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Geschrieben von Daffy am 17.12.2019, 11:16 Uhr

Gerade in den Tagesthemen

> Erstens sind die UMAs...

Es geht nicht nur um die UMAs; Entwurzelung und Chancenlosigkeit treffen auch die 20-Jährigen, Armuts- und IS-Flüchtlinge. Radikale Religionsauslegung bietet gerade jungen Männern, die sich beweisen wollen, aber gesellschaftlich ein Loser-Image haben, einen Ausweg - im Extremfall der Terrorismus. Von Würstchen zum Helden mit einem Knopfdruck. Die Unterstützung wohlmeinender Helfer (ich frag mich gelegentlich, wer da eigentlich wem hilft) ist kein Ersatz für wirkliche Teilhabe (in dem Rahmen, der vielen Flüchtlingen bei ihrer Ankunft vorschwebt: Job, Haus, Auto Familie). Alternativ eine Karriere als gewöhnlicher (Schwer-)Krimineller - Vorbilder gibt es zu Hauf.

> Die Leute, die vom IS gezielt angeworben werden... sind keine Geflüchteten, die erst seit kurzem hier sind

Der Terrorist in Berlin war aber genau das - erst kleiner Krimineller, dann heiliger Krieger. Die IS-Propaganda fördert genau solche Täter, Freelancer, die mit alltäglichen Mitteln größtmöglichen Schaden anrichten (Messer, selbstgebaute Bombe, Fahrzeug - all diese Paketdienst-Transporter mit laufendem Motor...).

> Das ist zum Beispiel die typische Situation der "Banlieue"-Maghrebiner in Frankreich oder der Migrantenkinder aus dem Süden Londons.

Erstens gibt es auch Erfolgsgeschichten aus eben diesen Schulen - Kinder, die unter widrigen Umständen einen Abschluss geschafft, ein Studium absolviert oder einen Beruf erlernt haben. Zweitens stört mich diese Opfer-Rhetorik. Die Migranten haben Schulen besucht, die vom Gastland zur Verfügung gestellt wurden und nicht schlechter ausgestattet wurden als im Rest des Landes. Aber das hat eben nicht gereicht; die grassierende Gewalt und die unterdurchschnittlichen Lernerfolge in diesen Schulen lassen den Rückschluss zu, dass das Problem die Wertevermittlung in den Familien war. Förder- und Gewaltpräventionsprogramme gibt es schon länger - und es reicht immer noch nicht. Dass vorrangig die aufnehmende Gesellschaft das Problem sein soll, führt einerseits zunehmend zu einer Abwehrhaltung und kann Fortschritte auch verhindern. Es sitzt sich nicht unbequem in der Opferecke.

> Und es ist danach, das darf man auch nicht vergessen, massiv gegengesteuert worden, mit den Folgen, die wir alle kennen: ein halbgarer Deal mit einem türkischen Diktator, Lager mit humanitär unhaltbaren Zuständen, Folter und Vergewaltigung in Libyen und im Mittelmeer Ertrinkenden.

Nicht zu vergessen, Zäune in an deutscher Willkommenskultur verzweifelnden südosteuropäischen Transitländern. Wie es sonst hier 2016, 2017 ausgesehen hätte...
Die Menschen gehen nach Libyen, weil sie sich Hoffnung auf die Weiterreise nach Europa machen. Das sind schon lange nicht mehr Gaddafis gestrandete Gastarbeiter. Aus demselben Grund verdursten mehr Menschen in der Wüste als im Mittelmeer ertrinken. Das hört man aber nicht gern in Überstützer- und ´Retter`kreisen. Davon, was mit den vierstelligen Summen (pro Person) für das Schleppterticket in den Herkunftsländern hätte bewirkt werden können, wieviele Todesfälle, Folterungen, Vergewaltigungen verhindert werden könnten, wenn nicht unerfüllbare Hoffnungen geschürt würden, mal abgesehen.

Gerade die Tage im Deutschlandfunk:
https://www.deutschlandfunk.de/guinea-die-schwierige-rueckkehr-von-migranten.724.de.html?dram:article_id=465404

"
Der Regen hat hier in den Außenbezirken von Conakry viele der Gassen in reißende Sturzbäche verwandelt. An einer Stelle steht ein umgestürzter alter Schulbus, der als Brücke genutzt wird. Wie tausende Guineer, die jedes Jahr Richtung Europa aufbrechen, wollte auch Alpha Kabiné Camara all das vor gut zwei Jahren hinter sich lassen. Die Armut, den Müll, den Gestank.

„Eines Tages habe ich beschlossen, die Schule abzubrechen und mich auf den Weg zu machen. Ich stand kurz vor dem Abitur.“

Damals ahnt er noch nichts von den Schrecken des Weges, und er weiß noch nicht, dass er mehr als zwei Jahre später wieder an den Ausgangspunkt seiner Reise zurückkommen wird. Traumatisiert und mit leeren Händen.

„Mein Vater war alt. Deshalb habe ich meinem kleinen Bruder eines Tages gesagt, dass ich als ältester Sohn etwas unternehmen muss. Ich habe ihn gebeten, für mich Geld aus dem Zimmer unseres Vaters zu stehlen. 300 Euro hat er gefunden und mir gebracht. Damit habe ich mich auf den Weg gemacht. Ich dachte, dass ich das Geld zurückzahlen kann, sobald ich in Italien bin.“

Stattdessen musste er seine Familie von unterwegs immer wieder bitten, ihm noch mehr Geld zu schicken. Als er einmal in Mali wegen fehlender Dokumente ins Gefängnis kam, kaufte seine Familie ihn für 400 Euro frei, erzählt er. Insgesamt habe seine Reise die Familie umgerechnet rund 1600 Euro gekostet. Ein Vermögen in Guinea.

Oft sind es auch ganze Großfamilien, die ihre letzten Reserven aufbringen und ihre Hoffnungen in einen jungen Menschen setzen. Häufig sind es dann die klügsten und stärksten Söhne der Familie, nicht selten die einzigen, die losgeschickt werden. Und dann stehen diese Menschen plötzlich wieder mit leeren Händen zu Hause vor der Tür. Viele werden abgewiesen, andere werden aufgenommen, kämpfen aber mit Scham- und Schuldgefühlen. Alpha Kabiné Camara hatte Glück: „Ich glaube, meine Familie hat sich gedacht, besser er kommt mit leeren Händen zurück als gar nicht.“

...
die meisten Migranten schaffen es gar nicht erst nach Europa. Ihnen geht unterwegs das Geld aus, sie finden kein Boot für die Überfahrt oder sie werden entdeckt und verhaftet,
...

Doch der Neustart ist schwierig. Alpha Kabiné Camara versucht, mit Hilfe der IOM das Abitur nachzuholen, aber richtig konzentrieren kann er sich im Unterricht nicht mehr. Früher sei er ein guter Schüler gewesen, aber jetzt spiele sein Kopf einfach nicht mehr mit, sagt er. Er kämpft mit Albträumen und Flashbacks. Er erzählt von brutalen Menschenhändlern in der Sahara, von Menschen, die von der Ladefläche der Pick-ups fallen, die sie nach Algerien bringen sollen, und die mitten in der Wüste ihrem Schicksal überlassen werden. Aber das Schlimmste sei Libyen gewesen, sagt er."

 
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