Rund um die Erziehung

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Geschrieben von wassermann63 am 11.01.2007, 13:27 Uhr

meine Gednaken zum Thema Nicht- bzw. eben doch-

Erziehung"

Hi,

der eine oder andere wird vielleicht festgestellt haben, dass ich hier zur Zeit praktisch nicht mehr poste. Es gibt hierfür mehrere Gründe. Einer ist: ich bin ständig am Grübeln, welches der goldene Mittelweg ist, den ich beschreiten kann, um meine Kinder behutsam groß werden zu lassen...

Glaubt mir, ich bin hin- und hergerissen zwischen nicht- und eben doch erziehen.

Eines ist sicher: bei meinem Großen würde Nicht-Erziehung dazu führen, dass er zum absoluten Egoisten mutiert, denn in seinem Tun stößt er immer wieder an die Grenzen der anderen und bekommt dies auch deutlich mit. Dennoch beachtet er selbige nicht. Auch unmissverständliche Erklärungen oder GEsten bringen nichts. (Erklärungen meinerseits und Gejaule des Kleinen andererseits). Er macht einfach weiter. BEsser gesagt: es käme ständig zur Eskalation, wenn ihm kein Einhalt geboten würde.

Deshalb denke ich, dass Nicht-Erziehung nicht immer das GElbe vom Ei ist und sein kann. Dafür sind die menschlichen Charaktere und die entsprechenden Ausprägungen (ob jetzt angeboren oder anerzogen) einfach zu verschieden.

Einer Sache sollte man sich m.E. immer bewusst sein: nicht nur das direkte familiäre Umfeld erzieht oder "nicht"-erzieht. Auch das gesellschaftliche Umfeld wirkt sich auf die Kinder aus. Wenn Nicht-Erziehung in jeder HInsicht und bei jedem Menschen erfolgreich sein soll, dann muss auch die Gesellschaft nicht erzogen sein.

Andernfalls sind Konflikte vorprogrammiert. In unserem Makrokosmos läuft schon allein die Haltung meines Mannes in eine gänzlich andere Richtung (auoritär). Meine Mutter hingegen tendiert in die entgegengesetzte, also nicht erziehende Richtung. Ergebnis? Mein Großer testet prinzipiell sämtliche Grenzen bei ihr aus. Er stellt Forderungen über Forderungen und wird zum Teil sogar aggressiv, wenn Oma nicht spurt. Traurig, aber wahr.

So, jetzt verlangt mein Kleiner wieder nach mir.

Bis demnächst mal wieder

LG
JAcky

 
20 Antworten:

Re: meine Gedanken zum Thema Erziehung

Antwort von Leena am 11.01.2007, 14:37 Uhr

Ich (als braver Beamter) halte ich, was das Thema "Erziehung" anbelangt, ganz brav ans Grundgesetz, Art. 6 Abs. 2 S. 1 GG: "Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht."

Ich persönlich finde es wichtig, meine Kinder zu erziehen, und das halte ich auch für meine Pflicht meinen Kindern gegenüber, schließlich bin ich für sie verantwortlich, sind sie schließlich meine Kinder und mir quasi "anvertraut".

Meine "Erziehungsziele" sind in ersten Linie Respekt vor den Mitmenschen und deren Gefühlen, getreu nach dem Motto "was Du nicht willst, das man Dir tu", und ich finde, wenn man respektvoll (und damit rücksichtsvoll und freundlich) mit seinen Mitmenschen umgeht, ergibt sich das Allermeiste daraus von alleine. Also versuche ich, genau das meinen Kindern vorzuleben, ihnen in den entsprechenden Situation es zu erklären, etc. Natürlich versuche ich, auch genau so mit meinen Kindern umzugehen, und ihre Gefühle genauso zu respektieren und ernst zu nehmen. Aber die Freiheit des einen findet seinen Grenzen nun einmal da, wo sie die Freiheit des anderen verletzt - und dazu hat niemand ein Recht, das ist zumindest meine Überzeugung.

Von daher versuche ich, meine Kinder anzuleiten, dass sie denken lernen, und dass sie mit-denken und mit-fühlen lernen.

