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Geschrieben von MM am 02.03.2007, 11:03 Uhr

Krippenplätze... u.a. - Vorsicht lang!

Hallo, ich habe diesen Beitrag erst im Aktuell-Forum gepostet, aber dann festgestellt, dass das Niveau dort im Moment etwas zu wünschen übrig lässt :-(, deshalb wende ich mich auch an Euch hier... So ganz "OffTopic" ist es ja nicht - nur lang, sorry ;-)!

Wir leben nicht in Deutschland, aber ich habe die aktuelle Diskussion um Krippenplätze usw. mit Interesse verfolgt und über einiges davon z.B. mit meinem Mann diskutiert… Ein bisschen scheint es uns manchmal, als sollte in Dtl. mit grossem Trara etwas eingeführt werden, was anderswo mittlerweile schon wieder kritischer gesehen wird… Oder täusche ich mich? Wie seht Ihr das?
Wenn Ihr anderswo lebt, wie sind diese Sachen bei Euch geregelt und wie findet Ihr das? Ein reger Austausch würde mich freuen!

Hier in Tschechien ist es so:

Hier bekommt die Person, die "persönlich und ganztägig" das Kind betreut (meist die Mutter, kann aber auch der Vater oder "offizielle" Pflegeeltern o.ä. sein), 3 Jahre lang eine finanzielle Sozialleistung namens "Elternbeitrag/Elternzuschuss". Dies kann evtl. auf 4 Jahre verlängert werden, wenn das Kind mit 3 noch nicht in de KIGA geht. Diese Leistung betrug bis vor kurzem cca. 3600 CZK (tschech. Kronen), d.h. umgerechnet cca. 120 EUR. Jetzt ist sie auf cca. 7500 CZK (250 EUR) eröht worden, ist aber unklar ob es so bleibt (da die Erhöhung im Rahmen "populisticher Wahlversprechen" angekündigt wurde und jetzt aber viele sagen, das sei übertrieben - naja, finde ich eigentlich nicht...). Man muss dazu sagen, der aktuelle offizielle Durchschnittslohn in Tschechien beträgt etwas über 20000 CZK (etwas über 700 EUR), was aber irreführend ist, da 3/4 der Bevölkerung darunter liegen. Der Minimallohn liegt bei 7500 CZK (250 EUR), das ist aber wirklich wenig. Ein KIGA-PLatz (ab 3 Jahre) in Prag kostet um die 1000 CZK (33 EUR) monatlich (das variiert aber auch etwas, gehe von uns aus), aber Krippe (BIS 3 Jahre) ist teurer, so zwischen 2000 und 6000 CZK (cca. 70-200 EUR) + Essen für einen Ganztagsplatz. Geht das Kind in die Krippe (Betreuung unter 3 Jahre), entfällt der Anspruch auf den "Elternzuschuss", da man das Kind ja dann nicht mehr selbst betreut, sondern i.d.R. arbeiten geht. (Wird es aber z.B. von den Grosseltern betreut, ist das "offiziell" keine Betreuungseinrichtung und die Mutter bekommt den Beitrag weiterhin - manchmal etwas problematisch...?) Ach ja, zwischen 3 und 4 Jahren kann man das Kind für eine geringere Stundenzahl (eben nicht ganztags, eher so "schnuppermässig") in den KIGA geben und behält den Anspruch auf die Leistung. Ab 4 J. dann aber nicht mehr.
Die Regel ist, dass die Mütter (manchmal auch die Väter) diese 3 Jahre, manchmal 4 (aber da muss der Arbeitgeber den Arbeitsplatz nicht mehr freihalten, das geht nur bis 3 Jahre) mit den Kindern zu Hause sind und dann wieder arbeiten gehen und das Kind in den KIGA geben. Oder wenn sie innerhalb der 3 Jahre ein zweites KInd bekommen, erhalten sie die Leistung dann für dieses (man kann sie nicht 2x erhalten) und die Anpsruchszeit berechnet sich dann ab der Geburt des 2. Kindes.

Der Grundgedanke ist wohl der, dass der Elternteil, der das Kind betreut, ja nicht verdienstmässig arbeiten gehen kann und so zumindest eine gewisse Kompensation dafür bekommt, damit Familien mit Kindern nicht zu sehr benachteiligt sind. Ich finde die Regelung ganz OK so.

Ach ja, der erwähnte "Elternzuschuss" ist KEIN Kindergeld wie in Deutschland! Kindergeld bekommt man ja in Dtl. für jedes Kind bis ins Erwachsenenalter, den Elternzuschuss hier hingegen nur für ein Kind (das jeweils jünste) bis es 3 oder max. 4 Jahre alt ist.

