Die Geburt

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Geschrieben von Schniesenase am 08.03.2018, 12:43 Uhr

Gewalt in der Geburtshilfe

Dammschnitt: Es ist eindrucksvoll bewiesen worden, dass eine strenge Indikation für den Dammschnitt, also ihn nur dann zu machen, wenn das Kind gefährdet ist, zu nicht mehr höhergradigen Dammrissen führt als die früher praktizierte Indikation auf Seiten der Mutter (zur scheinbaren Vermeidung schwerer Dammrisse), die Dammrisse heilen oft besser als ein Schnitt. Leider ist das in vielen Köpfen noch nicht angekommen: Dammschnitte sollen nur durchgeführt werden, um das Kind zu retten bzw. vor Schaden zu bewahren. Hierfür ist zu Recht bei der Frau keine Genehmigung einzuholen, da sie das ja gar nicht einschätzen kann. Man sollte es ihr aber mindestens hinterher in Ruhe erklären, damit sie nicht ewig mit den Folgen hadern muss. Alle anderen Dammschnitte sind obsolet, richten aber weiterhin teilweise schlimme Schäden bei den Frauen an. Manche werden u.a. routinemäßig durchgeführt, und das darf nicht sein.

Kristellern:
Die Rede ist vom "routinemäßigen Kristellern", damit es schneller geht, nicht um die Anwedung dieses Handgriffs zur Abwendung von Schaden für Mutter und/oder Kind. Das "routinemäßige Kristellern" ist obsolet, wird aber auch immer noch regelmäßug praktiziert. Nicht immer natürlich, nicht von allen, aber eben manchmal und von einigen.

Rückenlage: Noch immer werden Frauen in Kliniken zu oft während der Geburt in die Rückenlage genötigt, vornehmlich zu oft unnötigen Untersuchungszwecken (CTG, Vaginale Untersuchungen etc.). Dies behindert nachweislich die Geburt und macht schmerzhaftere Wehen. Das ist milde gesagt für die Frauen (und Babys) unangenehm, im schlimmsten Falle Ursache für Komplikationen.

Und ich kann nur wieder betonen: Es gibt wunderbare Hebammen, bei der sich jede Frau gut aufgehoben und wohl fühlen kann, es gibt sehr aufgeklärte Ärzte/Ärztinnen, die wirklich nur eingreifen, wenn es medizinisch notwendig ist, aber es gibt eben auch andere, und das sind leider nicht so wenige bzw. ihre Überforderunssituation in ihren Kliniken macht, dass sie ihre ursprüngliche Sensibilität und Freude an der Arbeit vergessen.

Anderes Beispiel aus der wirklichen Welt: Eine Freundin von mir wurde von einer Hebamme auf dem Gebärbett in Rückenlage angebunden, weil das (nicht moderne) CTG angeschlossen war und die Hebamme gleichzeitig eine problematische andere Geburt beaufsichtigte. Meine Freundin gebar ihr Kind angebunden und allein in Rückenlage. Klage wurde abgewiesen, weil das nicht in der Dokumentation stand. Wenn das nicht durch unser Rechtssystem geschützte Gewalt in der Geburtshilfe ist, was dann?

Andere Freundin, zweites Kind: Sagte, sie habe Wehen. Hebamme meinte, sie solle sich nicht anstellen, sie habe keine Wehen. Wurde barsch aufs Zimmer geschickt, wo sie weiter Wehen hatte. Klingelte um Hilfe, wurde abermals angeherrscht, nicht so zimperlich zu sein. Kurze Zeit später kroch sie über den Flur, weil sie nicht mehr laufen konnte. So fand eine andere Hebamme sie, und plötzlich geriet alles in helle Aufregung. Wenig später war das Kind da, gerade noch im Kreißsaal angekommen und ans CTG geschlossen. In der Dokumentation des Geburtsverlaufs ist von den äußeren Umständen nichts geschrieben, also keine Möglichkeit, sich gegen diese, letztendlich nicht nur geringschätzige, sondern auch gefährliche Behandlung zu wehren.

Das sind zwei von vielen Beispielen. Es gibt sie, und es gibt sie öfter als mancher vermutet. Gerade im Sinne der in der Geburtshilfe beschäftigten Menschen, die wundervolle Arbeit leisten - und ich bin sicher, Silke Westerhausen, Sie gehören dazu - muss etwas verändert werden. Das Vertrauen der Menschen wird nicht durch Abwiegeln und Kleinreden gestärkt, sondern durch eine Veränderung der Bedingungen für alle Beteiligten. Genau das will die Petition. Ich hoffe, es zeichnen noch ganz viele.

Hebammen und andere Geburtshelfer haben keinen schlechten Ruf, aber das System, das nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten mehr für Intervention als für reibungslose Geburten bezahlt, ist fragwürdig und gibt reichlich Gelegenheit für Fehlentwicklung. Die Auswüchse sieht man an vielen Stellen.

Thema "wohlfühlen": Es ist eine hoffentlich allen in der Geburtshilfe beschäftigten Menschen bekannte Tatsache, dass eine Frau, die in der Lage ist, sich ohne Angst voll auf die Geburt einzulassen, erheblich leichter gebärt. Das hat was mit der Hormonproduktion während der Geburt zu tun. Es muss also allen Geburtshelfenden von größtem Interesse sein, der Frau jene sensible Begleitung zukommen zu lassen, die genau dieses "Sicher-Aufgehoben-Gefühl" zu vermitteln. Können sie das? Haben sie dafür sie geeigneten Bedingungen? Wissen sie es überhaupt noch? Ist ihr Fokus auf Physiologie oder auf Fehlersuche gesetzt? Wurde die Frau bereits in der Schwangerschaft so umfassend begleitet und positiv auf die Geburt eingestellt, dass sie das auch selbst kann? Oft nicht. Oft geht es immer wieder um Dinge, die schief laufen könnten? Die Angstfokussierung vieler Frauen lässt ein gesellschaftliches Problem vermuten, das Schwangerschaft und Geburt zu einer permanenten Gefahrensituation werden lässt. Und darum geht es ebenfalls in der Petition. Bitte genau lesen!

Geburt kann, gut begleitet, ohne jede Intervention, ein wundervolles, stärkendes und durchaus nicht so extrem schmerzhaftes Erlebnis sein. Das sollte die Norm sein, nicht die Ausnahme, und das könnte es, wenn Frauen von Beginn der Schwangerschaft an sensibel und kompetent begleitet werden würden.

@ Fichtenwald: Ich finde Deine Aussagen oft pauschal, reißerisch und wenig hilfreich, weil sie an verschiedenen Stellen sachlich nicht richtig oder verdreht formuliert sind. Damit schadest Du eigentlich eher dem, was Du erreichen willst. Nimm es mir bitte nicht übel, es ist schade, dass das passiert, denn Du meinst es ja gut.

 
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