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Stillen - Tipps, Erfahrungen und Austausch für stillende Mütter

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Geschrieben von sileick am 24.06.2014, 16:08 Uhr

Empört!!!! Stillen die natürlichste Sache der Welt...

Danke für Deine Gedanken dazu! Ich finde den Dialog immer so wichtig. Interessant die Frage, ob das nur für KS in D gilt. Ich denke, dass das nicht der Fall ist, denn auch bei geplanten PDAs ist die KS-Wahrscheinlichkeit größer. Vielleicht nicht ganz so extrem, aber größer. Abgesehen von den psychologischen Problemen, die häufig durch die gefühlsmäßige Trennung von Mutter und Kind während der Geburt nachweislich entstehen können, zumindest arbeiten viele Psychotherapeutinnen das dann mühsam mit den späteren Erwachsenen oder Schreikindern etc. auf. Die PDA ist kritisch zu sehen, sie ist keineswegs so harmlos wie sie dargestellt wird, nur wird das den Frauen meist vorenthalten. Dasselbe gilt in noch stärkerem Maße für den KS.

Es ist ganz sicher eine Anklage an die Ärzte. Ich kenne genügend Fälle, in denen deutlich wurde, dass eine gewisse Arroganz an dieser Stelle nicht zu verleugnen war, ebenso knallharte wirtschaftliche Überlegungen der KH. Das betrifft aber natürlich längst nicht jede/n. Ich würde sagen, der Großteil macht seine bzw. ihre Arbeit, so gut sie eben können. Aber Ärzte sind keine Hebammen. Sie sind dazu da zu helfen, wenn es ernsthafte Probleme gibt und medizinische Eingriffe lebensrettend sind. Vor ihnen müssen die kompetenten Hebammen stehen, die wissen, wie natürliche Geburten ohne Eingriffe funktionieren. Und da ist das nächste Problem: Viele Hebammen in KH lernen das gar nicht mehr richtig kennen. Natürliche Steißlagengeburt? Je erlebt? Geht! Und geht gut, wenn richtig betreut und gut vorbereitet und eingestimmt. Geburtsstillstand? Nabelschnur um den Hals? Eine erfahrene Hebamme, die das eigenverantwortlich jahrelang gemacht und bei einer anderen erfahrenen Hebamme zusätzlich zum Studium gelernt hat, weiß so viele Wege, um zu helfen!

Ich weiß, dass das medizinische Establishment es bezüglich Klagen nicht leicht hat, NICHT gleich einzugreifen. Bedauerlicherweise gilt der Eingriff immer noch als "sicherere" Variante, wenn mal eine Komplikation auftaucht. Das ist biologisch und medizinisch nicht korrekt, wird aber hierzulande so gesehen und richterlich geurteilt. Ach ja: Gutachter sind natürlich Ärzte.

Interessant finde ich auch, dass bei Geburten, die ausschließlich von Hebammen betreut werden, die Säuglingssterblichkeit signifikant niedriger liegt, ebenso die Frühgeburtlichkeit. Auch das lässt Raum für zweifelnde Gedanken. Ich finde, man darf es den fachlich in diesem Bereich engagierten Leuten auch nicht zu leicht machen, sich hinter Systemproblemen zu verstecken: Krankenhausroutinen, Angst vor Klagen, sogenannte, oft nicht evidenzbasierte, Qualitätskriterien und Maßnahmen in Deutschen Krankenhäusern sprechen eine klare Sprache: Hier muss die Ärzteschaft vom Ross runter und dazulernen. Sie tun eben NICHT das Erforderliche nach dem Stand der ärztlichen Kunst! Viele Methoden, die noch heute in hiesigen KH verwendet werden, wurden schon vor 30 Jahren von der WHO angeprangert und Änderung angemahnt.

Die Annahme, dass früher mehr Babys gestorben sind, ohne PDA, KS usw. entspricht so nicht den Tatsachen. Die Babys und Mütter sind vor allem gestorben, so lange die hygienischen und Ernährungsbedingungen kriegsbedingt bzw. durch die Nachkriegszeit so schlecht und zu wenig Wissen um die Ursachen und Verhinderung von Infektionen bekannt waren. Nachdem man im Laufe der 50er und 60er Jahre diese Bedingungen positiv verändern konnte und die Säuglingssterblichkeit erheblich gesunken war, sank sie "trotz" hoher Zahl von Hausgeburten und noch eher geringer Intervention in KH nur noch wenig. Seit dem drastischen und noch längst nicht am Zenit angekommenen Anstieg der KS-Raten ist z.B. die Müttersterblichkeit sogar wieder etwas angestiegen.