Zum Thema Krippenplätze: Es gibt längst nicht mehr so viele wie zu „realsozialistischen Zeiten“ (Tagesmütter gibt es nicht), aber: wer nicht "muss", will auch meist sein Kind nicht vor 3 Jahren weggeben. Man kann mit dem einen Verdienst, wenn der andere Partner den (nun ja auch erhöhten) Elternzuschuss bekommt, die paar Jahre halbwegs auskommen, je nach Verdienst des verdienenden Elternteils. Diese Leistung „Elternzuschuss" ist ja dazu gedacht, den Verdienstausfall des betreuuenden Elternteils zumindest etwas zu kompensieren.

Die Krippen, die es gibt, sind OK, werden aber trotzdem eher als "Notlösung" gesehen - auch wg. der Erfahrungen aus der Vergangenheit, wo es ein "Recht" auf Krippenplatz gab, es aber in der Realität eine "Pflicht" war, da beide verdienen MUSSTEN, um über die Runden zu kommen; viele Mütter waren sehr traurig, ihr Kind schon als Baby abzugeben und keine andere Möglichkeit zu haben, und die Krippen waren sowas wie "Massenverwahrungs"-Anstalten - das will man nicht wieder! Soviel ich weiss, gibt es dieses Problem, wenn auch nicht so krass, auch z.B. in Schweden u. Frankreich?!)

Man geht im übrigen auch von entw.psychologischen Erkenntnissen aus, die besagen, dass Fremdbetreuung vor cca. 3 Jahren nicht erstrebenswert ist, wenn es nicht wirklich sein muss (also dass man nicht "aus der Not eine Tugend machen soll" - sagt z.B. der renommierte Arzt und Kinderpsychologe Zdenek Matejcek u.a.)...

So, nochmal sorry für die Länge und danke fürs Lesen! Bin gespannt auf Eure Beiträge und freue mich auf eine interessante Diskussion… :-)

 
3 Antworten:

Re: hier ist es so

Antwort von mini99 am 02.03.2007, 13:08 Uhr

Hallo!
Ich weiß nicht, was du genau hören willst, aber ich beschreibe mal die Situationen in Österreich (Wien):

- Grippenplatz und Kindergartenplatz kosten von 8-12 Uhr 100 Euro (kann man nur machen wenn man nicht arbeitet, kommt also für die wenigsten in Frage)

- bis 14 Uhr (den hatten wir als mein Kind noch im Kiga war) 211,-- das läßt sich mit einem Halbtagsjob vereinbaren (ich arbeitete 9-1 und fuhr 2 Stunden hin und her), finanziell aber nicht wirklich rentabel wenn man noch die Fahrtkosten rechnet, aber wer will heutzutage schon seinen Job aufgeben

- ganztags bis spätestens 17.30 Uhr
280 Euro.
- Hort 200
jeweils im Monat versteht sich und das bei einem Gemeindekiga. Privat ist noch teurer.
Sobald beide Eltern arbeiten ist der volle Betrag zu bezahlen drum bleiben einige gleich zu Hause (Miete deto).

Ich gehe arbeiten seit mein Sohn 1 1/2 Jahre ist (da war die Karenz aus), da passten aber zum Glück mein Eltern auf meinen Sohn auf bis er 3 war.

Grippenplätze:
Früher bekamen nur Eltern wo beide arbeiteten Grippenplätze, jetzt werden sie (was ich nicht verstehe und auch nicht richtig finde) schon an alle die wollen (in Wien) vergeben, auch wenn man noch in Karenz ist - die bekommen ihn dann auch meistens noch bezahlt, da könnte ich echt kotzen!
Ist vielleicht so, weil manche Kinder leider im Kiga besser aufgehoben sind als zu Hause oder wegen der Integration und da können sie ja schlecht einteilen, für wem das zutrifft und für wem nicht.

Beihilfen: Die finde ich bei uns sowieso ungerecht, denn man wird praktisch "bestraft" wenn man arbeiten geht. Wenn beide arbeiten, muß man alles selbst bezahlen und da die Mieten explodieren kann man sich trotz dem arbeiten gehen nicht viel leisten (Normalverdiener)

Bei uns werden die Eltern die zu Hause sind und nicht arbeiten in allem unterstützt und die berufstätigen sind dem Staat mehr oder weniger egal.

