Rund um die Erziehung

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Geschrieben von SusanneZ am 07.10.2006, 23:02 Uhr

@saulute

Hallo saulute,

""lenken und leiten" - schöne leere Worte. Und wenn ein Kind sich nicht lenken und leiten lassen will? Was machst du dann? Wie machst du es in konkreten Situationen?"

Ich habe es anhand des Joysticks und dem Hebel versucht zu erklären. Aber wahrscheinlich habe ich es nicht gut genug getan. Einen Hebel biegt man mehr oder weniger gewaltsam ohne Zwischenabstufungen hin und her. Mit einem Joystick kann man wesentlich bessere Abstufungen machen, auch in verschiedene Richtungen ohne Hauruckbewegungen auszuführen. Es heißt also nicht, das Kind anti-autoritär zu erziehen. Aber so zu kommunizieren, dass das Kind einem freiwillig gehorcht, die Botschaft versteht und aus Einsicht lernt (nicht aus dem Ohnmachtsgefühl heraus gehorcht). Manches kann ein Kind auch gar nicht einfach begreifen. Aber Kinder verstehen schon, ob man sie verstehen will oder nicht und reagieren auch entsprechend. Ein Kind kann nur das wiedergeben, was es selbst erfährt. Es klappt sicher auch nicht immer und das Geplärr ist dann groß. Dennoch heilt die fortwährend erfahrene Liebe und das sonst gute Miteinander schnell den Schmerz. Auch Konsequenzen sind angesagt, aber diese sollten doch schon so gelegt sein, dass das Kind etwas daraus lernt. Und zwar nicht einfach, dass die Eltern am längeren Hebel sitzen sondern erkennt, dass es nicht schön, richtig,...ist, was es selbst tat. Und vor allem "wie man es anders besser machen kann". Klar, das ist mehr Arbeit als wenn man einfach mal den längeren Hebel umbiegt. Jedes Kind lässt sich leiten - Kinder wollen sogar, dass man sie führt. Die Frage ist immer nur, wie man es tut!

"Ich kann mich auch sehr gut in die Lage des Kindes versetzen, wenn es nach dem ersten DVD noch ein zweites und drittes anschauen möchte, aber der fernseher wird trotzdem ausgemacht. Und dann gibt es tränen und Wut. Oder würdest du das Kind weiter schauen lassen, weil du dich so gut in es reinversetzen kannst."

Es gibt doch verschiedene psychologische Tricks wie man diese ausbrechende Wut umgehen oder mindern kann:
- vorherige Vereinbarung treffen was und wie lange
- ggf. schon vorher vereinbaren, was man nach der einen DVD macht
- Mitgefühl aussenden und Lösung schaffen
- eigenes, gutes Vorbild sein
- allgemein kein Fernsehverbot erteilen, denn sonst steigt der Wert des Fernsehnschauens zunehmend

Und kommt es doch zu Tränen und Wut, dann sollte man wenigstens das Kind nach dem Anfall in den Arm nehmen. Denn stets der Ton macht die Musik.

"Was machst du wenn dein Kind gezielt deine Verbote mißachtet, wie z. B. nicht das Essen auf den Boden zu werfen? Ihm nichts mehr zum Essen zu geben? Wie lenkst du dann das Kind?"

Wenn man Maßnahmen ergreift muss man mit den Augen des Kindes schauen sowie mit dessen Kopf denken. Das heißt: auch das Alter und die Absichten des Kindes berücksichtigen. Ansonsten kannst du keine adäquat sinnvolle Gegenmaßnahme treffen. Und dann treten Sprüche wie: "Wir machen alles richtig, aber mein Kind begreift es einfach nicht." Gegenfrage: Wie kann man dann alles richtig machen? Ein etwa 1jähriges wirft gern das Essen runter und erwartet das Geben-Nehmen-Spiel, was durchaus normal ist. Hier würde ich entweder das Kind von vornherein ablenken, indem ich ein Spielzeug mit an den Tisch gebe, wir uns gegenseitig füttern würden oder ich alles vorher reinigen würde, sodass das Essen auch wenns unten lag noch in den Mund kann. Es gibt verschiedene Ansichten zum Spielen mit dem Essen. Meine ist: Kinder sollen mit essen spielen - nur so können sie ein gesundes Essgefühl entwickeln, denn sie lernen am besten spielerisch. Habe ich den Eindruck, dass mein Kind einfach satt ist, dann versuche ich in das Essen-Werf-Spiel andere Dinge unterzumogeln und das Essen dabei aus dem Verkehr zu ziehen. Bedenke auch: jegliche Verbote reizen gerade es nochmal zu tun. Damit provozierst du Knatsch, der einfach nicht sein muss.

Ist mein Kind schon größer und macht es nur, um mich zu provozieren, würde ich mir Gedanken machen was dahinter steckt. Das Thema würde ich dann ansprechen, um gemeinsam eine Kompromisslösung zu finden. Anschließend würde ich meinem Kind ein Bussi geben und zum (gemeinsamen) Aufräumen "überreden/ auffordern".

"wo ist überhaupt die Grenze zwischen lenken und einer Strafe?"

Die Strafe dient dem Lenken! Deshalb sollten Strafen auch immer handlungsbezogen und zielgerichtet sein. Ein schludriges Kind das Fernsehen zu verbieten bringt rein gar nichts, wenn beides nicht aufeinander passt. Würde das Fernsehen aber zu Schluderei führen, würde ich das Fernsehen nicht mehr zulassen. Jedoch das ganze erklären, Mitgefühl zeigen und Alternativen bieten. Das Kind wird selbst bald feststellen, dass kein Fernsehen mehr gegen die Schludrigkeit geholfen hat. Es erlebt selbst ein Glücksgefühl. Da beides aber sicher nicht aufeinander passt, sondern es vielleicht daran liegt (wie hier schon geschrieben wurde), dass es einfach zu viel Koordination erfordert, würde ich (auch) empfehlen eine Tabelle zu gestalten, die die Koordination unterstützt. Versteht es den Wert der Sachen noch nicht, kann man sich überlegen, ob man das Kind Flaschen wegbringen lässt und es sich dieses Geld behalten darf. Manchmal stecken ja auch die Großeltern,... noch was zu. Und von diesem Geld die Dinge dann bezahlen lassen, die fehlen. Aber das nur, damit es das Kind versteht, dass die Dinge wertvoll sind und nicht um der Strafe willen.


LG

 
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