Es ist für einfach ein Gebot der Höflichkeit, dass man sich gemeinsam zum Essen an den Tisch setzt, wenn ich mir Mühe gegeben habe und versucht, meiner Familie ein gescheites Essen zu fabrizieren, genauso wie es ein Gebot der Höflichkeit ist, dass ich nicht nur Sachen auf den Tisch bringen, von denen ich weiß, dass sie nicht gerne gegessen werden. Schließlich leben wir nicht alle in einem luft- und menschenleeren Vakuum, sondern wir leben miteinander und müssen das so gut wie möglich im Interesse aller hinbekommen. Das ist zumindest meine Überzeugung, und das versuche ich, meinen Kinder vorzuleben und zu vermitteln.

Bisher hat mich zumindest noch kein Nichterziehungs-Text davon überzeugen können, dass meine Sichtweise da "falsch" wäre...

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meinst du?

Antwort von SusanneZ am 11.01.2007, 14:40 Uhr

"Eines ist sicher: bei meinem Großen würde Nicht-Erziehung dazu führen, dass er zum absoluten Egoisten mutiert, denn in seinem Tun stößt er immer wieder an die Grenzen der anderen und bekommt dies auch deutlich mit. Dennoch beachtet er selbige nicht. Auch unmissverständliche Erklärungen oder GEsten bringen nichts. (Erklärungen meinerseits und Gejaule des Kleinen andererseits). Er macht einfach weiter. BEsser gesagt: es käme ständig zur Eskalation, wenn ihm kein Einhalt geboten würde."

Dann hast du die Nicht-Erziehung und deren Ansatz aber noch nicht verstanden. ich frage mal: Respektierst du SEINE Grenzen, vertraut er auf die Richtigkeit wenn du etwas sagst? Respektierst du seine Würde als Mensch oder stellst du ihn unter dich, wenn es um Bedürfnisse und deren Befriedigung geht? Löst ihr aufkommende Probleme im Umgang miteinander stets gemeinsam oder setzt du die deiner Meinung nach richtige Lösung auf/durch?

Egoisten werden wir doch nicht durch Nicht-Erziehung (gerade da geht es um das Zusammenleben auf einer Ebene!), sondern nur wenn wir ständig das Gefühl haben hintenanzustehen und unsere Bedürfnisbefriedigung immer wieder erkämpfen müssen!

"Andernfalls sind Konflikte vorprogrammiert. In unserem Makrokosmos läuft schon allein die Haltung meines Mannes in eine gänzlich andere Richtung (auoritär). Meine Mutter hingegen tendiert in die entgegengesetzte, also nicht erziehende Richtung. Ergebnis? Mein Großer testet prinzipiell sämtliche Grenzen bei ihr aus. Er stellt Forderungen über Forderungen und wird zum Teil sogar aggressiv, wenn Oma nicht spurt. Traurig, aber wahr."

Und wie Johanna schrieb, es geht nicht um stete Erlaubnis oder Laissez-faire. Das nur mal am Rande. Der Erfolg kann auch nur eintreten, wenn das Kind sich in seinem Umfeld sicher ist, dass nicht gleich ein Verbot kommt und jedes Kind, was es sonst nicht anders kennt um Bedürfnisse kämpfen zu müssen, testet überall wo die Grenze denn nun steckt. Denn nur diese geben ihm noch Sicherheit und Vertrauen. Und das ist denke ich traurig aber wahr, denn so muss es nicht sein. Die bessere Sicherheit würde denke ich ein konstant "respektvoller Umgang" sein(so nenne ich das gesamte mal abgekürzt) mit der Sicherheit, dass die Bedürfnisse nicht zu kurz kommen. Nur dann hört man auf zu kämpfen/ testen und wird auch mal zurückstecken um den anderen was gutes zu tun (Nachahmung mal wieder inbegriffen.).

Lass dir das mal durch den Kopf gehen. So wie du es aufzeigst, kann man es nicht stehen lassen.

LG

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und schon sind wir wieder bei der Definition "Erziehung" angelangt ;-)

Antwort von SusanneZ am 11.01.2007, 14:58 Uhr

ohne Text, aber LG

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erst einmal vorab: es gibt Erfahrungen im Leben,

Antwort von wassermann63 am 11.01.2007, 15:03 Uhr

die man erst einmal gemacht haben muss, um sie überhaupt zu verstehen.

