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Geschrieben von niccolleen am 12.01.2019, 18:56 Uhr

An die Lehrerinnen unter euch

Hallo Schniesenase,

Ich finde deinen Beitrag hochinteressant, danke fuer die lange Ausfuehrung.
Trotzdem finde ich, dass genau deine Argumente die Schwaechen dieses Systems (des Lautschreibens) aufzeigen.
Zum Beispiel, wenn du schreibst, bei Fahrrad weiss es den Endbuchstaben erst, wenn es muehsam und kognitiv die Mehrzahl gebildet hat, und das stumme h ist bei weitem nicht in allen Woertern vorhanden, wo der vorangegangene Laut lang ist. Es gibt ein paar Regeln, aber mehr Ausnahmen und somit muss trotz allem im Deutschen sehr viel auswendig gelernt werden. Es zahlt sich fast nicht aus, so viel Energie schon so frueh in Regeln zu investieren, die gar nicht so dominant sind wie die Ausnahmen.
DAs naechste ist, dass Kinder vom Besonderen ins Allgemeine schliessen. Sie lernen nach Mustern und nach vielen Wiederholungen. Die FAehigkeit, vom Allgemeinen ins Besondere zu schliessen, also von der Regel mit dem langen und kurzen Laut etc. kommt erst viel spaeter. Viel kindgerechter ist es also von diesem Standpunkt, viele Woerter zu lernen, und irgendwann die Regel dahinter zu begreifen, wieso die eben so geschrieben werden, und nicht umgekehrt. Du sagst selbst, dass eine enorme kognitive Arbeit dahintersteckt, die eigentlich recht mit Undank bezahlt wird.
Weiters gehst du davon aus, dass von den Eltern ein grosser Teil der Arbeit kommt, die richtige Aussprache, das "Schubsen" in die richtige Richtung, etc. Das ist aber in einem kleinen Prozentsatz der Familien so moeglich, das muss ich nicht weiter ausfuehren.

Abgesehen davon, dass dieses System auch nur in Teilen Deutschlands funktionieren kann, in anderen, oder gar bei uns in Oesterreich ginge das gar nicht. z.B. gibt es in Oesterreich in der Aussprache keinen Unterschied zwischen b und p, d und t und oft auch zwischen g und k. Also z.B. Beppo hat nur einen Konsonanten, naemlcih ein Laut, der zwischen b und p liegt.

Ausserdem:
"Am Anfang merken sie sich die Wörter noch nicht, weil sie noch kein Wortbildgedächtnis entwickeln, zu schwierig ist die Lautiererei noch, und ein Wort als Ganzes wird noch nicht erkannt. Hier ist also gar keine Gefahr, dass sich was falsch einprägt. "

Das ist einfach nicht richtig. Vielmehr ist es so, dass je kleiner Kinder sind, desto hoeher ist der Prozentsatz eines fotografischen Gedaechtnisses, anfangs sogar nach einigen Studien bei fast 90%. Mein Sohn hat in der ersten bereits die Woerter sehr bald *gesehen*, nicht mehr *gelesen*, und ich weiss, dass das bei sehr vielen Kindern schon im Kindergarten so ist, dass sie ihren eigenen Namen und den der anderen allein am Wortbild erkennen, ohne lesen zu koennen. In meinen Augen ist genau da die ganz grosse Gefahr, sich etwas falsch einzupraegen. Bewegungsmuster koennen noch sehr flexibel ausgebessert werden, Schwimmen, radfahren, Eislaufen, Turnen, etc. da kann man besonders als Kind noch hundertmal umlernen, entgegen der Befuerchtungen von vielen Eltern. Aber Bilder gehen sehr schnell ins Langzeitgedaechtnis und bleiben da.


Nichtsdestotrotz bin ich sehr froh, dass du einen Punkt gleich angesprochen hast, der mir auch immer sehr am Herzen liegt: Dass unser Schulsystem sich nur nach Fehlern orientiert, und ich hoffe auch, dass sich das irgendwann aendern wird. Ein paar Grundsteine wurden seit meiner Schulzeit bereits gelegt, ich hoffe, die Tendenz geht in die richtige Richtung weiter!

Ich bin von deinen Posts zu schliessen aber echt ueberzeugt, dass du eine tolle und einfuehlsame Lehrerin und Mutter bist.

lg
niki

 
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