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Geschrieben von Covidianer am 18.07.2021, 9:40 Uhr

Ich war gestern im Kriegsgebiet

Man kann es nicht anders bezeichnen.

Ich bin nicht nah am Wasser gebaut, aber ich habe nur geheult. Die Bilder im TV sind schon schrecklich, aber live hat mich das wirklich überfordert. Und ich dachte, ich wäre mit allen Wassern gewaschen.

Wir wollten eingentlich Kartons mit Kleidung, Spielsachen, Hygieneartikel abliefern. Auf der Fahrt erfuhren wir dann aus dem Radio, dass Annahmestopp ist, weil die Hilfe wohl überwältigend ist.

Aber leider hat es uns dann durch das Katastrophengebiet geführt. Ich kenne alle Orte, weil wir dort auf dem Weg in die Eifel zu unseren Wochenendausflüge nahezu jedes Wochenende durchfahren. Ich kenne diesen kleinen Ort Schuld mit seiner "niedlichen" Ahr. Dort kann man mit vier Schritten nicht mal knietief durchlaufen und nun ist alles weg und zerstört.

Bis Schuld sind wir natürlich nicht gekommen, weil noch immer Orte evakuiert sind bzw. unpassierbar sind. Es waren auch sehr viele Straßensperren durch Polizeiwagen. Wir dachten, wir kämen gar nicht mehr zurück. Und was ich gesehen habe war die Hölle.

Entlang der Häuserwände konnte man sehen, wie hoch das Wasser stand. Eingestürzte Mauern, gesprengte Gehwege und Gewegsplatten, die sich an Hindernissen türmten. Riesige Tore zu den Höfen, die aus den Angeln gehoben und völlig verbogen waren. Ganze Hecken lagen mit ihrem Wurzelballen frei.

Dann kam die absolute Horrorstraße. Schlammbedeckt, rechts und links der Fahrbahn tiefe Furchen von den Wassermassen und Autos, große Transporter, deren Kühler mit Graß und Unrat zugestopft waren und sich auf den Wiesen und Feldern türmten. Sogar riesige Traktoren und ein Linienbus lag quer im Graben. Überall begegnete uns Polizei, THW, Notarzt und Krankenwagen. Ich habe mich wie in einem Endzeitfilm gefühlt.

Die Straßen waren gesäumt von den völlig verschlammten Habseligkeiten der Opfer. Wir hatten sicherheitshalber Schaufeln und Besen dabei. Aber wir haben keine einzige Parkmöglichkeit mehr gefunden. Es waren wahnsinnig viele Leute gekommen um zu helfen, die die wenigen freien Straßen zugeparkt haben. Wir hätten 3 Kilometer laufen müssen um uns noch irgendwo hinstellen zu können. Die Bilder im TV sind schon schlimm, aber live ist es um Längen schrecklicher.

Wir sind hier so glimfplich davon gekommen. Nur vollgelaufenen Keller, die paar Stunden Stromausfall und unser Leben geht dann einfach weiter. Diese Leute haben den ganzen Tag im Schlamm geschuftet und konnten am Ende nicht mal duschen oder sich sich ins trockene Bett legen. Das hat mir gestern den Schlaf geraubt.

Im Radio hörte ich dann noch, dass dieser schreckliche Laschet unterwegs in den Flutgebieten war und Bürger mit kritischen Fragen abgeschirmt wurden. Das war wohl nicht gewünscht auf dieser primitiven Wahlkampftour. Später las ist, dass er die Pressekonferenzen extra in die Katastrophengebiete verlegt hat, passt wohl gut ins Konzept, sich als MP zu präsentieren, der sich kümmert. Dabei nennt man ihn hier Klimabremse.

Und dieses pietätlose Gelächter, nein, dass geht einfach nicht. Helfer die seit 3 Tagen im Dauereinsatz waren und Menschen die ihre Existenzen verloren haben und vor dem wortwörtlichen Nichts stehen. Und dieser Mensch lacht. Da war einfach schamlos und hat bei mir echte Wut erzeugt. Ich weiß gar nicht, wie abgebrüht man sein muss, dass man da noch Späßchen macht.

Auf dem Rückweg haben wir dann noch die ganzen Felder gesehen, die unter Wasser standen. Alles vernichtet.

Wer jammert, dass Konzept der Grünen würde teuer, hat nicht begriffen, dass es jetzt schon teuer ist. Ich bin eigentlich kein Grünen-Wähler, aber es ist falsch, zu glauben, dass es teuer WIRD. Es IST bereits teuer, weil nichts getan wurde.

Häuser, Autos, Infrastruktur völlig vernichtet. Die Ernteausfälle. Als das wird Monate dauern bis es wenigsten wieder einigermaßen steht. Und es wird massig Steuergelder kosten. Wer soll das denn sonst bezahlen? Die Leute, wenn sie versichert waren, werden aus den Versicherung fliegen. Die Beiträge werden für alle enorm steigen. Wirklich, es ist jetzt schon unbezahlbar, weil man einfach ncihts getan hat.

Wir fahren gleich wieder los und schauen, ob wir irgendwo anpacken können. Mein Mann hat seine Motorsäge eingepackt und etliches Werkzeug. Ich habe Kuchen gebacken und gestern noch Wasser besorgt. Wir schauen, ob wir irgendwas tun können ohne im Weg zu stehen.

Es gibt so viele Spendenkonten. Wenn ihr 5 Euro verkneifen könnt, spendet sie. Den Menschen muss geholfen werden. Sie haben nicht nur ihr Hab und Gut verloren, sondern auch ihre Arbeitsplätze, weil viele Unternehmen ebenfalls abgesoffen ist.

Es ist einfach nur schrecklich.

 
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