Die Geburt

Die Geburt

Fotogalerie

Redaktion

 
Ansicht der Antworten wählen:

Geschrieben von diesesüßen am 18.01.2020, 22:00 Uhr

Schöne Hausgeburt von Juri

Knapp zwei Jahre nach Elias kam Juri zur Welt.
Für uns war von Anfang an klar, dass wir wieder eine Hausgeburt wollen, nur gestaltete sich die Suche nach einer Hausgeburtshebamme schon schwerer. Schließlich fanden wir eine, die dank des Berufes ihres Mannes (er ist Arzt) sich das teure Hobby noch leisten konnte. Und sie war dazu noch ein wahrer Engel!
Ich machte nur ein paar wenige Vorsorgeuntersuchungen und verzichtete komplett auf die Gänge zum CTG.
In dieser 3. Schwangerschaft kommunizierte ich noch mehr mit dem Baby (irgendwie hab ich das Gefühl, dass ich das von SS zu SS besser konnte/kann ??), erzählte ihm, wie ich mir seine Geburt erträume und dass ich mir sehnlichst dieses Mal Pausen zwischen den Wehen wünsche. Es fühlte sich so an, als hätten wir schon vor der Geburt eine enge Beziehung gehabt.
Schon etwa drei Wochen vor der Geburt hatte ich immer wieder über Stunden regelmäßige Wehen, die auch in der Badewanne zum Teil blieben und erst nach ein paar Stunden wieder versiegten... ich war jedes Mal frustrierter und ungeduldiger...
Dieses Mal begann die Geburt an ET-5, abends um 23h, mit einem Mini-Blasensprung. (Bei den bisherigen Geburten war die Fuchtblase immer erst unter der Geburt, gegen Ende, geplatzt.) Der Schleimpropf hatte sich wie schon letztes Mal an diesem Tag gelöst. Ich hatte schon geschlafen und musste aufs Klo. Ich dachte noch: hä? Ich war doch erst vor einer Stunde und o Wunder, das Bett ist verschont geblieben, da die Blase zwischen Bett und Toilette platzte (mit einem ungewöhnlichen Geräusch, so ein leises "fp") und nur meine Schlafhose ein bisschen nass wurde. War das jetzt wirklich die Fruchtblase? Es fühlte sich jedenfalls schleimig an zwischen meinen Fingern. Auf der Toilette dann die erste leichte Zeichnungsblutung und so wusste ich: Es geht tatsächlich los! Wie schöööön!!!
Mein Mann war noch am Computer. Ich ging zu ihm um ihm mitzuteilen, dass die Fruchtblase geplatzt sei und es jetzt wahrscheinlich los gehen würde. Er solle schnell ins Bett, damit wir uns noch ein bisschen ausruhen können. Als wir im Bett lagen fingen auch schon die ersten Wehen an, sehr ähnlich wie letztes Mal, musste ich direkt bei den sehr sehr starken "Menstruationsschmerzen" mit tönen. Ich konnte nicht lange liegen bleiben und stand auf und vertönte die ersten Wehen auf den Wickeltisch oder an meinen Mann gelehnt. Wir fingen dann gemeinsam an, den Pool aufzubauen, Mensch was für tolle Pausen von einigen Minuten! Außerdem waren die Wehen sehr kurz (gefühlt etwa 30 Sekunden) wenn auch knackig. Kurz schoss mir der Gedanke durch den Kopf, dass es doch noch nicht los geht, bei den kurzen Wehen. Doch dann bat ich um ca. 00:30 Uhr doch meinen Mann, der Hebamme bescheid zu sagen, die glücklicherweise nur etwa 5 Autominuten von uns entfernt wohnte. Sie antwortete völlig verschlafen, dass wir sie rufen sollen, wenn wir sie brauchen. (Sie wusste bereits, dass mich die Anwesenheit und augenscheinliche Langeweile der zwei Hebammen bei der letzten Geburt zum Teil gestört und verunsichert haben.) So wehte ich weiter vor mich hin, aß etwas, trank zwischendurch, plauderte mit meinem Mann, dachte mir, die Blase muss ja bekanntlich leer sein um dem Baby mehr Platz zu lassen, ging nochmal aufs Klo und vertönte laut eine Wehe dort. Dann ging ich in den Pool, der diesmal kleiner war, so dass mein Rücken immer wieder kalt wurde. Mein Mann saß auf dem Bett direkt neben dem Pool, aß ein Wurstbrötchen und goss mir immer wieder warmes Wasser über den Rücken. Ich "zog" mich bei den Wehen halb aus dem Wasser, hielt mich an seinen Oberschenkeln fest. Leider hat mein Mann nach Wurst und Knoblauch gerochen, so dass mir wieder übel wurde, obwohl er sich mühte, nur durch die Nase zu atmen ;)) Dann dachte ich: Krass, ich hatte echt vergessen, wie gewaltig die Wehen sind... Aber diese Pausen! Ich bedankte mich innerlich bei meinem Baby so sehr dafür... Dann wurde ich unruhig und wollte, dass die Hebamme da ist. Mein Mann rief sie an, sie war um etwa 2:20 Uhr bei uns. Sie hörte bei einer Wehe die Herztöne und setzte sich dann - ohne eine einzige vaginale Untersuchung!