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Geschrieben von Korya am 01.10.2019, 2:14 Uhr

aufgreifen des Themas unten

Nynaeve, ich antworte auf deinen Post, aber ich nehme es eher als Ausgangspunkt für ein paar Gedanken, es geht mir gar nicht um deine einzelnen Fragen.

Weißt du was mich an unserer Gesellschaft rasend macht? Diese ständige Kampf gegen die Windmühlen der Fairniss. Ich weiß nicht, wer uns Deutschen die Mär erzählt hat, dass ein Gleichgewicht erreicht werden kann, wenn man nur laut genug danach ruft. Es funktioniert nicht! Das Leben ist nicht fair, Punkt. War es nie, ist es nie, wird es nie sein.
Wir werden gesellschaftliche Fragen nicht lösen, wenn wir immer nur an Einzelschicksale heranzoomen. Es ist zielführender, sich drei, vier Fallbeispiele heraus zu greifen, hinter denen genug Masse steht - und dann anhand derer die Auswirkungen der Rädchen prüfen. Sonst drehen wir uns nur im Kreis.

Es gibt noch eine zweite Sache, die mich rasend macht, und ich habe immer mehr das Gefühl, sie hängt mit dem ersten zusammen: die deutschen Oberbedenkenträger. Ich arbeite in einer internationalen Firma, und wirklich JEDES Mal, wenn eine Idee, ein Verbesserungsvorschlag in unserem internen Forum geteilt wird, kommt aus dem Ausland konstruktives Feedback, interessantes Weiterspinnen, Lob... Aus Deutschland immer nur: Geht nicht. Kann nicht. Will nicht.

Ich komme langsam zu der Überzeugung, es liegt an unserer Gerechtigkeitsidee. Sie ist zu einem "ich habe ein Recht auf xyz" entartet, in dem wir uns wohlig suhlen. Neues wird grundsätzlich erstmal kritisch beäugt, denn die mühsam vorgespielte Sicherheit, mein Recht auf xyz, könnte gefährdet sein.
Dieser Grundtenor geht einher mit einem über die Jahrzehnte gewachsenen und nun übermäßig eingreifenden Sozialstaat. Er versucht ständig aufs Neue, Gerechtigkeiten zu schaffen, wo es diese nicht gibt, und stattdessen nur den Ruf nach diesem widerlichen "das ist mein Recht" verstärken. Dabei kommt die Gesetzgebung vom hundertsten ins tausendste, verfängt sich in den eigenen Stricken und bremst die Umsetzung neuer Ideen bis zur Erstickung ab.

Ein zu starkes Netz führt unter diesen Umständen nicht zu mehr Risikobereitschaft, sondern zu weniger - weil es einem ständig aufzeigt, was man verlieren kann. Besitz schafft Neider, und Besitz, den man sich nicht erarbeitet, indem man die eigenen Grenzen immer neu wagt und endlich verschiebt, generiert höhere unterschwellige Verlustängste als bei einem Stehaufmännchen, das sich immer neu erfinden kann.

Ich hätte gerne mehr Stehaufmännchen, mehr die es wagen, fallen, und wieder aufstehen, um es erneut wagen - weil in der Gesellschaft guten Ideen wieder mehr Wohlwollen begegnet.

 
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