Rund um die Erziehung

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Geschrieben von Makira am 11.01.2007, 17:16 Uhr

@Solelo - Antwort für dich

Hi Solelo,

ich poste mal hier oben, weil unser Thread schon so weit unten ist, und ich dir noch antworten möchte.

Aaaalso – wenn ich mir das ganze jetzt mal so durchlese, kommt langsam Licht in mein Dunkel sowie die Erkenntnis, dass wir eigentlich von fast dem gleichen Reden, es nur durch teilweise sparsame und dadurch evtl. unvollständige Informationen verfälscht rüber kam (bei beiden Seiten) und die Gewichtung eigentlich tatsächlich irgendwo mittig ist.

***Meine Tochter hat einfach gar kein Interesse an Filmen, die sie nicht verarbeiten kann. Sie vertraut mir, wenn ich sage, das ist nichts für dich weil X. Wenn ich sagen würde, da sind Szenen mit Sex dann sagt sie "iieh, ist ja eklig, das will ich gar nicht sehen, wieso machen die so was". Wenn ich sage, das ist gruselig, fragt sie mich aus, wie gruselig und was man sieht und wägt dann selbst ab.
Eigentlich läuft wenn, dann nur der KiKa. Sie hat Mal auf anderen Sendern geguckt, aber das gefällt ihr nicht. Auf KiKa laufen abends auch Mal Sendungen für größere Kinder, so 14-Jährige oder so. Da hab ich einfach mitgeschaut, um zu sehen, ob sie das versteht und um eventuell Fragen zu klären; um Bescheid zu wissen, wenn sie fragt. Ich hab gesagt, das ist für Ältere, sie fand es aber faszinierend.


Dito. Meine hat auch nur Interesse an Filmen, die sie verarbeiten kann. Und weißt du was – wir machen es gaaaanz genauso. Wir schauen uns auch raus, was wir evtl. schauen und bereden das vorher.
Ich dachte die ganze Zeit, deine Kleine schaltet sich die Kiste ein und guckt dann solange wie sie will, was sie will – ohne vorher etwas abgestimmt zu haben.
Im Gegensatz hierzu schaut unsere Kleine nicht nur das, was wir vorgeben. Nee, nee - da wird auch geguckt, geredet, abgewägt, will sie es probieren und ich habe keine Bedenken – OK.

Ps: Ich hab sie Harry Potter 1 schauen lassen und es ist absolut in Ordnung.

***Was passierte? Sie war eines Tages beim Nachbarsjungen, ich holte sie ab und sie sagte, neein, ich guck noch Harry Potter 2, Mama, es ist ganz toll, ist gar nicht gruselig, ehrlich!!! Anstatt darauf zu hören, was ihr Bauchgefühl und das Millionen anderer Kinder sagt, war ich wütend und sauer darauf, dass sie "unser Vertrauen" gebrochen hatte und sie wurde irgendwie bestraft (bestimmt Fernsehverbot "weil Fernsehen Streit verursacht" LOL)

Das hat unsere schon öfter gemacht. Bei „Narnia“ und „Fluch der Karibik 1“. Ich habe sie nicht dafür bestraft, sondern ihr zugehört, wie sie mir die Filme geschildert hat und sogar mit Interesse nachgefragt. Ich habe ihr weder Vorhaltungen gemacht, noch sie dafür bestraft. Warum denn auch? Es war kein Verbot über diese Filme ausgesprochen. Auch nicht direkt über Harry P. Ich sagte nur, warten wir, bis du sieben bist (das ist sie seit Mitte Jan.).
Die Mutter hatte es ja erlaubt und ich denke, die Mutter konnte einschätzen, ob das ok war oder nicht. Dann habe ich gewartet, ob sie nachts schlecht träumt. War alles ok, und dann hab ich für mich beschlossen, dass es wirklich ok ist.

***Max. eine Stunde – das kann dir niemand garantieren. Keine Ahnung, wie viel sie momentan guckt. Ich kontrolliere es ja nicht mehr ;-) Wird bei zwischen 1 und 2 Stunden am Tag liegen, wobei an manchen Tagen auch gar nicht geguckt wird und an manchen Tagen mehr. Ich denke, das wird sich bei uns mit der Zeit noch mehr reduzieren, das spürt man irgendwie, wird immer weniger.

