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Geschrieben von Hase67 am 14.08.2021, 18:14 Uhr

Röttgen fordert ein Einschreiten der Bundeswehr in Afghanistan

Ich habe mich gerade mal durch diesen Thread gewühlt und bin einigermaßen erschrocken, wie selbstgerecht und unreflektiert manche Äußerungen sind - und wie deutlich die Argumentationen hier von einem deutschen Tunnelblick geprägt sind, auch bei Leuten, die es eigentlich besser wissen sollten, es sei denn, sie hätten ihre Jahre im Ausland ausschließlich in der Expat-Blase verbracht und wären in der Sänfte von A nach B getragen worden.

Was da in Afghanistan seit Jahrzehnten stattfindet, ist ein Stellvertreterkrieg, der durch Waffenlieferungen an Pakistan gefüttert wird. Ich kann wirklich nur mit dem Kopf schütteln, wenn en bloc behauptet wird, die afghanische Bevölkerung bestünde aus "rückständigen, ungebildeten Individuen", die sich der europäischen und insbesonderen deutschen Hilfe widersetzen würden. In Afghanistan hat Bildung einen extrem hohen Stellenwert, auch die Bildung von Frauen, insbesondere in medizinischen und ökonomischen Berufen. Von wegen "Hinterwäldler". Natürlich versuchen Menschen, die die Chance auf Bildung haben, auch internationale Erfahrung zu sammeln, viele sind nach England oder nach Deutschland gegangen, um hier eine Bildung zu bekommen, die in ihrer Heimat - unter anderem durch den Einfluss des Westens und dessen Stellvertreterkriege - schlichtweg nicht mehr existiert.

Wie man zu der steilen These kommt, dass Menschen, die eine Ausbildung als Arzt oder Volkswirt haben, sich nun unbedingt in einer chancenlosen Armee im Kampf gegen die Taliban (die, ich sage es noch mal, mit westlicher Hilfe Waffen aus Pakistan erhalten) verheizen lassen müssen, ist mir unbegreiflich. Selbst die von uns entsandten Blauhelmtruppen, die ja eigentlich nur zu Friedens- und Aufbaumissionen vor Ort waren und ausgebildete Soldaten sind, wurden verheizt, das wurde hier ja schon oft genug bemängelt. Wieso sind dann Menschen ohne Kampfausbildung, die der Menschheit ganz andere Dienste leisten können, dann "Feiglinge" (oder wären im Umkehrschluss "Helden"), wenn sie sich von den Taliban in die Luft jagen oder erschießen lassen? Was ist denn das für eine verquere Logik? Man kann doch da nicht nach deutscher Manier mit einem "Dienst am Vaterland" argumentieren, nehmt doch mal eure Scheuklappen ab und versucht, ein bisschen geopolitisch zu denken und nicht allein aus deutscher Perspektive!

Die bekannte Influencerin und Unternehmerin Ayeda Shadab, die sich den Taliban lange mutig entgegengestellt hat und inzwischen, wie ich vor kurzem gelesen habe, auch aus Kabul geflohen ist, hat mal in einem Fernsehbeitrag gesagt: "Die Taliban kennen kein Gesetz, mit denen kann man nicht verhandeln. Die töten einfach." Die einzig sinnvolle Strategie wäre wahrscheinlich, den Waffennachschub komplett zu stoppen und sie so an ihrer empfindlichsten Stelle zu packen, den Kampfmitteln. Menschliches Kanonenfutter, das in ihrem Auftrag kämpft, finden die genug. Aber wenn sie kein Material mehr hätten, würde dieser Mist vielleicht endlich aufhören.

Ich finde schon, dass da auch Deutschland in die Verhandlungen einsteigen sollten, weil wir auch zu den Waffenexporteuren im großen Stil gehören.

 
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