz):

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„...die werbebranche (nutzt) die gedanken und gefühle der gesamten bevölkerung zur unbegrenzten und lizenzfreien ausbeutung, bearbeitung und veränderung. .(…) und die gehirne beschlagnahmt sie als depots, in denen werbebotschaften und „innere bilder“ auf abruf gespeichert sind. darum steckt der wert einer marke auch nicht im unternemen und in seinen produkten, sondern in den gehirnen der konsumenten….“
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Dass werbung und marken-“bewusstsein“ oder besser gesagt markenwahn nichts weniger als harmlos sind, führt neben vielen anderen Hans-Albrecht Hartmann aus. er schrieb 1998 in "Macht der Werbebilder" (Auszug aus: http://www.european-mediaculture.org/fileadmin/bibliothek/deutsch/hartmann_werbebilder/hartmann_werbebilder.pdf), worin er wiederum Eicke zitiert, u.a.:

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„…Die bilddominierte "Werbelawine" als "Angriff auf unser Bewußtsein" (Eicke 1991) zeitigt schon heute bedenkliche Folgen in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen. Ökonomisch gesehen sind die Verbraucher dem Kesseltreiben der Anbieter ausgesetzt; die in der Marketing-Literatur unterschiedenen klassischen „vier Werbefunktionen“ werden zunehmend forciert. Schon längst hat sich die „Bekanntmachung“ von Produkten und Firmen zur allgegenwärtigen Belästigung entwickelt, und die „Informationsfunktion“ nimmt immer häufiger des-informierende Züge an; der einstige Werbeprofi Ulrich Eicke spricht unverblümt von "Werbelügen", die rechtlich indessen nur selten zu fassen sind. In der Dauerflut der 'schönen' oder provozierenden Bilder und markigen Sprüche rotiert die Funktion der „Imagebildung“ in 'blendendem' Leerlauf, und die werbliche Zielfunktion der „Handlungsauslösung“ gerät unversehens zum sozioökonomischen Zwang, was die wachsende Überschuldung vor allem Einkommensschwacher besonders dramatisch belegt.

Damit werden wesentliche Postulate der Marktwirtschaft (Transparenz, fairer Wettbewerb), schon gar der Sozialen Marktwirtschaft (Chancengleichheit der Wirtschaftssubjekte, Gerechtigkeit), auch im Vertriebssektor zur Makulatur und ästhetischökonomische Strategien (Unternehmenskultur, Corporate Design, Warenästhetik und Werbung) zu einem Problem der Wirtschaftsethik: 'Dürfen' Anbieter sich selbst und ihre Produkte ästhetisch tarnen und Verbraucher täuschen oder doch deren Realitätsprüfung erschweren? Sodann verstärkt sich die gesellschaftliche Entsolidarisierung, vertiefen sich die Gräben in der Zweidrittel- (bald schon Halb- oder gar Eindrittel-? Gesellschaft: Im Schlaraffen- und Disneyland wachsen Anspruchsdenken, Begehrlichkeit und narzißtische Egozentrik.

...Wenn sich heute schon Kinder sozial deklassiert fühlen, weil sie kein Krokodil auf dem Hemd und die falschen Turnschuhe tragen, wird auch die soziale und sozialcharakterologische Dimension der behandelten ethischen Problematik akut. Die Auswirkungen der Werbung auf Kinder sind, wie empirisch vielfach belegt, ganz verheerend. Wenn Werbeprofis schon Vorschulpflichtige genüsslich als "wandelnde Markenspeicher" apostrophieren, dann sollten Eltern, Pädagogen und politisch Verantwortliche wohl endlich heilsam erschrecken. Kritische Verbraucherbildung in Elternhaus und Schule ist dringend geboten..."
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dass es seit 1998 nicht besser, sondern eher verhehrender geworden ist in sachen werbung und gehirnwäsche und bildung des "markenbewusstsein" seitens der werbewirtschaft und markenproduzenten samt konsequenzen und ein ende der fahnenstange nicht erkennbar ist, muss ich kaum mehr erwähnen. kulturpessimisten werden tagtäglich bestätigt....

 
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