Ist ja bei uns ähnlich. Das sie mal den Hals nicht voll kriegt, ist auch nicht die Regel, aber wenn es eintritt, das gibt’s Theater und dann begrenze ich auch über ein evtl. kurzzeitiges TV-Verbot. Zumindest wird aber an diesem Tag dann der TV ausgeschaltet.

***Ein Videorekorder bringt übrigens noch Mal mehr Freiheit. Denn das Programm ist ja schon auf Zeiten eingeschränkt. So kann man dann auch Mal Sachen aufnehmen und später anschauen, und nicht das Gefühl haben, dass man was verpasst.

Haben wir und machen wir. Sie besitzt eine stattliche Sammlung von Videos und DVDs (Barbie, Disney, Shrek, Rolf Zuchk., .). Und sie liebt „OTTO“.

Und sie darf auch öfter mal länger und zu später Stunde (nur am Wochenende) mit uns zusammen fern schauen. Hier kommt es wahrscheinlich eher nicht zu einem Mangel. Aber es ist eben auf die Wochenenden beschränkt.

***Morgens muss sie raus – ja, sie geht zur Schule und muss raus, fertig aus. Pech, dann ist sie halt müde. Aber das ist sie fast nie, weil sie mittlerweile von alleine zwischen 21 und 22 Uhr ins Bett geht – das reicht ihr anscheinend aus.

Ja, bei uns auch. Und wir verfahren ganz genauso. Ab einer bestimmten Uhrzeit ist „Bettzeit“. Sie macht sich fertig und dann wird noch vorgelesen, gekuschelt, erzählt (bestimmt ½ Std. – eher mehr). Sie fragt, dann ob sie noch lesen, schreiben, malen kann. Dann sage ich oder mein Mann ihr, das sie das natürlich kann, aber sie weiß, dass sie morgen aufstehen muß. Und daran gibt’s auch nix zu rütteln. Sie entscheidet dann tatsächlich selbst, ob sie sich noch beschäftigen oder lieber schlafen möchte. Und das klappt auch. Auch sie schläft meistens zwischen 21 und 21:30 Uhr ein.

Wenn wir Besuch haben oder irgendwo hin gehen und wissen, es wird später, dann darf sie wach bleiben, bis sie von selbst schlafen möchte. Das war bei uns schon immer so. Auch seit sie ein Baby ist. Wir waren oft – gerade im sommer – abends unterwegs und haben sie natürlcih mitgenommen. Sie ist irgendwann im Buggy eingeschlafen.

***Bei uns hilft es, von vornerein zu erklären, zu wie viel Spiel/Lesen/Kochen/irgendwas machen ich bereit bin.

Auch das machen wir immer! Im Falle des Vorlesens „Nur bis Kapitel 4“. Das wurde beiderseitig vereinbart, verbrieft und notariell bestätigt.
Nun – sie probiert es trotzdem. Ich bleibe hart – weil vereinbart – und das isser wieder, unser kleiner Eklat.

Liebe Johanna, du hast sehr viel geschrieben – leider kann ich dir im Moment nicht auf alles antworten.
Aber ich möchte noch sagen, dass du das Nicht-Erziehen schon wie Löwin ihr Kind verteidigst und mich hinstellst, als würde ich mein Kind nicht mit dem ihm gebührenden Respekt und Achtung behandeln. Dem ist durchaus nicht so.

Genauso wie ein Mensch sich einen Sporttrainer aussuchen kann (wenn die Infrastruktur dies zulässt), kann es sich auch seine Freunde aussuchen. Ich bin in erster Linie Mutter meines Kindes und wenn’s gut läuft, vielleicht auch Freundin. Das ist sehr erstrebenswert.

Meine Meinung:
Ich halte genauso wenig vom Nicht-Erziehen wie vom Total-Erziehen. Meine Ansicht ist, dass Du sehr viel von dir aufgibst, um deiner Tochter eine Freundin zu sein. Aber das ist ok, wenn es deine Grenzen nicht überschreitet. Ich kann mich als Märtyrer hinstellen und mich gut dabei fühlen. Ist ok. Auch kann ich mich als Diktator im eigenen Haus bewegen und mit der Knute Willen brechen und Resignation herbeiführen. Auch ok. Will sagen, der Märtyer sowohl als auch der Diktator fühlen sich beide im Recht und sich gut dabei, und jeder kann seine Sichtweise stichhaltig begründen.