* - auf den Boden neben den Pool, schaute entspannt zur brennenden Geburtskerze und hielt sich völlig zurück. Die Pausen waren jetzt sehr knapp, trotzdem konnten wir noch ein bisschen reden. Dann fingen auch schon bald die Presswehen an, wieder brüllte ich wie eine Löwin und war überwältigt von der Naturgewalt, die da durch meinen Körper strömte. Ich genoss es wie letztes Mal, einfach meinen Körper und das Baby machen zu lassen. Meine Hebamme hielt sich weiterhin zurück, fischte nur manchmal ein paar Schokostückchen aus dem Wasser (es war mir nur ansatzweise unangenehm ;)) und ging schließlich raus um den Beatmungskoffer zu holen. Als ich in einer kurzen Wehenpause "Beatmung" las, brachte mich das ein wenig aus dem Konzept und zum ersten Mal dachte ich dran, dass ja auch etwas schief laufen könnte... (Ein weiteres Zeichen dafür, dass ich eine Frau bin, die sich durch jede Intervention und Eventualität aus dem Konzept bringen lässt, wie auch meine erste Klinikgeburt gezeigt hatte.) Aber schon bei der nächsten Wehe war der Gedanke verschwunden... Es ging rasant voran. Meine Hebamme riet mir, mich in den Hirtenstand zu begeben, davon hatte ich nie gehört. Ich befolgte ihre Anweisungen und bald darauf war auch der Kopf schon geboren. Was war ich stolz, dass ich ohne Anweisung selbst spürte, wann ich hecheln muss um dem Gewebe Zeit zu geben. Der Druck bei den Presswehen und der Ring of Fire waren aufs Neue unbeschreiblich aber auch diesmal unterstützte mich ein Gefühl von unglaublichem Stolz auf mein Baby und meinen Körper und einer unendlichen Dankbarkeit.. Und da war er, der Kopf unseres lang ersehnten Juri.. ich streichelte ihn bis zur nächsten Wehe und konnte nicht aufhören zu sagen: "Hallo mein Schatz, hallo du Süßer, O Gott, wie schön, ....." Ich war voller Endorphine, spürte aber trotzdem, dass meine Hebamme unruhig wurde. Ich aber war die Ruhe selbst und wusste einfach mit jeder Faser meines Seins, dass alles gut war und fühlte mich unglaublich verbunden mit unserem Juri. (Sie hat mir später erzählt, dass sie wenig Erfahrung mit Wassergeburten hätte und unruhig wurde, dass die nächste Wehe einige Minuten auf sich warten lies. Wie toll, dass sie es trotzdem geschafft hat, sich zurück zu halten!) Und dann kam unser Baby mit der nächsten Wehe herausgeflutscht und schwamm mir entgegen... was für ein unglaublich schönes Gefühl! Ich nahm ihn aus dem Wasser und begrüßte ihn voller Glück und Freude. Es war 3:00 Uhr. Er weinte kurz, schaute dann aber interessiert auch seinen tränenüberströmten Papa an und begutachtete seine Umgebung.
Aufgrund der letzten Erfahrung (blutrotes Wasser nach der Geburt der Plazenta ;)) gebar ich die Plazenta diesmal auf dem Bett; wieder völlig problemlos. Unser Juri trank direkt wie ein Weltmeister, mein Mann und die Hebamme räumten in Ruhe auf und als sie fertig waren, wachten auch schon die großen Brüder auf. Früher als sonst aber auch keine Minute zu früh... Wie von der Hebamme erneut vorausgesagt, verschliefen sie die gesamte Geburt im Nebenzimmer. Der Große war gleich total vernarrt, der kleine Große wusste noch nicht so recht, was das jetzt zu bedeuten hat... ;))
Unser Juri war 52cm groß und wog 4.080g.

