Rund um die Erziehung

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Geschrieben von Leena am 08.10.2006, 11:34 Uhr

Nochmal wegen der heutigen Erziehung

Ich kenne es aus meiner Familie auch nicht, dass die Mutter den Part "bedingungslose Liebe" und der Vater den Part "Erziehung und Strafen" übernommen hätte - auch nicht vor zwei oder drei Generationen.

Bei meinen Eltern war meine Mutter für "Liebe und Strafen" zuständig, mein Vater hat weniger offen seine Liebe gezeigt und seltener gestraft, aber es ist beides auch mal vorgekommen und war gewissermaßen "wertvoller" oder "wichtiger" als bei meiner Mutter.

Bei den Eltern meines Vaters war das "Erziehungsmodell" im Prinzip dasselbe wie bei meinen Eltern, bei den Eltern meiner Mutter war der Vater im Krieg gefallen, und meine Großmutter war alleine für "Liebe und Strafen" zuständig, und ihre Kinder hatten bis zum Tod meiner Großmutter eine sehr gute, innige Beziehung zu ihr.

Auch bei meinen Urgroßeltern war die Mutter für die Erziehung der Kinder in vollem Umfang zuständig, sie regelte den Alltag, zeigt Liebe - und schimpfte und bestrafte. Meine Urgroßmutter war übrigens gelernte Lehrerin/Erzieherin und hatte 8 Kinder, und nach allem, was mir meine Großeltern/Großtante erzählt haben, war sie eine absolut wunderbare Mutter.

Ich kann aus meiner familiären Erfahrung heraus jedenfalls nicht bestätigen, dass früher die Mutter ausschließlich für die "bedingungslose Liebe" und der Vater für die "Strafen" zuständig gewesen wäre. Von daher glaube ich auch nicht, dass die heutige "Unsicherheit" daher resultiert, dass der Vater "nicht mehr den Buh-Mann" spielen möchte/darf und die Kinder mit der liebenden und strafenden Mutter nicht zurecht kämen. Ich persönlich fände es auch eher iritierend, wenn ich weiß, ich habe Mist gemacht, und von meiner Mutter käme keine entsprechende Reaktion, sondern nur "bedingungslose Liebe". Mit einer Mutter, die immer nur Liebe zeigt und nie negative Empfindungen, käme ich persönlich nicht zurecht, weil ich es einerseits "unehrlich" fände, irgendwie "unecht", welche Mutter ärgert sich schließlich nie über ihr Kind?, und zum anderen würde es bei mir zu Verunsicherung führen - darf ich wütend sein, wenn meine Mutter es schafft, immer nur zu lieben? Nein, mit so einer Aufteilung der Erziehungsrollen als "liebende Mutter-strafender Vater" käme ich definitiv weder als Elternteil noch als Kind zurecht. Und ich glaube auch nicht, dass dieses Rollenmodell früher in der Gesellschaft allgemein praktiziert wurde, nach allem, was ich bisher an historischem Kontext zum Thema Kindererziehung mitbekommen habe.

Wir selbst haben übrigens drei Kinder, und da ich meistens im Alltag die meiste Zeit alleine mit ihnen verbringe, bin ich auch diejenige, die nicht nur liebt, sondern auch schimpft. Und trotzdem glaube ich nicht, dass unsere Kinder darunter leiden. Wenn ich schimpfe, dann nehme ich meine Kinder danach in den Arm und tröste sie und ich glaube, sie begreifen alle, dass ich sie auch liebe, wenn sie den größten Bockmist verzapft haben, aber trotzdem schimpfe ich über den Bockmist! Und sie lassen sich in so einer Situation auch alle von mir trösten... sie mögen es alle nicht, wenn ich schimpfe, aber wenn ich sie danach tröste, ist es auch "wieder gut" - wenn das Schimpfen durch ist, ist es nicht schlimm, wie mein ältester Nachwuchs letztens sagte.

Ich glaube, auch ein kleines Kind kann verstehen, dass man es bedingungslos lieben kann und trotzdem schimpft, weil man manche Handlungen nicht akzeptieren kann. Ging mir zumindest so... und ich fühle mich nicht übermäßig emotional unsicher!


P.S.: Wegen des Beispiels mit der DVD unten, wenn das Kind tobt, weil man nach einer DVD den Fernseher ausmacht - bei uns wird vorher angesagt, wie lange wer fernsehen darf, und danach ist Fernsehen vorbei und wird abgeschaltet. Natürlich führt dies zu gewissen Frustrationen seitens der Kinder - aber ich finde es auch wichtig, dass auch Kinder lernen, mit Frustration umzugehen, statt diesen Gefühlen "auszuweichen" bzw. abgelenkt zu werden. Eine gewisse Konsequenz gehört bei mir zur Erziehung dazu. Wobei es sicherlich auch auf das jeweilige Kind ankommt - mein ältestes Kind wird sehr mühsam, wenn man es in solchen Situationen mit Ablenkung versucht, war schon immer so - also lasse ich es lieber kurz empört sein, das hält wesentlich weniger lange vor und dann ist das Thema durch. Mein zweiter Kind lässt sich dagegen sehr gut ablenken, und einmal sehr liebevoll knuddeln, und dann ist auch da das Thema durch. Wie Kind Nr. 3 wird, müssen wir noch abwarten, momentan tendiert es eher in Richtung Kind Nr. 1, aber es ist ja auch erst ein Jahr alt... also abwarten.

 
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