Karenz: Ist bei uns dzt. 2 Jahre, kann auf 2 1/2 erhöht werden, aber ohne Kündigungsschutz - das widerum keiner machen kann, weil die Arbeit sonst pfutsch ist *irre*.
Dann könnte der Mann noch 1/2 Jahre dranhängen, aber das kann sich fast keiner leisten (wieder von den Normalverdienern die Rede), da der Mann im Normalfall mehr verdient und das Karenz nur 400 Euro im Monat ist und schon alleine die Miete bei einer 3-Zimmerwohnung in Wien im Schnitt 600 Euro beträgt. Kannst dir also vorstellen wie das vereinbar ist.
LG

Liebe Grüße
Traude

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Hatte schon im Aktuell geschrieben, hier nochmal

Antwort von Claudia36 am 02.03.2007, 15:18 Uhr

sein Kind in die krippe zu geben oder zu Hause zu bleiben.
Nur müssen genügend Plätze geschaffen werden für die Eltern die sich entscheiden ihr Kind abzugeben und arbeiten zu gehen ( wollen oder müssen).
Ich begrüße das neue Elterngeld weil da endlich mal die Leute auch davon provitieren die Jahrelang in diesem Topf eingezahlt haben und nie was bekommen haben, beim Erziehungsgeld waren die Einkommensgrenzen so niedrig das fast keiner was bekam!
Wer es sich leisten kann das nur einer arbeitet gut und schön, dann aber nicht jammern und auf den Staat schimpen die die Familien nicht unterstützen.
Es gibt genug Unterstützung hier in Deutschland.
Es gibt Kindergeld, Kinderzuschlag, für Alleinstehende Unterhalt, wer verheiratet ist und zu hause bleibt ist kostenlos beim Ehepartner mit versichert!!!! Ehegattensplitting wirkt sich da auch noch mehr aus.und und und...also kein Grund um zu jammern!
Wer sich dazu entscheidet nicht zu arbeiten der soll auch dazu stehen und nicht vom Staat verlangen Geld dafür zu bekommen!

Krippenplätze sollten genug zur Verfügung stehen und selbst kleine Kinder gehen nach einer Eingewöhnungzeit gerne in solch eine Einrichtung!
Wenn alle psychisch krank davon wären, müßten ja alle Bürger aus dem Osten nen Schatten haben , denn da hatten wir die Krippenbetreuung schon für fast jedes Kind!

Die Diskussion verstehe ich nicht, denn keiner wird gezwungen das Kind abzugeben!

Claudia

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Hab nichts gegen Krippen als Möglichkeit...

Antwort von MM am 03.03.2007, 22:32 Uhr

Hallo,
ich finde Krippenbetreuung ja auch nicht generell "bedenklich", v.a. wenn die Krippen u.ä.
wirklich gut sind (auch vom Betreuerschlüssel)
- ich weiss aber nicht, ob das realistisch ist, dass
alle Kinder in solch "guten" Krippen unterkommen...?

Und es geht mir auch NICHT darum, dass es keine Krippen geben sollte oder
sonstwas! Natürlich soll es sie geben - als eine Möglichkeit.

Was ich aber sehr wohl bedenklich finden würde, wäre wenn ein
gesellschaftliches Klima entstünde, wo es "normal" ist, Kinder früh
wegzugeben, und "unnormal", bs 3 Jahre zuwarten. Deswegen finde ich es
auch hier ganz gut geregelt, da die 3-4 Jahre, wo man
den "Elternzuschuss" bekommt, für alle erstmal vorgesehen ist (also
"normal" ist), aber wenn man nicht will und früher wieder arbeiten möchte,
eben die Möglichkeit der Krippenbetreuung sehr wohl gegeben ist. Evtl. ist
das Problem, dass es nicht überall genug Krippen gibt (weiss ich jetzt
iñicht so genau), aber die Nachfrage ist momentan auch nicht soo gross, soviel ich
weiss.

Bedenklich fände ich wie gesagt, wenn es andersum wäre - d.h. vorgesehen ist
"Krippe für alle" ab 1 Jahr oder so, aber wer länger zu Hause bleiben will,
"kann ja auch" - zumindest theoretisch. Ich denke dann kann leicht das
passieren, wozu es, soviel ich weiss in Schweden gekommen ist - dass
diejenigen, die ihr Kind die ersten paar Jahre zu Hause betreuen möchten,
mittlerweile auch finanziell unter Druck stehen, dies nicht zu tun, sondern
arbeiten zu gehen mit früher Krippenbetreuung.

Und generell stört mich mitunter an der ganzen Debatte, dass der ganze
Bereich "Arbeitswelt" so unhinterfragt / unangetastet bleibt - warum wird es
als unabänderliche Tatsache hingenommen, dass man nach so und so langer Zeit
"aus dem Job draussen ist", warum wird nicht nach einer Änderung der
Einstellung z.B. von seiten der Arbeitgeber gerufen, usw.? Warum sollen sich
gerade die Kinder anpassen, damit die "Maschinerie" reibungslos läuft (jetzt
mal überspitzt gesagt)?

Naja, soweit mal meine Gedanken. Und ich finde es auch persönlich eine
traurige Vorstellung, Kinder zu bekommen und nach 1 Jahr schon abzugeben und
dann praktisch nur noch nach Feierabend zu sehen (im Extremfall)! Ich denke
irgednwie immer, arbeiten kann man im Leben immer noch genug, aber die ersten paar
Jahre seiner Kinder miterleben, das kommt nie wieder...

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