Hallo Biggi!
Unsere Tochter ist jetzt 6 Wochen alt. An sich funktioniert das Stillen gut. Sie gedeiht auch gut, hatte 10 Tage nach der Geburt ihr Geburtsgewicht wieder und auch normal Stuhlgang und oft nasse Windeln.
Ihr Stillverhalten macht mir aber Sorgen…ich weiß dass Babys über das Stillen nicht nur ihren Hunger, sondern auch ihr Nähebedürfnus stillen und daher empfohlen wird nach Bedarf zu stillen. Wenn ich Fragen von anderen Müttern lese, wird oft gefragt, ob es in Ordnung ist, dass ihr Baby jede Stunde oder alle zwei Stunden schon wieder gestillt werden möchte. Davon können wir nur träumen…
Unsere Tochter möchte gefühlt am liebsten den ganzen Tag an meiner Brust sein. Wenn sie fertig ist mit stillen und ich sie danach z.B. nur auf dem Arm halte oder sie auf meinem Bauch liegt dauert es manchmal einige Minuten manchmal auch nur einige Sekunden bis sie quengelig wird. Wenn man sie nicht direkt wieder stillt, lässt sie sich beruhigen, indem ich sie an meinem kleinen Finger lutschen lasse. Einen Schnuller nimmt sie nicht, wir haben schon alle möglichen Modelle getestet. Oft hilft es auch die herumzutragen. Das alles funktioniert aber oft nur eine halbe Stunde, dann beruhigt sie nur noch die Brust.
Früh am Tag ist es oft noch etwas entspannter. Ich kann sie ablegen, um zu duschen und mich fertig zu machen. Ansonsten lässt sie sich auch kaum ablegen.
Schlafen tut sie tagsüber nur an meinem Körper und im Tragetuch. Wenn sie tief schläft, klappt es manchmal sie auf den Bauch meines Partners zu verlagern, aber oft wird sie dann auch wach. Wenn ich mit ihr im Tragetuch spazieren bin, schläft sie und schafft dann schlafend auch 2-3 Stunden ohne gestillt zu werden.
Ich kann durch diese Situation nie mal für ein Stündchen weg von ihr, weil mein Freund sie irgendwann nicht mehr beruhigen kann. Da sie oft im Tragetuch auch nur mit etwas am Finger nuckeln einschläft, kann mein Freund das auch nicht machen. Sie nimmt nämlich ärgerlicher Weise auch nur meinen kleinen Finger.
Ich würde mich freuen, wenn Sie einen Tipp für uns haben!
Viele Grüße
Franzi
von
Franzi2122
am 04.09.2023, 10:29
Antwort auf:
Baby möchte ständig gestillt werden
Liebe Franzi,
Menschenbabys sind Traglinge, die den Kontakt zur Mutter brauchen. Es ist von der Natur nicht vorgesehen, dass sie alleine sind und auch nicht, dass sie alleine schlafen. Das widerspricht dem Bild vom süß in der Wiege schlummernden Baby, das fast alle Frauen (zumindest beim ersten Baby) haben. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn dein Kind nicht alleine schlafen will und ständigen Körperkontakt sucht.
Die Tage sind einfacher, wenn das Baby am Alltag teilnehmen kann. Dazu ist ein Tragetuch das optimale Hilfsmittel. Ein Tragetuch ist fast ein Zaubermittel. Das Baby kann die Nähe der Mutter spüren, es wird sich an ihrem Körper beruhigen, Koliken verringern sich, es wird weniger weinen, vielleicht sogar recht gut schlafen und du hast mindestens eine Hand frei (und auch deinen Kopf, weil das Baby wieder ruhiger ist), um andere Dinge zu tun. Versuche es einmal. Eine Autorin nennt dies so schön „Perspektive teilen". Das Tragetuch ermöglicht es dem Kind, am Leben der Familie problemlos teilzunehmen und mit Ihnen die Perspektive zu teilen.
Babys sind von Geburt an (bzw. bereits im Mutterleib) eigene, individuelle Persönlichkeiten mit eigenem Charakter, Temperament und auch mit eigener Stimmungslage. Ob eine Mutter ein ruhiges, zufriedenes, (fast) immer lächelndes Baby hat oder ein Kind, das als „Schreibaby" bezeichnet wird, das hängt nicht zwingend von ihren Fähigkeiten als Mutter ab. Vieles ist einfach angeboren.
Wenn dein Kind viel quengelt und weint, dann kann es sein, dass es ein Baby mit erhöhten Bedürfnissen ist, ein High Need Baby, wie diese Kinder von dem amerikanischen Kinderarzt Dr. William Sears genannt werden. Ein High Need Baby braucht sehr viel mehr Einsatz von seiner Mutter/Eltern. Es ist kein „pflegeleichtes" Kind. Oft zeigen sich die Erfolge der Bemühungen der Mutter erst nach längerer Zeit und die Mutter zweifelt an sich selbst. Deshalb ist es so wichtig, dass Mütter/Eltern wissen, dass es High Need Babys gibt und wissen, dass sie keine „Schuld" haben.
Sehr gut beschrieben sind High Need Babys in dem Buch „Das 24 Stunden Baby" von Dr. William Sears und Dr. Sears gibt auch Anregungen und Erklärungen, was Eltern tun können, um zu einem einfacheren Alltag mit ihren Kindern zu kommen.
Wichtig ist, dass du weißt, dass dies zwar eine lange Phase ist, aber sie WIRD vorbei gehen!
nimm ALLE Hilfe an, die du bekommen kannst. Erkundige dich mal, ob du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). Möglicherweise kann dir auch deine Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, deinen Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für deine Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während du in die Sauna gehst oder sonst etwas für dich tust ...
