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Geschrieben von daide am 26.10.2022, 16:13 Uhr

Schulfrust

Hallo,
ich habe hier schon häufiger geschrieben, deshalb will ich jetzt nicht nochmal alle Krankheitsdetails auflisten. Wer sich nicht erinnert, kann gern nachlesen…

Unsere Tochter ist inzwischen 14 und neben den sozialen Kontakten, die mal besser mal schlechter laufen, ist Schule ihr größtes Problem. Nicht kognitiv (bis auf Mathe, das versteht sie einfach nicht), sondern was das „System“ Schule angeht. Seit der ersten Klasse (also nunmehr 9 Jahre) diskutiert und schimpft sie darüber, dass das System so starr ist, man nur über Leistung, sprich Noten, definiert wird, der Unterricht so trocken ist, sie sich langweilt oder überfordert fühlt, ihre Motivation nicht gekitzelt wird, usw. Ich kann das größtenteils auch nachvollziehen. Aktuell kommt dazu, dass manche Lehrer katastrophieren, was die momentanen Probleme auf der Welt angeht und alles noch düsterer malen als es sowieso schon ist. Das zieht sie zusätzlich runter.

Ihre eigentlichen Interessen pflegt sie nachmittags, und natürlich hängt sie viel am Handy. Sie hat tatsächlich noch nie für irgendwas gelernt, sagt, sie weiß gar nicht, wie das geht. Hausaufgaben hat sie zumindest im letzten Jahr nicht gemacht. Die Noten sind trotzdem - von der 4 in Mathe abgesehen - absolut in Ordnung.

Nun geht es in großen Schritten Richtung Realschulabschluss nächstes Jahr und die Lehrer machen ordentlich Druck. Bei ihr führt das dazu, dass sie komplett dicht macht. Was also tun? Das Jahr zu wiederholen wäre für uns Eltern absolut ok, für das Kind wäre es die Höchststrafe. Sie sagt, sie kann einfach nicht mehr. Allein der Weg in die Schule verursacht ihr Übelkeit und Bauchgrummeln, die Aussicht, dort 6-7 Schulstunden ihre Zeit zu „vergeuden“, gibt ihr den Rest.
Habt Ihr eine Idee, wie wir die letzten knapp 2 Schuljahre einigermaßen unbeschadet rumbringen? Irgendwelche Tipps oder Erfahrungen?
Ich glaube, wenn diese Durststrecke überwunden ist und sie eine Ausbildung machen kann, die ihr liegt, wird alles besser. Aber bis dahin dauert‘s eben noch…

Danke schon mal!
daide

 
4 Antworten:

Re: Schulfrust

Antwort von Hexenmami79 am 27.10.2022, 20:13 Uhr

Wenn sie nicht wiederholen mag, muss sie da dann wohl durch. Signalisiert ihr, dass dies keine vergeudete Lebenszeit ist. Unterstützt sie dabei die Schule durchzuziehen. In dem Alter haben viele nicht die Motivation, können aber nicht abschätzen, wie wichtig ein Schulabschluss für das Leben ist. Wenn Ihr als Eltern positiv seid und dies gut vermittelt und nicht in die selber Kerbe haut und sie nicht evt. sogar bemitleidet oder bestärkt in ihrer Schulunlust, ist die Chance natürlich größer.
Ich habe beruflich viel mit Praktikanten, FSJ´lern zu tun. Auch mit solchen die Probleme haben. In den Jahren habe ich festgestellt, dass es eher hinderlich ist die Kinder vor allem bewahren zu wollen. Manchmal muss man unangenehme Dinge durchziehen. Es geschafft zu haben, stärkt das Selbstvertrauen. Ganz wichtig.

(Im Übrigen weiß ich wovon ich spreche: ADS in der Kindheit, soziale Ängste; Essstörung. Mich hat deutlich behindert, dass meine Mutter mir alles abgenommen hat. Unangehmes aus dem Weg geräumt hat oder ich erst gar nicht machen musste. Ich habe hart gekämpft um da hin zu kommen, wo ich jetzt bin ... Realschulabschluss, Ausbildung, Fachabi, Studium + Zusatzausbildung und nun Leitungsfunktion... das konnte ich erst nach dem ich mich von meiner Mutter gelöst habe)

Und... es ist ein Trugschluss zu glauben, dass es in der Ausbildung dann alles anders wird. Auch da herrschen Regeln und Struktur. Auch wenn man die Ausbildung selbst gewählt hat, Freude an dem Bereich hat- ohne Durchhaltevermögen und ein gewisses Grad an Disziplin funktioniert das nicht.