Damit meine ich: ich mache in der letzten Zeit immer wieder gewise Erfahrunge mit meinem Großen oder, besser gesagt, erlebe Dinge mit ihm, die ich mir so nie hätte vorstellen wollen und können.

Glaube mir, ich habe mein eigenes Verhalten zig-mal überdacht und ggf. korrigiert. Aber es hilft nix: die Grundtendenz zum Egoismus auf Kosten anderer ist vorhanden und das kann ich so nicht tolerieren, nicht im gesamtheitlichen Kontext unserer Familie.

Es geht nicht, dass er sein Zimmer vor dem Kleinen verschließt bzw. ihm den Zutritt verweigert. Und er kurz darauf in das Zimmer des Kleinen kommt und dort die Spielsachen mutwillig (!) so lange und intensiv bespielt, bis die kaputt gehen (Beispiel: ein Zirkuszelt, welches beide jeweils in ihrem Zimmer haben). Oder er drangsaliert den Kleinen, der anfangs kichert, dann aber irgendwann anfängt zu jaulen, weil es ihm zu viel wird und vor allem weh tut. Und er hört nicht auf. Oder er nimmt sich die volle Kekspackung mit den Worten: ihr könnt ja was andres essen.

Ich behaupte nicht, dass Nichterziehung zu Egoismus führt, sondern sage vielmehr, dass im Falle meines Sohnes o.g. Konzept nicht greift.

Oder besser gesagt: ich habe noch nicht den Hebel gefunden, den ich betätigen muss, bei ihm oder bei mir, damit sich der aggressive Egoismus in einen defensiven Egoismus zum Selbstschutz verändert und als solcher niemandem schadet.

LG
JAcky

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Frage an Susanne und alle Nicht-Erzieher:

Antwort von wassermann63 am 11.01.2007, 15:24 Uhr

Hi,

im Anschluss an die obigen postings würde mich interessieren: wieviel (aggressiver) Egoismus ist, wenn überhaupt, Eurer Meinung nach vertretbar?

LG
JAcky

P.S. an Susanne: ich denke nicht, das nicht-Erziehungs-Konzept nicht verstanden zu haben, lasse mich aber gerne eines Besseren lehren, sollte es doch der Fall sein. Meine Kurzzusammenfassung wäre: nichts gegen den Willen des anderen erzwingen, aber auch: sich nichts gegen den eigenen Willen auferzwingen lassen. Ist das falsch?

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Re: Frage an Susanne und alle Nicht-Erzieher:

Antwort von SusanneZ am 11.01.2007, 16:05 Uhr

"im Anschluss an die obigen postings würde mich interessieren: wieviel (aggressiver) Egoismus ist, wenn überhaupt, Eurer Meinung nach vertretbar?"

Was du von deinem Großen beschreibst, würde ich zur Geschwisterrivalität zählen. ABER: Wenn dies soweit geht, dass Spielzeug des anderen zerstört wird und nicht nur das eigene beschützt wird/ sich gewehrt wird, dann finde ich das zu viel an normalen Maß.

Hat dein Großer das Dasein des Kleinen noch nicht verkraftet? Gibt es bei euch jemanden, der nur mal was mit dem Großen alleine macht (außer du)? Sicher kassiert er auch negative Punkte, wenn er den Kleinen angreift und schreibt diesen Umstand dann wieder den Kleinen zu? Zumindest denke ich, dass vielleicht an diesen Rahmenbedingungen was geändert werden müsste. Wie gesagt, es ist nur eine Vermutung von mir - schließlich schreibst du nix drum rum.

"Meine Kurzzusammenfassung wäre: nichts gegen den Willen des anderen erzwingen, aber auch: sich nichts gegen den eigenen Willen auferzwingen lassen. Ist das falsch?"

genau, so kann man das denke ich in ganz kurzer Form stehen lassen. erzwingen aber auch schon in Form von aufsetzen, ÜBERreden. Eure Grenze ist dort wo die des anderen anfängt. Aber nicht dort, wo einer denkt, dass sie beim anderen anfängt. Stichwort: Essensmenge, Fernsehzeit und Co.