Ergo: Das Thema lässt sich nur mit ganz eisenharten biologischen und psychologischen Fakten angehen, die äußeren Umstände und fragwürdige Dogmen, die immer noch kursieren wider besseren Wissens, müssen durch die in diesem Bereich arbeitenden Leute verändert werden. Das ist meine Meinung. Da helfen auch keine Entschuldigungen. Es ist zu wenig, wenn man sich sagt, ich tu doch alles so gut, wie ich es eben weiß. Wer darunter leidet, sind die Frauen und Babys in der empfindlichsten Situation ihres Lebens.

Ganz bestimmt haben wir Frauen in unserer Gesellschaft an vielen Stellen den "Grip" in Bezug auf unsere Instinkte an vielen Stellen verloren. Da stimme ich Dir voll zu. Umso wichtiger ist es, sie während der Schwangerschaft darauf vorzubereiten, wieder etwas besser in sich selbst fühlen zu können. Dazu reichen keine Geburtsvorbereitungskurse allein, obwohl die oft wirklich gut sind. Dazu muss schon in der Schwangerenvorsorge eine Umdeke stattfinden. Mit Ultraschall und Pränataldiagnostik schafft man viele Frühgeborene, nicht aber auf ihre weibliche Natur vertrauende Frauen. Das ist jetzt natürlich sehr polemisch, aber es ist was dran.

Im Übrigen schauen wir uns nur die Flut von Frauen hier im Forum an, die durch Gynäkologen, Ärzte, Kinderärzte, Krankenschwestern und Hebammen (beklagenswerterweise!) die Kurve zum Stillen nicht bekommen haben, weil in den kritischen Zeiten die falschen, und wirklich falschen Anordnungen gegeben wurden. Auch hier kann sich niemand rausreden: Die haben einfach ihre Hausaufgaben zu machen, so nett sie auch sonst sind!

Stillberaterinnen nehmen viel Rücksicht auf das Befinden und die Zufriedenheit der Mütter. Das stelle ich immer wieder fest. Hier kommt endlich die Sensibilität im Umgang mit gefühlsmäßig auf dünnem Eis laufenden Müttern heraus, die eigentlich von allen Beteiligten ab Feststellung der Schwangerschaft schon gepflegt hätte werden sollen. Das muss so sein und ist auch gut so. Es gibt allerdings Fakten, die die Frauen wissen müssen, um sich mündig angemessen für oder gegen den einen oder anderen Weg zu entscheiden. Diese Art der Aufklärung muss mindestens gemacht werden, wenn man die Frauen begleitet. Nicht gestillte Kinder haben definitiv Nachteile gegenüber gestillten und kurzes Stillen verringert diese Nachteile, eliminiert sie aber nicht. Das und anderes muss eine Frau wissen, wenn sie sich gegen das Stillen entscheidet. Diese Dinge zu verschweigen ist nicht eine freundliche Rücksichtnahme, sondern eine gefährliche Unterlassung. Wie viele Frauen bedauern später, wenn sie die ganzen Infos haben, dass sie nicht oder nur so kurz gestillt haben!

Stimme Dir ansonsten voll zu: Die Ärzte haben es heute nicht leicht, weniger früh einzugreifen. Und eine entspannte, zufriedene Mutter ist das beste für ihr Kind, besser als eine widerwillig stillende, genervte.

Die Geschichte mit der Arbeit: Mir war wichtig, deutlich zu machen, dass ALLE, also die schnell wieder arbeiten WOLLENDEN als auch die, die lange zu Hause bleiben und für ihr Kind dasein WOLLENDEN gesellschaftlich und politisch voll unterstützt werden, damit das ohne Spagat und Schlechfühlen möglich ist. Die Extreme gibt es, wenn das auch zufriedene Mütter sind, ist es fein! Man muss sie mit allen Kräften unterstützen. Übrigens finde ich nicht, dass eine lange zu Hause bleibende Mutter ihre eigenen Wünsche voll ausklammert. Wieso soll das so sein? Sie hat mehr Ruhe, kann eigenen Hobbies nachgehen, hat viel Zeit, sich in z.B. Krankheitsfällen aufs Kind einzulassen und Nähe zu geben. Das befriedigt und gibt das Gefühl, den "Mutterjob" gut zu machen. Wo ist das Problem? Und wenn eine Frau bald wieder arbeiten möchte, weil das für sie wichtig ist (nicht weil die Gesellschaft es nicht schafft, für sie geeignete Bedingungen zu schaffen, dass sie zu Hause bleiben kann), dann besteht kein Problem darin, so lange es eine andere, liebevolle und vertraute Hauptbezugsperson für das Kind gibt, mit der das Kind sich voller Vertrauen in die Welt wagen kann. Es muss nicht immer die Mutter sein. Auch wenn ich der Meinung bin, dass das meistens am besten wäre. Aber wie gesagt, es gibt andere Modelle, und die bringen auch psychisch gesunde, glückliche und starke Kinder hervor.

Ich bin dankbar für jede Reaktion und Stellungnahme. Ich liebe kontroverse Diskussionen! :-)

Liebe Grüße

Silke

 
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