Weder bist du eine Märtyrerin noch ich ein Diktator, oder?

LG
Makira

 
8 Antworten:

@makira

Antwort von vina am 11.01.2007, 17:45 Uhr

Sorry, aber ich muss da mal was schreiben :-)

Zitat
Meine Ansicht ist, dass Du sehr viel von dir aufgibst, um deiner Tochter eine Freundin zu sein. Aber das ist ok, wenn es deine Grenzen nicht überschreitet. Ich kann mich als Märtyrer hinstellen und mich gut dabei fühlen.
Zitatende

Ich glaube, da schätzt du die Situation falsch ein. Ich glaube, Johanna fühlt sich richtig gut und zufrieden, und dort angekommen, wo sie hin wollte. Sie hat - im Gegenteil - nicht viel von sich aufgegeben, sondern viel eher noch sich selbst und ihre Grenzen dabei entdeckt. Also, zumindest geht es mir so. Ich hatte das schon mal irgendwo geschrieben, ich halte die Nicht-Erziehung für das einfachere, angenehmere, harmonischere Zusammenleben. Oft, denke ich, stellen sich die Erzieher als die Märtyer hin ... tun sie doch so viel, damit nur das Beste aus dem Kinde wird. Im Extremfall dankt dieses Gör später den Aufwand gar nicht *kopfschüttel* :-)

Lg
vina

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Re: wegen aufgeben

Antwort von ny152 am 11.01.2007, 19:49 Uhr

zumindest in dem von mir unten geschilderten fall (kinder sollen um 20 uhr schlafen - darauf haben wir hingearbeitet) wäre ein anderes vorgehen deutlich unbequemer. würde ich meine kinder auflassen wie sie möchten, müsste ich unter umständen auf die wertvolle zeit am abend mit meinem partner verzichten. meine kinder sind noch nicht in einem alter, wo sie brav im zimmer spielen und mama und papa in ruhe lassen...

also hier würde ich ganz klar viel aufgeben, wenn ich nicht erziehen würde.

in anderen bereich kann ich mir vorstellen, ist nicht-erziehung gar nicht so schwer. hat man doch eine haltung, die besagt: "lass sie doch, sie ist so, sie macht das so, das hat mich nicht zu interessieren, es ist ihr ding." man lässt häufig fünfe gerade sein. das macht das leben in der tat leichter, als würde man sich über jeden scheiß aufregen.

ich lass auch oft fünfe gerade sein. ich sag ja, ich bin von nicht-erziehung gar nicht so weit entfernt. ich hab nur die richtung eingeschlagen, ich gehe den weg nicht konsequent zu ende. ganz bewusst nicht, weil es nicht zu mir und meiner lebensphilosophie passt und weil es mich nicht überzeugt. je mehr ich davon lese, desto mehr erkenne ich das.

ich glaube, es ist tatsächlich mehr eine lebensphilosophie als eine pädagogik oder antipädagogik. wahrscheinlich ist die tatsache, dass ich meine kinder zeitig ins bett bringe, gar nicht so tragisch, weil ich es ja auf eine unautoritäre und sanfte weise tue und meine kinder langsam und liebevoll dorthin geleitet habe. allein die tatsache, DASS ich das getan habe, DASS ich meinen kindern meine vorstellung von einer kindlichen zu-bett-geh-zeit aufgedrückt habe, ist in den augen der nicht-erzieher verwerflich.

und da fängt für mich der bereich an, den ich kognitiv ja, emotional aber nicht nachvollziehen kann. das ist nicht meine weltanschauung. da sage ich: "wie kleinkariert!" die nicht-erzieher aber sagen: "das ist uns das wichtigste!" und schon trennen sich die wege.

irgendjemand schrieb mal, die redewendung "lass uns wie erwachsene menschen darüber reden" diffamiere und diskriminiere kinder. man gehe nämlich mit dieser redewendung davon aus, kinder könnten keine konflikte lösen. ich fand diesen gedankengang so abstrus. das war der punkt, wo ich mich innerlich von dem gedanken der nicht-erziehung verabschiedet habe und gedachte habe: "macht wie ihr wollt! das ist mir zu spleenig!"