Falls du es vorns so gemeint hast, dann entschuldige bitte, dass ich meinte "du hast es nicht verstanden". Aber ich meine dennoch, dass es bei Egoisten genauso möglich ist, nicht-zuerziehen. Da die Grenze beim anderen beginnt. Ich vermute wie gesagt, dass dein Sohn die Ankunft seines Bruders noch nicht weggesteckt hat und sich hinten dran gestellt fühlt (warum auch immer, ich will auch niemanden Vorwürfe machen) und deshalb auf Teufel komm raus, sich alles erkämpfen was er meint, das er sich positiv zuschreiben könnte. Dadurch das Bild des maßlosen Egoismus. Kann das sein?

LG

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Re: Frage an Susanne und alle Nicht-Erzieher:

Antwort von wassermann63 am 11.01.2007, 16:11 Uhr

Hi,

ja, es hat die Ankunft (auch wenn schon ca. 2 Jahre her) noch nicht so richtig verkraftet und es hat sich bisher noch kein "schönes, friedliches und harmonisches brüderliches Verhältnis" eingestellt. Zeitweise spielen sie zwar ganz nett miteinander, aber eben nur eine zeitlang.

Seine Oma unternimmt viel mit ihm ganz allein, denn er ist ihr Schützling, ganz offensichtlich (was mich persönlich nicht ganz so glücklich macht, denn ich halte das für nicht korrekt dem Kleinen gegenüber).

Wie du schon sagtest, er hat es noch nicht verkraftet. Was kann ich tun, DAMIT er es verkraftet und sich bewusst wird, dass sein Bruder kein Widersacher, sondern ein allerliebstes Geschenk für uns alle ist, so wie er selbst auch?

LG
JAcky

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Re: Frage an Susanne und alle Nicht-Erzieher:

Antwort von SusanneZ am 11.01.2007, 16:59 Uhr

Naja, ich bleibe mal hauptsächlich bei der Loslösung.

Wen hat er denn als Loslösungsvorbild? Oma oder Papa?

Wen hat der Kleine als Loslösungsvorbild?

Wenn es beim Älteren Oma sein sollte, dann wäre es sinnvoll in den sauren Apfel zu beißen und es zuzulassen. Damit das Loslösungsbedürfnis mal passé ist und nicht mehr Urheber spielen kann. Aber auch mal mit Oma sprechen. Denn das was die Oma bzgl. Kind als Beschützer angeht, sehe ich wie du. Das Kind sollte weder über Oma noch unter ihr stehen, mal genau genommen. Inwieweit sie ihre Bedürfnisse zurücksteckt für ihren Beschützer weiß ich natürlich nicht, aber das wäre nicht Sinn der Sache ;-)

Wenn beide das gleiche Loslösungsvorbild haben, wird es schon komplizierter. Dennoch würde ich es dann als sinnvoller erachten, wenn erstmal der Große vorrangig in seinem Loslösungsbestreben vorangebracht wird. Loslösungsvorbild und beide Kinder gemeinsam bei einem Ausflug, halte ich nicht als sinnvoll. Denn das würde nur signalisieren, dass der "Miesetäter" auch noch die zweite Bezugsperson einnimmt. Der Kleine sollte dann vielleicht in dieser Zeit zu einer Ersatzbezugsperson (die er auch akzeptiert) gehen können, sodass er ein wenig entschädigt wird. Vielleicht erzählt man ihm besser auch nicht, dass der Papa und der Große etwas zusammen unternehmen. Nicht, dass er dann auch noch eifersüchtig wird. Es würde natürlich erstmal viel Aufwand für diese Person sein, aber es lohnt sich sicher im Sinne aller.

Ich denke allein durch Gemeinsamkeit und Gleichstellung ist dies nicht zu schaffen, sondern vorrangig über die Loslösung. Ansonsten bei Rivalitäten nicht ganz so streng sein, sondern nur im ruhigen Gespräch klären, was los war und wie man es anders regeln kann. Also so, dass beide ohne Nachteil aus der Situation gehen. Da der Kleine sicher sprachlich noch unterlegen ist, hat man es besser gesehen oder weißt eben darauf hin "dass er auch dabei war". Natürlich ist sonst Gemeinschaftlichkeit (gemeinsamer Fernsehabend, Mahlzeiten, Basteln,... anbieten) sicher förderlich, reicht aber lediglich in dieser Situation sicherlich nicht. Dass du die Geschwister gleichbehandelst - davon gehe ich mal aus.