Wir nabelten diesmal nach 24 Stunden ab (irgendwie störte uns die Nabelschnur doch sehr), den kleinen großen Bruder hatten wir nach 48 Stunden abgenabelt. Schon wie Elias zwei Jahre vorher hat auch Juri kein bisschen abgenommen, im Gegenteil: Bei der U2 wog er bereits über 5kg.

Was mir gefallen hat:
Die Pausen!!! Die Geburtskerze und die Salzlampe... Es gab kaum Interventionen und Störfaktoren. Ich konnte mich komplett fallen lassen und hatte das Gefühl, das meiste selbstbestimmt und nach meinen Bedürfnissen zu tun.
Was mir nicht so gut gefallen hat:
Dass die liebe Hebamme mir Anweisungen gegeben hat, welche Position ich einnehmen soll für die letzten Wehen. Ich fand es unglaublich schön den Kopf von unserem Juri so gut empfangen und streicheln zu können, was vielleicht in einer anderen Position nicht gegangen wäre. Trotzdem fühlte ich mich weniger selbstbestimmt dadurch.
Außerdem der Beatmungskoffer. Ich habe sie später darauf angesprochen, dass er mich kurz aus dem Konzept gebracht hat und wir haben gemeinsam überlegt, dass sie ihn hätte andersherum aufstellen können oder an eine für mich unsichtbare Stelle.

Insgesamt aber bin ich unendlich dankbar für diese traumhafte Geburt und für die professionelle Zurückhaltung unserer traumhaften Hebamme!

PS:
In 10 Wochen erwarten wir unser 4. Kind und planen eine Hausgeburt mit derselben Hebamme, die diesmal aber mindestens 40 Minuten entfernt wohnt. Es wird sehr sehr spannend und wir freuen uns unheimlich!

Liebsten Gruß aus dem Märzbus an alle!!!





*Sie meinte später, dass sie an meiner Art zu tönen gehört habe, dass ich quasi vollständig eröffnet war und hielt es deshalb nicht für nötig, mich zu untersuchen.

 
2 Antworten:

Re: Schöne Hausgeburt von Juri

Antwort von Löwenmädchenmama am 21.01.2020, 10:30 Uhr

Danke für deine berührenden Berichte. Ich hatte auch das Privileg meine beiden kleineren Jungs zu Hause zu bekommen und das war unendlich schön!!! Bei der Geburt des Kleinsten sind übrigens die Geschwister aufgewacht (und ich war total leise!) Und die Hebamme war noch nicht da so dass ich dieses Kind ganz alleine zur Welt gebracht habe . Ich kann deine Hebamme so gut verstehen die sagte dass sie jederzeit wieder gebären würde! Wir sind zwar wahrscheinlich durch mir dem Baby-Thema und das ist auch okay so, aber eine Geburt würde ich sooooo gerne nochmal erleben! ich wünsche dir eine wundervolle 4. Geburt! (Und bin ein klein wenig neidisch )

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Schöne Hausgeburt von Juri

Antwort von sarahT am 28.01.2020, 13:06 Uhr

Danke für den schönen Bericht und alles GUte für die nächste Geburt!

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Die letzten 10 Beiträge im Forum Die Geburt

Anzeige Salus Floradix

Mobile Ansicht

Impressum Über uns Neutralitätsversprechen Mediadaten Nutzungsbedingungen Datenschutz Forenarchiv

© Copyright 1998-2024 by USMedia.   Alle Rechte vorbehalten.