ich las neulich einen bericht über eine wagenburg. dort leben menschen ohne strom in bauwagen. nicht weil sie arm sind, sondern aus ideellen gründen. man will halt nah an der natur sein, die westliche zivilisation wird abgelehnt usw. ich las den bericht mit wohlwollendem interesse und einem amüsierten kopfschütteln.

ich betrachte die globalisierung und den kapitalismus auch kritisch. ich wähle nicht grün, aber zumindest sozialdemokratisch. aber ich würde nie in eine wagenburg ziehen. das bin einfach nicht ich. ich bin trotzdem ein sehr glücklicher mensch.

so ist es mit der nicht-erziehung. sie sind für mich quasi die wagenburg-bewohner der pädagogik. gut, dass es sie gibt. sie erweitern das spektrum. sie machen ja nichts falsch und schon gar nichts kaputt. ich hege weder groll nach antipathie. über sie zu lesen, ist interessant. aber nachahmenswert sind sie für mich nicht.

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@ny152

Antwort von vina am 11.01.2007, 20:40 Uhr

Hallo,

ich weiß nicht genau, was du mit deinem Wagenburg-Beispiel sagen möchtest. heraus gehört habe ich folgendes:

da gibt es eine Gruppe von Menschen, die nicht nur (wie viele) erkannt haben, dass sie mit der herkömmlichen, zivilisierten Lebensweise sich und vor allem ihren Nachkommen die Lebensgrundlage entziehen, sondern versuchen diese Erkenntnis für sich zu lösen. Und dann gibt es da die Masse derjenigen, die eben so weiter machen, gedankenlos. Weiß nicht, aber wenn du uns Nicht-Erzieher mit der kleinen Gruppe vergleichst - mir soll es recht sein.

LG
vina

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Re:

Antwort von ny152 am 11.01.2007, 21:03 Uhr

ich halte mich nicht für gedankenlos. ich halte auch viele nicht-wagenburg-bewohner nicht für gedankenlos. was für ein arrogantes und falsches menschenbild wäre das: 99,9 % aller bewohner dieses landes gedankenlos und ignorant?

insofern hast du mich wohl nicht verstanden.

sind wirklich alle menschen, die deinem weltbild nicht folgen, so oberflächlich, gedankenlos und ignorant?
das habe ich aus deinem posting herausgehört.

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Re:

Antwort von ny152 am 11.01.2007, 21:16 Uhr

nach nochmaligem lesen deines postings habe ich jetzt schon gar nicht mehr verstehe, was du sagen wolltest oder nicht verstanden hattest. das ist internet. man sitzt sich halt nicht gegenüber.

sei´s drum.

wagenburg und nicht-erzieher: beide für mich extrem in ihrer ausprägung, aber durchaus mit guten grundgedanken, denen ich prinzipiell folgen kann. beide aber keine lebensoption für mich, weil in der verfolgung ihrer ideale krass, spleenig, über-idealisiert. ich kann es nicht besser ausdrücken. vielleicht versteht mich ja irgendjemand...

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Re:

Antwort von ny152 am 11.01.2007, 21:17 Uhr

statt "verstehe" "verstanden" einsetzen, dann stimmt der erste satz.

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angekommen

Antwort von roma am 11.01.2007, 21:29 Uhr

Huhu!

Empfindung komplett bei mir angekommen, empfinde ähnlich. Find es als Gegenpol total klasse (wie übr. auch die Wagenburgbewohner ;-)), aber eben für die intellektuelle wagenburggutfindende und hausbesetzerverstehende Durchschnittsfamilie (wie meine) zu - ich klau dein Wort - "über-idealisiert". Und geht komplett an den - oha, mir fällt keine %zahl ein ohne mich in die Nesseln zu setzen, daher - "vielen" Familien vorbei, in denen "nicht" erzogen im Sinne von laissezfaire wird. Wie früher auf den Anarchieseminaren, da hat man auch immer die paar Leute getroffen, mit denen sowieso jedes System machbar ist.

lg - roma

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@ny152 und @roma

Antwort von krueml am 12.01.2007, 9:27 Uhr

Ich stimme Euch vollkommen zu. Genau dieselben Gedanken habe ich auch und Dein erstes Posting hier, ny152, hätte direkt von mir stammen können. :-)

Lg,
Chrissie

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