Gibt es auch mal Situationen, in denen man argumentieren könnte "zusammen würdet ihr das besser schaffen". Also wo zusammen die "Ausbeute" größer ist als einzeln. (Zusammenhalt etwas fördern)

Es ist eine sehr schwierige Situation, da beide ein Loslösungsbedürfnis haben und beim Großen diese Phase eigentlich schon beinah abgeschlossen sein sollte. Er aber anscheinend noch drin steckt.

Vielleicht kann auch ein Gespräch zwischen dir/Papa und dem Großen etwas bewirken. Frag ihn ruhig auch mal, was ihn konkret stört. Vermutlich sind die Antworten nicht so präzise, dass es klar auf der Hand liegt, was er genau möchte - aber sie können sicher einen Hinweis auf den Grund geben.

Eine Rest Rivalität wird sicher bleiben, aber die absichtliche, und scheinbar! grundlose Zerstörung des Eigentums des anderen, sollte dann denke ich nicht mehr auftreten.

LG und wünsche euch viel Erfolg

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Re: meine Gedanken zum Thema Erziehung

Antwort von vina am 11.01.2007, 18:00 Uhr

Liebe Leena,

Zitat
"Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht."
Zitatende

Kann ich schon verstehen, dass du dich ans GG hältst. Aber da der Staat es im Bezug auf die Schulpflicht selber aushebelt... was soll das? Wo ist da der Sinn derartiger Gesetze? Da wird dir dieses "natürliche Recht" nämlich genommen, die Pflicht "obliegt" dir nicht mehr "zuvörderst". Mal ganz davon abgesehen: wie bricht man dieses Recht? In dem man sich zur Nicht-Erziehung bekennt?

"Hallo hier, ich erziehe meine Kinder nicht, die benehmen sich dennoch wie normale Menschen." Und nun? "He, aber Sie wissen schon, dass es ihre zuvörderste Pflicht ist, diese Kinder zu erziehen."
"Weiß ich schon, Euer Ehren, aber ich weiß im Moment nicht, wo ich ansetzen soll. Die benehmen sich so normal." :-)

LG
vina

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Klink mich mal kurz ein

Antwort von Frosch am 11.01.2007, 19:33 Uhr

Hallo!

Ein Patentrezept habe ich auch nicht.

Aber wie bist Du ihm gegenüber? Ich merke, wenn ich selber angespannt bin (milde ausgedrückt) ist mein Sohn mein Abbild. Ich versuche dann, besonders ruhig zu bleiben, und das MACHT mich dann auch ruhig. Und das färbt auf Sohnemann ab.

Daß er so einen ausgeprägten Egoismus hat, ist natürlich nicht schön. Aber meine Schwester war/ist genauso: Nach mir die Sintflut. Sie nimmt sich, ist in finanziellen Dingen sehr locker, wenn es um geliehenes Geld oder Finanzen geht. Sie war schon als Kind so. Ich will Dich nicht demotivieren, im Gegenteil: Meine Mutter hat bei ihr auch eher nicht erzogen. Klare Grenzen gesetzt, aber meine Schwester ist ein Sturkopf sondersgleichen (hat sie vom Vater).

Klar ist er der Prinz, wenn er alleine bei Oma ist. Und ist groß genug, das auszunutzen - auch bei Dir.

Wie geht denn Dein Mann mit ihm um? Seid Ihr Euch einig in der Erziehung? Nehmt Ihr euch mindestens für den Großen genauso viel Zeit wie für den kleinen? Es ist auch wichtig, daß der Große ALLEINE mit Dir/Deinem Mann etwas unternimmt.

Vielleicht sieht er im Bruder eine Konkurrenz. Und hat das Gefühl, der Kleine bekommt mehr Liebe als er? Und es ist klar, daß er dann um Aufmerksamkeit buhlt, auch wenn die Aufmerksamkeit negativ ist. Hauptsache, Aufmerksamkeit erfahren.

Liebe Jacky, alleine daß Du Dir so viele Gedanken machst, zeigt, daß Dir die Erziehung nicht egal ist. Und ich bin der Meinung, daß auch Nichterzieher in gewisser Weise erziehen (ich will keine Diskussion darüber auslösen). Aber es gibt Kinder, die nunmal vom Charakter her eher klarere Grenzen brauchen. Und wenn sie diese nicht bekommen und die Eltern sehr schwammig agieren, wird auch das Kind Schwierigkeiten haben, einen "Halt" zu finden.

