Nochmal ALGII-Diskussion. Lest doch mal....

den aktuellen "Spiegel", der hat diese Woche eine höchst interessante Titelgeschichte zum Thema, abseits von RTL-Hetzdokus.Wirklich lesenswert.

....man darf natürlich nicht alle über einen Kamm scheren, aber viele Menschen nutzen unser soziales System definitiv aus und bringen so alle in Verruf.

Es ist schon in Ordnung, dass man in Anspruch nimmt, was einem laut Gesetz hierzulande zusteht. Was mich aber ärgert, ist die Einstellung, dass für alles "der Staat" verantwortlich gemacht wird, überdeutlich an den Aussagen zu hören wie "Wie stellen DIE sich das vor?".
Falsch.
Nicht der Staat ist verantwortlich, sondern jeder selbst.
Es ist bestimmt schlimm, unverschuldet in eine Situation zu geraten, in der man "betteln" muss, und trotzdem ist es nicht ok, sämtliche Verantwortung abzugeben.

Man darf keine Vorwürfe machen, sind wir doch alle in dieses System hineingewachsen, in dem schon seit Adenauers Zeiten einiges schiefläuft (lest doch mal das Buch "Deutschland-Abstieg eines Superstars").

Übrigens bin ich Lehrerin, verbeamtet auf Lebenszeit,abgesichert und verdiene sehr gut. So manch einer mag jetzt denken "die soll sich doch raushalten, die hat doch keine Ahnung".

Doch, hat sie. Ich habe mir den Status hart erkämpft. Das was ich heute bin, war immer mein Ziel und dafür habe ich jahrelang aus vieles verzichtet.
Habe während des Studiums weder Bafög noch irgendwelche Unterstützung von zu Hause bekommen. Ich habe in jeder freien Minute gejobbt (gekellnert, geputzt, Fabrik,...) um mir wenigstens ein kleines Zimmer und die wichtigsten Fachbücher leisten zu können. Gegessen habe ich oft wochenlang nur Nudeln oder Kartoffeln :-)
Es ging aber irgendwie.

Und heute? Mein Mann und ich haben Neider, weil wir beide einen guten Job haben und nicht auf den Cent scheuen müssen.

Ich kenne selber viele ALGII-Empfänger (berufsbedingt und auch in der Nachbarschaft) und weiß definitiv, dass einige ganz bewusst NICHT arbeiten möchten, obwohl sie die Möglichkeit hätten. Nach dem Motto "Ich finde keinen AG, der mich zu den von mir gewünschten Konditionen eistellt (z.B. arbeiten nur von 8 bis 12, obwohl wir eine super KiTa im Ort haben). Oder die sich beschweren, dass sie ein 3tägiges Bewerbertrainig absolvieren sollen, "...weil ja dann im Haushalt alles liegen bleibt..."
Das sind Dinge, die "arbeitende Frauen" wütend machen.
Wer Leistung empfängt, sollte auch wirklich bereit sein, eine Gegenleistung zu erbringen, oder?

Und über 400 Euro Zuschuss für Umstandskleidung finde ich VERDAMMT viel, oder sehe ich das falsch?