Stillen

Stillen - Tipps, Erfahrungen und Austausch für stillende Mütter

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Geschrieben von Sille74 am 28.06.2014, 12:31 Uhr

Empört!!!! Stillen die natürlichste Sache der Welt...

Hi Sileick,

danke zurück! Ein wirklich anregendes "Gespräch"!

Hier noch ein paar Gedanken von mir:

Ich stimme mit Dir überein, dass eine Geburt bestimmt dann am besten läuft, wenn sich die Gebärende entspannt, geborgen und wohlfühlt. Und da sind die Bedingungen im KH in der Tat oft nicht gerade optimal und man kann hier sicher noch vieles verbessern (muss aber "unsere" KHs hier schon wieder in einem Punkt loben: dort kann man sich schon vor der Geburt vorstellen und fast alle Aufnahmeformalitäten dann erledigen, so dass in der Hinsicht zumindest am Tag X nur noch das nötigste gemacht werden muss, was allerdings nichts nützt, wenn man, so wie ich bei der ersten Entbindung, ungeplant zur Sicherheit in ein KH mit Kinderklinik gehen sollte - bei meiner Kleinen hat der Gyn Herzrhythmusstörungen festgestellt - ganz herkömmlich mit Stethoskop - deren Ausmaß vor der Geburt nicht einschätzbar war und die sich später nach der Geburt bestätigt, aber zum Glück als nicht als gravierend herausgestellt haben).
Was allerdings für eine Frau dazu beiträgt, sich wohlzufühlen, ist m.E. sehr individuell und von ihrem Charakter und ihren Erfahrungen usw. abhängig und m.E. überlagert dieser Faktor sogar das rein Biologische. Meine Mutter, die zwei unkomplizierte, natürliche Geburten hatte, meinte einmal zu mir, dass sie in so einem Kreißsaal, wie er heute aussieht (Pastellfarben, viele Kissen, gedämpftes Licht, medizinisches Gerät "versteckt"), niemals unbesorgt und entspannt hätte entbinden können aus ihrer damaligen Situation - und meine Mutter ist ein Gefühls-/Intuitionsmensch. Sie hätte es aus der damaligen Zeit heraus und dem damaligen Zeitgeist gebraucht, dass der Kreißsaal so ausgesehen hat wie er damals eben war (weiß gekachelt, steril, unpersönlich, chromblinkend, überall Gerätschaften). Für mich persönlich wäre ein Kreißsaal, der so aussieht wie damals undenkbar, aber auch eine Hausgeburt wäre für mich absolut nichts, nicht zuletzt auch deswegen, weil mein Mann damit nicht gut zurecht kommen könnte und für mein Wohlbefinden ist auch wichtig, dass die Person, die mich unterstützen soll und die ich dabeihaben möchte, sich wohlfühlt. Denn ich bin überzeugt, dessen Unentspanntheit und Unwohlsein würde sich in einem gewissen Maß auch auf mich übertragen.

Zum medizinischen Fortschritt/zur Entbindung im KH, zur PDA und zum Kaiserschnitt:

Es ist sicher richtig, dass die Hauptursache für Mütter- und Neugeborenensterblichkeit hier früher bzw. noch heute in Entwicklungsländern Infektionen waren/sind und weniger irgendwelche Komplikationen bei der natürlichen Geburt. Dennoch haben die moderne Medizin und/oder der Kaiserschnitt beim anderen Teil schon zu Verbesserungen geführt. Allein ich kenne z.B. schon zwei Frauen, bei denen nach der Geburt (bei beiden zunächst unkompliziert und beide Frauen nach eigenen Aussagen höchst zufrieden mit dem Verlauf der Geburt und den Umständen) unvorherzusehende Blutungen auftraten. Die Frauen wären verblutet, hätte man nicht sofort im KH Blutkonserven zur Verfügung gehabt. Ich weiß von einer Frau und ihrem Baby, die gestorben sind, weil das Kind steckenblieb und nichts mehr ging und man sie nicht schnell genug in ein KH oder wenigsten eine Gyn-Praxis bringen konnte (war nur eine Generation vor uns, allerdings im ländlichen Rumänien). Ganz abgesehen von den Behinderungen, die aufgrund kritischer Situationen unter der Geburt, wie z.B. Sauerstoffmangel, entstehen, und die auch immer weniger werden. Ich habe dazu jetzt keine Studie oder so, aber meine Schwiegereltern haben beide in der Diakonie mit geistig behinderten Menschen gearbeitet und die bestätigen, dass diese Fälle im Laufe der Jahre immer mehr abnahmen.

Hmm, wieder etwas wirr geworden ... nun ja, was ich sagen will, ist, dass die Geburtsmedizin und der KS schon in manchen Fällen ein Segen sind. Das ändert natürlich nichts daran, dass es a) schade ist, dass so viel alt bewährtes Wissen zur Geburtshilfe gar nicht mehr angewandt wird oder gar vergessen wurde und daher nicht mehr beherrscht wird und b) zu viele unnötige KS gemacht werden (z.B. hält sich, wie ich hier mal wieder staunend zur Kenntnis nehmen musste, auch unter Ärzten noch verbreitet die Meinung "einmal KS immer KS").

Hinsichtlich der physischen und v.a. der psychischen Folgen von KS ist mir vieles (noch) viel zu spekulativ und bei einigem scheint mir - als Laie - der KS eine der unwahrscheinlicheren Ursachen zu sein, z.B. für den Anstieg der pädagogischen Sonderförderung.

Dass eine PDA nicht ohne ist, ist klar. Ich selbst hätte es zunächst mal ohne versucht; und dass diese anderswo so leichthin standardmäßig gemacht wird, befremdet mich. Aber sie kann eben auch ein Segen sein für viele Frauen und zu deren Entspannung und Entkrampfung beitragen, so dass in der Geburt wieder was vorwärtsgeht (und vielleicht sogar einen KS verhindert wird?). Wenn ich dann noch lese, dass in Frankreich und Belgien die KS-Raten, wo die PDA standardmäßig gemacht wird, deutlich geringer sind als bei uns, glaube ich eher nicht an einen ursächlichen Zusammenhang in jedem Fall (aber vielleicht, wie gesagt, passt das für Deutschland ...)

Bei all den berechtigten Überlegungen zu wieder mehr Natürlichkeit und Augenmaß bei der Geburt; ich finde, das darf nicht dazu führen, dass bei den Frauen der Eindruck entsteht, dass eine Geburt immer ganz sanft und als solche ganz toll und schmerzfrei und problemlos ist, wenn nur die Rahmenbedingungen stimmen und es dann an ihr liegt ("kann nicht loslassen", "ist verklemmt", "wehleidig", lässt sich nicht auf den natürlichen Vorgang ein", "versteht nicht mehr ihre Instinkte" usw.) wenn es nicht so klappt und sie womöglich eben doch eine PDA oder gar einen KS bekommt. Im KS-Forum lese ich immer wieder Beiträge von Frauen, die regelrecht Schuldgefühle haben und sehr niedergeschlagen sind wegen ihres KS, was manchmal sogar so weit geht, dass diese Gefühle die Gefühle zum Kind überlagern, was sicher für die Bindung nicht gut ist. Klar kann jetzt wieder eingewandt werden, dass auch für diese Probleme der KS "schuld" ist. Mir fällt aber auf, dass diese Probleme meist nur die Frauen haben, die mit ihrem KS hadern und selbst dann kommen, wenn man mehr weiß über den "Fall", noch jede Menge anderer Ursachen für die Probleme in Betracht ...

Ui, das war jetzt auch wieder viel ...

LG,

Sille

 
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