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Geschrieben von sunnydani am 13.12.2019, 8:58 Uhr

Kinder vergöttern

Kindern geht es gut, wenn es auch der Mama gut geht. Irgendwie muss da schon ein Gleichgewicht herrschen. Sicher steckt man in vielen Dingen für Kinder zurück, aber man sollte selbst emotional stabil sein können, damit es den Kindern gut geht.

Du hast es schon super erkannt, wo es hakt. Das ist schon mal viel wert. Die Umsetzung ist dann oft das Schwierige. Das ständige Daran-Arbeiten. Vielleicht gibt es wirklich jemanden, der dich da bei der Umsetzung unterstützen kann, in Form von psychologischer Betreuung oder Coaching.

Kinder sollten lernen, dass jedes Gefühl in Ordnung ist. Manche Dinge kann man ihnen nicht abnehmen. Manche Dinge muss man mit ihnen ertragen, man muss ihnen zeigen, dass man für sie da ist, dass man ihnen zuhört, dass man ihnen tröstend zur Seite steht, aber dass man durch manche Traurigkeit oder Wut oder durch manchen Schmerz einfach durchmuss. Man kann den Kindern nicht alles abnehmen. Im Leben passieren nun mal auch schmerzvolle Dinge und wenn Kinder nicht lernen, wie sie damit umgehen können, dann können sie es als Erwachsener auch nicht.
Natürlich ist es nicht schön zu sehen, wenn das eigene Kind leidet, aber anstatt dem Kind sofort alles abzunehmen, könnte man doch zusammen überlegen, wie man es das nächste Mal besser machen könnte oder was das Kind beim nächsten Mal anders machen könnte, dass so eine Situation nicht noch einmal passiert oder was es machen könnte, um gerade diesen Schmerz jetzt besser auszuhalten.
Bei manchen Situationen kann man aber nichts anders machen. Wenn das Kind vom Baum fällt und sich verletzt, ist das so, es tut in diesem Moment weh und da kann man das Kind nur durchbegleiten und da sein. Natürlich lernt es vielleicht daraus beim nächsten Mal besser aufzupassen, aber in diesem Moment ist der Schmerz da und den kann man nicht abnehmen und er wird auch nicht weniger, wenn man selber total durch den Wind ist. Das verunsichert die Kinder dann nur und sie haben dann oft das Gefühl, für die Mama mit stark sein zu müssen und alles zurück geben zu müssen, weil Mama ja alles für sie macht.

Wenn Kinder aber auch sehen, dass sie auch unangenehme Situationen meistern können, dann gewinnen sie auch total viel Selbstvertrauen. Alles, was man selber schafft, auf das kann man stolz sein. Und das stärkt das Selbstbewusstsein. Wenn Mama mir aber alles Schwierige abnimmt, dann kann ich nicht selber versuchen über meinen Schatten zu springen und dann werde ich nie selbstständig. Und das willst du bestimmt nicht. Deshalb vielleicht auch jetzt schon üben altersgerecht natürlich Dinge zuzutrauen, aber nicht die Entscheidung komplett abzugeben, denn das überfordert. Kinder müssen morgens nicht tausend Dinge entscheiden, aber sie können es schaffen, gewisse Aufgaben selber zu erledigen.
Mein Großer (knapp 6 Jahre) macht in der Früh seine Rollo in seinem Zimmer selber auf, er zieht sich selber an (jedoch die Kleidung, die ich abends für ihn hingelegt habe), räumt seinen Pyjama in sein Bett, manchmal füttert auch er die Katze. In der Zwischenzeit richte ich ihm sein Frühstück bzw. seine Jause und mache den kleinen Bruder fertig. Zähne geputzt wird gemeinsam.
Er nimmt dann auch selber seine Kindergartentasche und packt seine Trinkflasche und seine Jausendose selber ein. Solche Dinge gehen schon lange, die sind schon automatisiert und er denkt selber dran und ist stolz, dass er das alles selber macht.