LG Antje

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an Antje

Antwort von wassermann63 am 11.01.2007, 19:59 Uhr

Hallole,

ja, ich mach mir wahrlich ständig Gedanken und wünsch mir manchmal einfach, alles irgendwie gelassener zu sehen, die Kids rumkreischen zu lassen und nicht auf jeden Pieps und Pups zu reagieren. Selbiges Patentrezept wird mir auch immer wieder von Göga vorgebetet, fruchtet aber offensichtlich bei meinem eher *ähm* dick ausgerüstetem Kopf, um nicht zu sagen "Dicksturkopf" eher weniger ;-(

Baldrian & Co. haben bei mir gestern wieder voll versagt, weil nicht eingenommen. Und tatsächlich: die Kinder imitieren auch mein Rumgekreische, ebenso wie die doch auch vorhandenen ruhigen Momente ;-) Da muss ich wirklich mehr an mir arbeiten. Dass das geht, hast du mir ja geschrieben.

Die Gleichbehandlung beider Kinder ist faktisch nicht immer möglich, vor allem aufgrund der Tatsache, dass ich den Kleinen noch stille. Also gibt es automatisch viel mehr "intime" Momente mit ihm als mit dem Großen. Der Große war auch nie so verkuschelt wie der Kleine (hatte sich z.B. von selbst nach 9 Monaten abgestillt). Und sich permanent von Muttern abknutschen lassen iss auch nich drin ;-( (beim Kleinen schon). Es kommt schon so wiet, dass ich den Kleinen heimlich abknutsche - voll daneben, ich weiß.

Ich denke, es könnte wirklich an der noch nicht volständig abgeschlossenen Loslösung liegen, denn die Geburt des Kleinen kam just in dem Moment, in welchem sich der Große von Mama abnabeln wollte, in Richtung Papa hin. Und genau in dem Moment hat mein Mann mit dem Hausbau begonnen. Das heißt, Ablösungswille da, aber kein Ablösungsvorbild. Das hat dann teilweise meine Mutter übernommen, doch kommt sie nur einmal die Woche und von daher funzt das auch nicht so richtig.

Ich denke, ich werde den Großen jetzt eher in Richtung Papaorientieren, so aus der Serie: Papa braucht deine Hilfe beim Nägel holen usw. Denn Vatern ist jetzt wieder mehr zu Hause, hat ja schließlich die ganze Bude fertig gestellt und führt jetzt nur noch Feinarbeiten durch.

Einig in der Erziehung sind wir uns leider nicht, denn Göga hat 8 (!) Geschwister und icke keine. Du kannst dir vorstellen, wie relativ unkompliziert Erziehung für ihn ist und wie relativ schwer mir die gleichartige Erziehung von zwei Kindern fällt. Zudem ist er eher autoritär und ich eher Freiheitliebend und beide zusammen stur *örks*

Jedenfalls habe ich jetzt mal wieder a bissle was zum Grübeln.

Liebe Grüße
Jacky

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öäh?

Antwort von roma am 11.01.2007, 21:31 Uhr

Huhu

"Aber da der Staat es im Bezug auf die Schulpflicht selber aushebelt..."

-> versteh ich nicht, wieso hebelt der Staat sich selber aus? Erklär ma bitte!

lg - roma

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Re: öäh?

Antwort von ny152 am 11.01.2007, 21:42 Uhr

na, weil in der schule ja nicht mehr die eltern, sondern die institution schule erzieht. also obliegt in diesem falle die erziehungspflicht dem staat in form der schule - und nicht mehr den eltern. also grundgesetzt mal flugs ausgehebelt. sagen die nicht-erzieher.

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Re: öäh?

Antwort von vina am 11.01.2007, 22:20 Uhr

Hallo roma, hallo ny152,

erstmal sagen das nicht die nicht-erzieher, sondern ich. außerdem meine ich das anders :-)
nämlich laut GG hast du das natürliche Recht als eltern und auch die Pflicht, dich um deinen nachwuchs zu kümmern, ihn zu pflegen und zu erziehen. geht es um die schule wird dir dieses recht genommen. du kannst nicht entscheiden, ob dein kind in die schule geht oder nicht, oder erst später. du hast auch keinerlei einfluss darauf, wie es dort behandelt wird.

lg
vina

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Grundgesetz als Abwehrrecht

Antwort von olefin am 11.01.2007, 23:27 Uhr

Hallo Leena,

Zitat
Ich (als braver Beamter) halte ich, was das Thema "Erziehung" anbelangt, ganz brav ans Grundgesetz, Art. 6 Abs. 2 S. 1 GG: "Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht."
Zitat

Und ich als braver Beamter sehe die Grundrechte als Abwehrrechte des Bürgers gegen den Staat (So sehen dies übrigens auch das BVerfG und die Kommentierung).