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Re: Schulfrust

Antwort von daide am 27.10.2022, 20:49 Uhr

Hallo,
vielen Dank für Deine ausführliche Antwort!
Selbstverständlich versuchen wir Ihr zu vermitteln, wie wichtig ein ordentlicher Schulabschluss ist. Und wenn es bei ihr „nur“ pubertäre Unlust wäre, wären wir da auch noch weit strikter und deutlicher in unserer Haltung.

Wenn ich aber ihre Verzweiflung sehe und wie sehr sie das in ihre „grauen Phasen“ (=depressive Verstimmungen) abgleiten lässt, bin ich ratlos und frage mich, wie sie das noch zwei Jahre schaffen soll. Ein normaler Schultag ohne irgendetwas Anstrengendes verlangt ihr schon so viel ab, dass sie völlig fertig heimkommt. Ggf. müssen wir nochmal mit der Ärztin sprechen, ob eine Anpassung der Medikation Sinn macht. Mal sehen…

Ich danke Dir auf jeden Fall für Deine reflektierte Meinung!
LG daide

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Re: Schulfrust

Antwort von desireekk am 05.11.2022, 16:22 Uhr

1.) Habt ihr jemals an eine alternative Schulform gedacht?

An eine Schule die anders an die Dinge rangeht?

Versteht mich nicht falsch, ich finde schon dass sich JEDER ein er Gesellschaft einfügen muss, es geht nun mal nicht anders.
Aber alternative Schulen gibt es ja nicht "umsonst", sondern weil manchmal anders gedacht werden sollte.

2.) Hat Eure Tochter Therapie? Wo sie Anleitung / Strategien erhalten könnte wie man an ungeliebte Dinge herangehen kann?

VG

D

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Re: Schulfrust

Antwort von daide am 05.11.2022, 21:45 Uhr

Hallo,

danke für Deine Antwort. Ja, wir haben - zumindest ganz am Anfang der Schullaufbahn - schon über Alternativen nachgedacht. Es gab damals hier am Ort eine Schule nach Jenaplan-Konzept. Das hätten wir uns gut vorstellen können. Die Kosten hätten allerdings unser Budget mehr als gesprengt. Zusätzlich wurde der Standort verlegt.
Waldorf- und Montessori-Schule hatten wir eher weniger auf dem Plan, weil vom Schulweg her zu umständlich. Also normale Grundschule. Hat ja weitestgehend auch gut geklappt. Im Nachhinein war es (überwiegend) richtig, ihr ein klares Gerüst zu geben, innerhalb dessen sie sich entwickeln und verhalten konnte und kann.

Wir haben uns dann bewusst trotz Gymnasialempfehlung für die katholische Mädchenrealschule entschieden. Klein und übersichtlich, engagierte Lehrer, Ansatz: Mädchen lernen anders als Jungs, vor allem in den Naturwissenschaften. Auch das war bisher die richtige Entscheidung, auf ganz vielen Ebenen. Ob es jetzt, eineinhalb Jahre vor dem Realschulabschluss, Sinn macht, die Schule zu wechseln, ganz anders an das Lernen heranzugehen (was ja vermutlich auch erst „gelernt“ werden muss), weiß ich nicht. Am Ende (also nächstes Schuljahr) braucht es ja dann doch Noten/Bewertung. DAS ist ja das, was sie ank*** …

Aber ja, wir müssen bei ihr wirklich anders denken, andere Maßstäbe ansetzen. Wir werden ihr nun anbieten, dass sie nach der 9. Klasse abgehen kann, quasi mit Hauptschulabschluss. Natürlich müsste sie dann eine Lehre machen. Wir werden ihr alle Vor- und Nachteile aufzeigen (Berufsschule müsste sie ja trotzdem machen) und wenn ich sie nicht ganz falsch einschätze, wird sie sich dann für den normalen Realschulabschluss entscheiden. Einfach, weil wir ihr die Wahl lassen und sie entscheiden darf.

Und ja, natürlich, sie ist dauerhaft in therapeutischer Behandlung und die Ärztin ist phantastisch. Sie hat einen sehr guten Zugang zu unserer Tochter und geht ihre Baustellen systematisch mit ihr an.

Danke Dir für Deine Meinung!

LG daide

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