Die Geburt

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Geschrieben von diesesüßen am 18.01.2020, 21:04 Uhr

Schöne Hausgeburt von Elias

Hier der Bericht von unserer ersten Hausgeburt, 2. Kind:

Nachdem unser Großer im Krankenhaus nach Einleitung mit Wehencocktail an ET+10 (weil angeblich zu wenig Fruchtwasser (da kam am Ende der Geburt aber ein ordentlicher Schwall) und Plazenta verkalkt - wo andere Ärzte mir später sagten, dass sie deshalb nicht einleiten würden weil die Natur das schon genau so will) nach 15 Stunden Wehen (zwischen welchen ich eingeschlafen bin und irgendwann wie auf Drogen und nicht mehr ansprechbar war) und am Ende PDA geboren wurde, kam diesmal alles anders.

Wir hatten eine Hausgeburt mit zwei wundervollen Hebammen, deren Vertrauen ins Leben und in die Babies als Wolke um sie rum zu sein schien, geplant. Doch für mich war aufgrund der Vorgeschichte nicht so richtig denkbar, dass die Geburt ohne Anstupser losgehen könnte...
Mein Mann war noch am ET auf eine Dienstreise nach Frankreich gefahren (wie verrückt im Nachhinein! aber wir gingen einfach wegen der 1. Geburt davon aus, dass ich weit übertragen würde...) und kam an ET+1 abends völlig erschöpft nachhause und schlief um 21h schon wie ein Stein. Mein Schleimpropf hatte sich an diesem Tag gelöst und um etwa 00:00 wachte ich auf und ging auf Toilette. Als ich mich wieder hinlegte spürte ich die ersten menstruationsartigen Schmerzen die recht schnell so stark wurden, dass ich anfing zu tönen. Mein Mann wachte auf und fragte mich, ob ich Übungen machen würde, nein, das Baby kommt erwiderte ich, was mir selbst komisch vorkam. Aber ich war so so so glücklich und dankbar, dass die Geburt tatsächlich von alleine los ging - diese Freude und Dankbarkeit zog sich durch die gesamte Geburt... Wir riefen also recht bald die Hebamme unseres Vertrauens an, welche uns versicherte, bald los zu fahren. Sie war dann etwa um 1:00 Uhr da, untersuchte mich und war guter Dinge. Mein Mann baute den Gebärpool im Wohnzimmer auf und lies Wasser hinein laufen. Ich bekam aber nur noch sehr wenig mit, denn mein Power-Baby lies mir keine Wehenpause... Wenn ich mich auf dem Sofa, auf dem ich kniete und auf dessen Rückenteil ich mich bei den Wehen recht laut tönend abstützte, hin legen wollte, weil eine Wehe gerade schwächer wurde, so musste ich direkt wieder hoch, da die nächste heran rollte... Mir half es ungemein innerlich langsam bis 5 zu zählen beim Ausatmen und das immer und immer wieder bis die Wehe schwächer wurde. Wenn ich dann aufgrund der stärker werdenden Wehen in höheres Tönen verfiel half mir meine Hebamme tiefenentspannt (gerade am Tisch sitzend und dokumentierend und Tee trinkend) indem sie in tiefen Tönen "vortönte". Einmal fragte ich sie in einer Art Wehenpause ob sie froh wäre, dass sie nie wieder eine Geburt machen müsse. Nein, sie würde es jeder Zeit wieder tun! (Was ich heute so gut verstehe.. ;)) Aufgrund meiner Frage denke ich, dass ich kurz vor oder schon in der Übergangsphase war.
Ich ging dann um ca. 3h in den Pool, die Wehen wurden zwar kräftiger aber ich hatte endlich ein paar schöne Pausen. Ich erinnere mich, wie ich in einer Pause aufschaute und die zwei Hebammen und meinen Mann auf dem Sofa sitzen und mich anschauen sah, 3 Augenpaare, wie die Hühner auf der Stange... Das hat mich ein bisschen aus dem Konzept gebracht, à la: langweilen sie sich?
Mir wurde dann abwechselnd kalt und heiß und mir war speiübel... Die Schüssel schwamm neben mir im Wasser und ich nahm sie auch ab und zu, musste mich aber nicht übergeben. Mein Mann kam dann mit ins Wasser und es war bald klar, dass ich ganz eröffnet war. Eine der Hebammen untersuchte mich und wechselte einen Blick mit der anderen und machte ein Zeichen, was mir nicht entging. (Auch das brachte mich ein wenig aus dem Konzept.) Sie meinte dann aber: "Erzähl deinem Kind nochmal von der Drehbewegung, die es jetzt machen muss, damit es richtig raus kommen kann..." Aha. Der Kopf ist nicht richtig eingedreht. Ich redete innerlich mit dem Baby, stellte mir die Spirale vor, und siehe da, schon rollte die erste Presswehe heran (soooo fühlt sich das an, wenn man keine PDA hat...? Waaaaahnsinn!!!!) ein immenser Druck nach unten/hinten, auch auf mein Steißbein. Mensch war ich stolz auf meinen Körper!!! Ich hielt meinen Mann umschlungen und kniete im Pool. Ich brüllte wie eine Löwin bei jeder Presswehe statt zu pressen (und lies mir diesmal nicht verbieten währenddessen so laut zu sein wie es für mich sich richtig anfühlt!*), trotz des Gefühls dass das Steißbein zu brechen droht, und siehe da, nach 5 oder 6 solcher Naturgewalten (über die ich wirklich nur staunen kann!) war unser kleiner, süßer Elias geboren. Ich drehte mich um und er schaute mich durch das Wasser hindurch an, ich nahm ihn heraus und er fing direkt an zu protestieren, obgleich wir kaum Licht im Zimmer hatten. Wir verdrückten unsere Freudentränen... Viereinhalb Stunden pure Konzentration und einfach meinen Körper und das Kind machen lassen... Wahnsinn! Und dieses gesunde, proppere Kerlchen, das einfach wusste, was es zu tun hatte... Mein Gott, war ich stolz! Er schaute dann seine Umgebung in Ruhe an, noch nass und glitschig, halb im Wasser, halb zugedeckt mit einem Handtuch.
Bald darauf kam auch schon die Plazenta, mein Mann verließ dann schnell das sich dunkelrot färbende Wasser.. ;)) Wir legten sie für die Lotusgeburt in eine Schüssel und wir zogen dann um auf das Sofa. Ich war in der Scheide gerissen und die Hebammen befanden dass es gut sei, ich würde mit drei Stichen genäht werden. Es war aber völlig aushaltbar mit meinem Prachtskerl im Arm, der schon stillte... Pures Glück!