Genauso hilft er beim Tischdecken oder Tisch abräumen, er trägt manchmal sogar schon den Müll raus. Das sind Aufgaben, die ihm schon auch Spaß machen und ich würde ihn jetzt nicht dazu zwingen, wenn er gerade gar nicht will, aber er lernt so schon, gewisse Dinge selber zu machen. Wenn er Schokolade isst, wirft er das Papier selbstständig in den Mülleimer und lässt es nicht irgendwo liegen. Er hängt auch seine Jacke selber auf die Garderobe, stellt seine Schuhe an den richtigen Platz und räumt seine Haube, Handschuhe, etc. selber weg.
Das hat auch alles gedauert, bis er das verinnerlicht hat. Ich habe ihn oft erinnern müssen, dass er seine Jacke nicht bloß auf den Boden wirft, sondern sie aufhängt. Das ging wochenlang, jeden Tag habe ich ihm gesagt, dass er sie aufhängen soll. Ich hätte es auch selber einfach immer machen können, wäre in dem Moment schneller gegangen, aber dann würde ich es heute noch machen und wenn er zehn ist, würde ich ihm seine Sachen vermutlich auch noch nachtragen und hinter ihm herräumen. Genauso mit dem Schokoladenpapier. Immer wieder musste ich ihn erinnern, dass er es selber machen soll und jetzt klappt es.

Es sind Kleinigkeiten, die unsere Kinder selbstständig werden lassen und an denen sie wachsen können. Andersherum gibt es eben Themen, die schwer für Kinder sind, die man ihnen aber ohnehin nicht abnehmen kann.
Mein Großer wurde z.Bsp. schon sehr früh mit dem Thema Tod und Sorgen konfrontiert, da seine Zwillingsbrüder viel zu früh zur Welt kamen und einer der beiden nach sechs Wochen gestorben ist. Zuvor war ich sehr lange im KH. Das hat ihn geprägt und das hat ihn mitgenommen, aber das kann ich ihm genauso nicht abnehmen. Ich kann ihn nur stärken, ihm zuhören, mir seine Sorgen anhören, versuchen Lösungen zu finden, wenn es denn Lösungen gibt, aber ich kann ihm den Schmerz nicht nehmen, dass er jetzt nur einen Bruder bei sich hat und der zweite nie mehr kommt. Wichtig dabei ist einfach, die Gefühle so anzunehmen, wie sie sind, sie nicht abzusprechen, sondern ihnen freie Bahn zu lassen, offen und ehrlich zu sein, kein Tabuthema daraus zu machen und da zu sein.

Ich gebe ihm auf alle Fragen eine Antwort, ich rede mit ihm über die Zeit, die ich im KH war, ich erkläre ihm alles, was er wissen will, ich versuche ihm die Sicherheit zu geben, dass ich wieder zurück komme, wenn ich irgendwohin gehe, aber ich kann ihm die Verlustängste nicht komplett nehmen. Ich kann nur immer wieder zeigen, dass es auch anders sein kann, dass ich nicht wochenlang weg bin, nur weil ich mal schnell eine Runde laufen gehe. Ich nehme ihn ernst und spreche mit ihm über seine Sorgen und beantworte ihm kindgerecht seine Fragen, aber ich kann ihn nicht vor seinen Ängsten beschützen oder sie ihm abnehmen.

So lange Rede, kurzer Sinn...
Kinder sind nicht glücklich, wenn ihnen alles abgenommen wird, sondern wenn sie eine authentische Mama haben, die auch auf sich selber schaut, die auch mal zugibt, gerade traurig oder wütend zu sein, die aber immer das Gefühl gibt, dass sie der sichere Hafen ist und der Halt, die da ist, wenn die Kinder traurig, wütend, enttäuscht sind, ihnen Verständnis zeigt, aber ihnen nicht das Gefühl gibt, dass das jetzt ein Weltuntergang ist, sondern die sie da durchbegleitet und sie nicht vor allem beschützt, sondern sie auch auf die rauen Seiten des Lebens vorbereitet.
Und keine Mama ist perfekt, und das schadet auch keinem Kind ;-)

Alles Gute!

 
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