Rund um die Erziehung

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Geschrieben von solelo am 05.11.2006, 13:58 Uhr

interessant - noch mal an vina

Ich bin zwar nicht Vina, aber ich wollte gerne antworten :-)

***du möchtest dein kind ja auch zu etwas machen, nämlich zu einem autonomen, starken, selbstbewussten menschen.***

Ich denke, du hast da einen Denkfehler. Es geht nicht darum, seinen gesunden Menschenverstand auszuschalten. Einfach, weil man sein Kind liebt, wünscht man sich natürlich das beste für sein Kind. Natürlich wäre es zumindest in dieser Gesellschaft "besesr", wenn es selbstbewusst ist, etc. Der Unterschied ist, dass wenn wir sehen, dass er das einfach nicht IST, wir nicht dann irgendwie durch traditionelle "Erziehungsmittel" benutzen, um das "Ziel" partout zu erreichen (eine Freundin lies ihre Tochter z.B. "punkte" sammeln, wenn sie "tapfer und mutig" war und nach 10 Punkten kriegte sie ein Geschenk...).

***du möchtest verhindern, dass es angepasst, duckmäuserisch, unsicher und schwach wird.***

Wer will das denn nicht? Das hat nichts mit Erziehung zu tun. Das hat einfach mit Liebe zum Kind zu tun. Wie man diesen Wunsch umsetzt, das ist entweder Erziehung oder eben nicht.

***Warum kann ich das nicht auch erziehen nennen? ***

Weil es das nicht ist, wenn du auch *akzeptieren* kannst, dass trotz Vorbild und Freiheit dein Kind nicht so wird, wie es sich "jeder" wünscht (nicht nur Nichterzieher!) und wenn du eben nicht diese Erziehungstricks verwendest.

****ein aufwachsen lassen mit einer ganz bestimmten intention und einer ganz bestimmten zielsetzung.****

Falsch – es ist eben nicht ein ZIEL. Wir BIETEN die Möglichkeit AN, selbstbewusst etc. zu werden wenn wir Vorbild sind etc, aber wir akzeptieren es, wenn das Kind anders wird und sind sogar erfreut darüber, weil wir keine Klone züchten wollen (nicht dass es Erzieher machen...). Wir freuen uns, wenn wir sehen, dass unser Kind der Mensch ist und wird, der er ist, nämlich jemand ganz anderes :-)

Nur weil wir sagen "Wir können nicht erwarten, dass unsere Kinder sich nicht fehlverhalten, wenn wir es selbst tun", heißt es nicht, dass wir uns extra Mühe im Vorbild geben, UM es zu erreichen, dass es sich "richtig" verhält UND wir erwarten auch nicht, dass es das unbedingt tut. Es ist lediglich ein NEBENEFFEKT, ein Bonus, dass offensichtlich Kinder, die frei aufwachsen, trotzdem nicht die prophezeiten Fehlverhaltensweisen aufzeigen und eben DOCH respektlos, verantwortungsbewust, selbstbewusst etc. "werden" oder sind, aber wir machen es nicht DESWEGEN.

Ich habe lange gebraucht, um zu begreifen, dass Nichterziehung nicht einfach nur ein Ersatz für Erziehung ist, eine weitere Erziehungsmethode unter vielen, um das gleiche oder ein besseres "Ziel" zu erreichen.

****irgendjemand schrieb, nicht-erziehung habe keine intention.****

Hat sie auch nicht, jedenfalls nicht eine erzieherische Intention. Der Weg ist uns wichtig und wir glauben, den Kindern auch. Wir glauben dass allen Menschen Freiheit enorm wichtig ist und dass EInschränkung enorm schädlich sein kann.

***aber natürlich hat sie das! deshalb entscheidet man sich doch für das modell. weil man sein kind zu diesem starken positiven menschen entwickeln lassen will - oder auch: es dazu erziehen will.***

Nein, Erziehung ist eher das, was man mit einem Hund macht, um zu Sauberkeit, Pfötchen geben...

In Meinem Wörterbuch steht:
erziehen:
1) jemandes (besonders eines Kindes) Geist und Charakter bilden und seine Entwicklung fördern.
2) zu einem bestimmten Verhalten anleiten

Und so verstehe ich Erziehung auch. Die Entwicklung fördern wollen wir natürlich auch, aber wir denken, den Geist und Charakter kann das Kind nur SELBST bilden, nicht WIR bilden es von aussen = Erziehung im Sinne von 2) ist also unnötig um das gleiche zu "erreichen."
2) lässt sich meines Erachtens erweitern in WIE man zu einem bestimmten Verhalten anleitet – die meisten Menschen verbinden mit "Erziehung" nicht nur "die Entwicklung fördern" und/oder "Ein Ziel haben" (wie du anscheinend), sondern eben bestimmte Tricks/Techniken anzuwenden, um eben 2) zu erreichen.

***was genau stört dich an dem wort erziehen?***

Dass es eben NICHT bedeutet, zu lenken, aber gegenteiliges zu akzeptieren wenn nötig, sondern bedeutet, zu einem Verhalten anzuleiten, mitunter egal ob der Betroffene das will oder nicht. Und dass es bedeutet, dass man es tut, um jemandes Geist/Charakter zu bilden, obwohl es eben gar nicht möglich ist, weil das jeder selbst tut und Erziehung im Sinne von 2) da sogar schädlich ist (wie viele Kinder machen GENAU das Gegenteil von dem, was "erwartet"/"Erzogen" wird??)

***ich bleibe dabei: für mich gibt es inhaltlich nur wenige unterschiede zwischen nicht-erziehung und unautoritärer/kindorientierter erziehung. allein die definition sorgt dafür, dass ordentlich zündstoff in die diskussion gerät. und das ist eigentlich gar nicht notwendig, weil es sich gar nicht um so was außergewöhnliches handelt.****

Liebe Ny152,

ich glaube, du erziehst einfach seeeeehr seeeerh frei, wenn das nicht schon Nichterziehung ist! Wie ich aus deinen Postings herauslese, fehlt lediglich manchmal ein bisschen mehr Kreativität um von den einschränkenden "2 Möglichkeiten" loszukommen, und mehr "Ja"s zu ermöglichen.

Dein Begriff von Erziehung deckt sicht einfach nicht mit dem, was die allermeisten Menschen von Erziehung halten. Wenn jemand zu dir sagt "du musst dein Kind zu Sauberkeit/Selbständigkeit/XXX erziehen", dann ist damit zu 99,99 % gemeint, dass du gewisse Tricks und Manipulation verwendest, um das "Ziel" Sauberkeit/Selbständigkeit/XXX zu erreichen. Diese Person könnte natürlich der Meinung sein, dass man es erst Mal freundlich versucht, dass man erst Mal "Vorbild" ist, dass man erst Mal.... aber wenn nicht – soll man doch bitte auf die Tricks/Manipulation zurückgreifen, weil es eben "notwendig" ist und "sein muss", "sonst...".

Natürlich ist das ganze Definitionsssache! Aber wir sollten uns beim Begriff "Erziehung" schon daran halten, was die MEISTEN Menschen damit meinen.... und im Zweifel ein Wörterbuch zu Rate ziehen, sonst drehen wir uns erst recht im Kreis.

Gruß
Johanna

 
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