PS: Unser Großer, der damals anderthalb war, verschlief die ganze Geburt im Nebenzimmer. Unsere Hebamme hatte schon im Vorfeld gemeint, dass 99% der großen Geschwister, auch wenn sie sonst nie durchschlafen, die (Haus-)Geburt ihrer Geschwister verschlafen.
Und: zu keiner Zeit hatte ich Angst, etwas könnte schief gehen oder hätte mir den OP ins Nebenzimmer gewünscht oder ein CTG an meinen Bauch oder sonst etwas... diese einzigartige Atmosphäre, als wäre ich mit der Natur und mit allem eins, kannte ich so nicht von meiner Klinik-Geburt. Ich war wie in Trance, so dass ich trotz der heftigen Wehen dankbar und froh bleiben konnte und auch nie dachte, ich möchte jetzt sofort eine PDA.
Ich bin stolz auf meinen Mann, der erst sehr skeptisch war der Hausgeburt gegenüber (er kommt aus Frankreich ;)) aber sich recht schnell öffnen konnte und dann direkt absoluter Fan wurde. Was wunderschön war: Er hat mir im Pool immer wieder einen Becher warmen Wassers über den Rücken laufen lassen. Herrlich! :))


*bei meiner ersten Geburt habe ich die Presswehen gespürt, weil ich darum gebeten hatte, die PDA nicht wieder aufzuspritzen. Ich hab dann bei der ersten Presswehen eben auch meinem Gefühl freien Lauf gelassen, mit zu tönen. Leider haben mich Hebamme und Ärztin dann angeleitet ohne Geräusch so doll zu pressen wie es für mich möglich war. Bei der zweiten Geburt wusste ich aber, wie schlecht das für das Baby ist (nicht genug Sauerstoff) und für den Körper (Beckenboden leidet extrem). Außerdem verkrampfen sich dabei Mund und Kiefer, was auch den gesamten Geburtsbereich eher verschließt als öffnet...

 
1 Antwort:

Re: Schöne Hausgeburt von Elias

Antwort von Alina2019 am 23.01.2020, 23:17 Uhr

Vielen Dank für diesen ausführlichen und positiven Bericht! Ich finde es sehr mutig sich für eine Hausgeburt zu entscheiden und bin froh dass alles gut ausgegangen ist bei euch :)

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