• Vielleicht findest du auch einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit deinem Kind zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder DIR etwas Gutes tun.
• Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber Du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss.
• Achte darauf, dass du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menüs kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar.
• Eine Möglichkeit für die Nacht ist es, dass statt dir dein Partner die Nachtschicht bzw. das zu Bett bringen zum Teil übernimmt. Also nicht Du wendest dich jedes Mal dem Kind zu, sondern ihr wechselt euch ab und da ein Mann keine Brust zum Stillen hat, wird er euer Kind auf andere Weise beruhigen müssen. Das Verändern von Ritualen kann helfen.
• Schau nach vorne. Die anstrengende Zeit wird vorübergehen. Auch dein Kind wird älter und reifer werden und nicht mehr soooo viel Aufmerksamkeit brauchen.
Kurz: beschränke viel Dinge auf das absolut Notwendige, so dass du auf diese Weise mehr Zeit für dich bekommst. Diese „gewonnene" Zeit kannst du dann dazu nutzen, dich wieder zu erholen, neue Energie zu tanken und auch zu einem ruhigen Gespräch und Nähe mit deinem Mann.
Vergiss dich selbst nicht: Gönne dir etwas Gutes, dann lassen sich so anstrengende Phasen leichter überstehen.
Liebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 04.09.2023
Antwort auf:
Baby möchte ständig gestillt werden
Hallo Biggi und vielen Dank für für die ausführliche Antwort!
Vieles von dem was Sie schildern machen wir schon.
Von William Sears habe ich bereits „Schlafen und Wachen“ gelesen. Vielleicht kaufe ich mir auch mal das 24 Stunden Baby. Ich glaube aber nicht, dass sie ein High Need Baby ist. Oder zumindest kein extremes. Es ist eigentlich nur ihr sehr große Bedürfnis zu Nuckeln, das es uns manchmal sehr schwer macht. Dass Babys sich ungern ablegen lassen wusste ich bereits von einem Baby aus der Verwandtschaft. Wir gehen auch nur mit Tragetuch spazieren. Den Haushalt mache ich auch so. Einen Kinderwagen haben wir gar nicht. Aber auch im Tragetuch braucht sie meistens die ersten Minuten meinen kleinen Finger zum Nuckeln, bis sie einschläft. Wenn sie wach ist, braucht sie ihn die ganze Zeit. Sie sollte ursprünglich in einem Beistellbett schlafen. Sie schläft aber nur direkt an mir. Das hatten wir uns in Bezug auf die Empfehlungen zum sicheren Schlafen und plötzlichem Kindstod anders vorgestellt..
Wenn sie nur mit Körperkontakt schlafen könnte, wäre das in sich gar nicht soo ein Problem. Das Problem ist, dass sie sich meist nur mit Nuckeln beruhigen lässt, aber nur an der Brust und meinem kleinen Finger. Dadurch kann sie nie allein bei meinem Freund bleiben, aber ich würde eigentlich nächste Woche gern zu einem Rückbildungskurs…das wird so nicht funktionieren und sie würde die ganze Zeit weinen. Haben Sie schonmal ein ähnliches Problem erlebt und vielleicht noch eine Idee?
Also wie gesagt, Schnuller, Tragetuch, Herumtragen und auch Federwiege funktionieren alle nicht mehr, sobald sie wieder Nuckeln möchte.
Liebe Grüße
Franzi
von
Franzi2122
am 04.09.2023, 13:26
Antwort auf:
Baby möchte ständig gestillt werden
Liebe Franziska,
akzeptiert dein Baby nur deinen Finger?
Lass es doch deinen Freund auch mal probieren, meist klappt das recht gut!
Lieben Gruß
Biggi
von
Biggi Welter
am 04.09.2023
Antwort auf:
Baby möchte ständig gestillt werden
Hallo Biggi,
ja sie akzeptiert zum nuckeln tatsächlich nur meinen Finger oder eben die Brust. Den Finger von meinem Freund lehnt sie ab, den von der Hebamme auch. Die hat es ebenfalls versucht.
Unsere Hebamme rät uns nun, ihr einfach mal nur den Schnuller und nicht mehr meinen Finger anzubieten, damit wir sie auch beide mit dem Schnuller beruhigen können.
Wenn ich sie aber nicht ungefähr alle 10 Minuten an die Brust lasse oder ihr meinen Finger anbiete, weint sie. Ich möchte sie auch nicht weinen lassen, wenn ich weiß, dass sie mit Finger oder an der Brust zufrieden wäre. Unsere Hebamme meint, dass sie bei ihrem starken Nuckelbedürfnis irgendwann auf jeden Fall den Schnuller nehmen würde, wenn ihr zum Beispiel für eine Stunde nichts anderes angeboten wird. Laut ihr wäre es nicht schlimm, wenn sie nicht zu extrem weint, solange wir sie dabei auf dem Arm haben und begleiten. Ich fühle mich dabei nicht ganz wohl, aber möchte sie auch wirklich mal mit meinen Freund allein lassen…
Viele Grüße
Franzi
von
Franzi2122
am 04.09.2023, 20:31
Antwort auf:
Baby möchte ständig gestillt werden
Liebe Franzi,
die Stillbeziehung sollte gut eingespielt sein, bevor ein Schnuller gegeben wird und auch dann kann es zu Problemen kommen.
Deshalb ist es wichtig, dass du wirklich sofort handelst, wenn dein Kind Anzeichen einer Saugverwirrung zeigt.
Lieben Gruß
Biggi
von
Biggi Welter
am 04.09.2023