Grüße

olefin

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Re: öäh?

Antwort von roma am 11.01.2007, 23:43 Uhr

Huhu!

Laut GG darf Schule gar nicht erziehen. Es gibt einen Bildungsauftrag, aber doch keinen Erziehungsauftrag ...

lg - roma

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Re: öäh?

Antwort von ny152 am 12.01.2007, 0:19 Uhr

das stimmt. nur sieht die praxis anders aus. in schulen wird natürlich auch erzogen. es werden erziehungsmaßnahmen ergriffen, das steht sogar so im schulgesetz.

meine kinder sind bisher in noch keiner institution (weder schule noch kindergarten), aber ich habe die vorstellung, dass ein kind durch sein zuhause geprägt wird, weniger durch die institution, die es besucht. durch die natürlich auch, aber entscheidend für den weiteren lebensweg ist allein das zuhause, die familie, der umgang mit dem kind in dieser.

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@Jacky!

Antwort von krueml am 12.01.2007, 9:36 Uhr

Hey, das macht meine haargenauso! Sich selbst im Zimmer einsperren, den kleinen Bruder rausschmeissen aber dann nachher ihn im Zimmer besuchen, Alles bespielen, ihm die Sachen wegnehmen,....

Wenn ich Deine Postings lese, habe ich jedes Mal wieder ein Déjà Vu! :-)

Deswegen glaube ich, dass man das nur nachvollziehen kann wenn man solche Kinder hat. Das merke ich immer wieder. Es gibt keine "einfachen" Lösungen.

LG,
Chrissie

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Re: öäh?

Antwort von roma am 12.01.2007, 13:09 Uhr

Huhu!

Also erstmal darf "Erziehen" nicht mit "Reagieren auf eine Verletzung der Schulordnung, die das Miteinander an der Schule regelt und der Eltern und Schüler bei der Anmeldung an die Schule zugestimmt haben" verwechselt haben. Darüberhinaus wird viel weniger "erzogen" als sich die meisten vorstellen ... wieviel Zeit soll ich denn auch noch zum "Erziehen" haben, wenn ich vorrangig (aus)bilden soll? Also sieh dem Besuch der staatlichen Organisationen gelassen entgegen ...

lg - roma

P.S.: Es sind interessanterweise meistens die Eltern, die einem Erziehungsmaßnahmen "abverlangen" ("Schmeißen Sie ihn raus, lassen Sie ihn nachsitzen, machen Sie mehr Druck")

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@ny152

Antwort von krueml am 12.01.2007, 16:47 Uhr

Ich wollte nur anmerken, dass ich auch Deiner Meinung bin. Meine Kinder gehen beide in den Kindergarten und schon die kleinsten machen einen deutlichen Unterschied in zu Hause und Kindergarten. Der Kindergarten hat andere Regeln und die funktionieren dort auch wunderbar und werden akzeptiert. Zu Hause gibt es andere Regeln und auch das ist ok. Kinder können sich also wunderbar der jeweiligen Situation anpassen und ich bin überzeugt, dasssie das Grundgerüst von zu Hause mitbekommen da sie sich an ihren wichtigsten Bezugspersonen orientieren und ich hoffe doch stark, dass das wir Eltern sind. ;-)

In unserem Kindergarten (oder Krippe?) nehmen sie schon Babies ab 3 Monaten. Selbst die Babies merken sehr schnell, dass es dort anders läuft und akzeptieren viele Dinge die sie zu Hause nicht tolerieren. Das habe ich schon ein paar Mal erlebt, besonders bei den sogenannten "Übermüttern" die ihr Kind völlig betüddeln und überbehüten. das angeblich so schwierige Kind schläft dort problemlos ein, isst Alles etc. :-)

Viele Grüsse,
Chrissie

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