Rund um die Erziehung

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Geschrieben von Makira am 10.01.2007, 11:58 Uhr

eine Geschichte....

Es hat nicht direkt etwas mit Kindern zu tun – aber mit Erziehung, mit Würde, mit „auf die gleiche Ebene begeben“.

Vor zwei Jahren habe ich mir ein Pferd gekauft. Dieses Pferd sollte zum Schlachter, weil es kaum noch reitbar war. Es ließ sich nicht mal ordentlich aufhalftern, brach beim reiten plötzlich aus, warf die Reiter ab. Er erschreckte vor allem und hatte ständig Angst.
Ich hatte mich in dieses Pferd verliebt, weil eine große Traurigkeit in seinen Augen stand und er ein bildhübsches Pferd war.

Anfangs ließ sich das Pferd kaum berührern, ich ließ meine Tochter nicht an ihn ran. Ich fragte mich und auch andere, was ich tun sollte? Und ich bekam jede Menge Tipps.

„Wenn er nicht will wie du, da bring ihm Manieren bei“ sagten die einen
„Setz dich einfach drauf und reite, zur Not mit Sporen“ sagten die anderen
„Werde einfach sein Freund, mach das, was du glaubst, dass dir vorgibt“ sagten wiederum andere

Ich beschloss, mich erstmal schlau zu machen. Wie tickt ein Pferd eigentlich? Wahrscheinlich anders als ein Mensch. Was braucht ein Pferd zum Pferdsein?

Also habe ich gelesen, nächte-, tage- wochenlang. Irgendwann in allen verschiedenen Theorien und Erziehungsratgeber für Pferde hab ich gemerkt, dass einige Dinge überall gleich sind. Auf die habe ich dann gesetzt:

Das Pferd braucht ein ihm gerechtes Umfeld
Das Pferd braucht andere Pferde, um ein Sozialverhalten entwickeln zu können.
Das Pferd braucht den Herdenverband, um sich durch eine zugewiesene Position sicher fühlen zu können.
Das Pferd braucht einen „Chef“, der die Herde anführt und die Herde vor Gefahren warnt, damit der Rest der Herde entspannt grasen kann.

Also begann ich damit, die Grundvoraussetzungen zu schaffen. Pferd raus aus der Gitterbox, rein in eine Pferdeherde mit 24 Std. Weidegang. Es dauerte fast drei Monate, dann hatte er seinen Platz gefunden und wurde mit einem Male zu einem freundlichen, entspannten Pferd.
Den Umgang mit anderen Pferden hatten wir also geschafft. Dann der Umgang mit Menschen.

Der Mensch steht nicht über dem Pferd und sollte ihm nicht seine Gefühle, seine Ansichten aufzwingen.
Der Mensch sollte lernen, sich wie ein Pferd zu verhalten.

Also verhielt ich mich wie ein Pferd. Aber wie macht man das. Also saß ich wiederum Stunde um Stunde an der Koppel und beobachtete, verglich mit dem, was ich gelesen hatte, nahm an, verwarf, entwickelte mein eigenes Ding. Ein Mischmasch aus allem

Ich habe mich verhalten wie ein Herdenführer.
Ich schickte ihn weg, wenn ich nicht wollte, dass er zu mir kam.
Ich stellte mich mit dem rücken zu ihm und gab ihm so ein Zeichen „du kannst kommen“
Durch bestimmte Körperhaltungen kannst du einem Pferd alles sagen. Pferde sprechen nicht.
In Gefahrensituationen habe ich darauf geachtet, dass ich es war, die es erkannte und ihn „beschützt“.

Mit der Zeit fasste er mehr und mehr Vertrauen. Heute kann meine Tochter ihn reiten, ihn putzen, ihn von der Weide holen – ohne Leine. Er läuft mit. Er weiß, dass er zu uns Vertrauen haben kann.
Es ist das tollste Pferd der Welt geworden.

LG
Makira

 
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