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Geschrieben von marit am 16.11.2004, 11:00 Uhr

Heißt das

Hallo Lucia,

ich bin in meinem Posting einfach von dem ausgegangen, was ich hier an schlimmen Problemen gelesen habe, selbst unterstellt habe ich gar nix. Meine Frage ziehlte lediglich darauf ab, daß zumindest diejenigen unter euch, die sich das jetzt noch überlegen KÖNNEN, wie sie ihr Leben künftig organisieren wollen, das bitte auch tun sollten. Klar, wenn jemand argumentiert "wenigstens EINER sollte in den ersten drei Jahren beim Kind sein, kann man drüber reden- aber unter der Hand "flutscht" dann doch immer durch, daß damit dann doch wieder die Frau gemeint ist. Und dann wundern wir uns, daß wir schlechter bezahlt und in einem gewissen alter weniger gern eingestellt werden...

Ich gehe gerne noch auf deine Punkte im Einzelnen ein

"Oder warum klopfst Du Dir selbst auf die Schultern, indem Du sagst, Du bist schon nach einem Jahr arbeiten gegangen?
Wieviel bist Du arbeiten gegangen? 100%?
Nein, bestimmt nicht. Wenn ja, was ist dann mit der Kindererziehung?" Wir haben derzeit noch kein eigenes Kind, sondern ein Pflegekind. Als Louise zu uns kam habe ich meine Ausbildung für ein halbes Jahr unterbrochen, bis sie sich hier eingelebt hatte, dann habe ich wieder vollzeit angefangen. Derzeit wünschen mein Mann und ich uns noch ein Kind, haben aber vorab geklärt, daß dann er ein halbes bis ein Jahr Elternzeit nehmen wird.

"50 %? Nennst Du das finanzielle Unabhängigkeit? Im Falle einer Trennung kämst Du damit nicht weit, willst Du die Hilfe Deines Mannes nicht in Anspruch nehmen. Nimmst Du die Hilfe Deines Mannes in Anspruch, kannst Du Dich auch ohne Arbeit trennen." Nö, wie gesagt rede ich ja nicht von 50 %. 50% lohnt sich ja wegen Kitakosten und der niedrigen Lohnsteuerklasse überhaupt nicht.

"Ich bin froh, dass mein Mann (und unsere finanzielle Situation) es mir ermöglicht hat, drei volle Jahre bei unserem Sohn bleiben zu dürfen - trotz aller massiven Probleme, die wir seit seiner Geburt haben. Sorry, mein Sohn ging mir echt vor meinem Stolz."

Schön für euch, ich sage ja nicht mehr, als daß du damit auch ein Risiko eingegangen bist. Was hat das mit Stolz zu tun (und was damit, daß ihr euch diese Aufgabe auch hättet teilen können?

"Ich mein's nicht bös, aber ich habe mich drei Jahre lang rechtfertigen müssen, warum ich nicht wieder arbeiten gehe... scheint heutzutage richtig "out" zu sein, Mutter und Hausfrau zu sein." Das müssen wir arbeitetnden Mütter doch genauso (komischerweise nie die arbeitenden Väter. Der Unterschied ist nur: euch wird allerhöchstens mal Gluckenhaftigkeit vorgeworfen, uns aber regelmäßig Kindesmißhandlung.

"Was ist denn so schlecht dabei, dass sogar unsere eigene Männer nach einiger Zeit "abfällig" reagieren ("Wenn sie mal zuhause sind, werden sie dumm...")?" Hm, ich weiß ja nicht genau, wie es bei euch ist...der Vorwurf ziehlt vielleicht ein wenig ab, daß viele Frauen sich, wenn sie zuhause bleiben recht ausschließlich in einer Kinderwelt bewegen und über wenig anderes mehr reden mögen. Vielleicht ist diese thematische Einseitigkeit gemeint (das gilt aber natürlich nicht für alle und sicher auch für einige berufstätige Mütter).

"Wir muten uns einfach zuviel zu. Wir sind nicht die Powerfrauen, die Mann, Kind, Haushalt und Karriere unter einem Hut bringen können. DIE GIBT ES NICHT!!!Irgendwas oder -wer bleibt da immer auf der Srecke...." Das ist genau der Punkt: wie muten UNS zuviel zu, weil wir oft genug unseren MÄNNERN nix zumuten. Es ist auch in meiner Ehe ein Problem, daß sich mein Mann nicht so viel wie ich in den Haushalt einbringt. Nur schlucke ich die Wut darüber nicht runter und steigere mich in eine Opferrolle hinein, sondern lasse es regelmäßig krachen; und dann gehts auch wieder eine Weile. Ich WILL ja gar nicht ALLES perfekt machen. Ich will gut in meinem Job sein (nicht perfekt), ich will eine gute Mutter sein, was für mich nicht heißt, daß ich immer alles richtig machen muß und ich will in einer Wohnung leben, nicht in einer Räuberhöhle, was heißt, daß ein gewisser Sauberkaitsstandard nicht unterschritten werden sollte. Von 17 Stunden "wacher" Zeit am Tag fallen im Schnitt an Werktagen 8 dem Job, eine Erledigungen und Haushalt 4 Qualitätszeit mit Louischen (zum Teil mit meinem Mann)ca 2 Stunden nur für meinen Mann und mich und noch mal 2 Stunden Freizeit für mich alleine an. Ich finde nicht, daß das ein ehrgeizzerfressener bemitleidenswerter Tagesablauf ist. Klar gibt es auch beschissene Tage, aber wenn wir gerade mal alle gesund sind, ist es gut zu machen.

"Und eigentlich sollte man ja an einer Beziehung arbeiten, und nicht arbeiten, damit man schneller abhauen kann, wenn's schief geht."
Ich habe nicht nur davon gesprochen, daß man vorbauen soll, wenn es schief geht, sondern auch davon, daß es schöner ist, wenn man auf gleicher Augenhöhe streiten kann. Es geht gerade darum, daß man eigentlich dann, wenn man jederzeit gehen KÖNNTE, gar nicht mehr gehen MUSS. Das Gefühl, etwas oder jemandem ausgeliefert zu sein, was ja die Not vieler Frauen ausmacht, fällt einfach weg.

"Das zweite Kind sollte dann vom Mann erzogen werden, oder wie war das? Und wenn der Mann nicht will und kann?"
Wenn er nicht will, fände ich das einen massiven Vertrauensbruch, denn ich würde mir gar keinen Parnter aussuchen, der dazu nicht erst einmal grundsätzlich bereit wäre. Wenn er nicht kann, z.B. weil wir beide gerade in einer wichtigen Berufsphase stecken, aus der keiner von uns gerade aussteigen mag, auch nicht für ein halbes Jahr, dann ist gerade DIESE Zeit eben nicht die, in der man die Verhütung absetzen sollte.

"Und wie sieht es denn in unserer Gesellschaft aus?" DANN Gerechter!
"Wer verdient das meiste Geld?"
Dann gibt es für gleiche Arbeit hoffentlich bald auch das gleiche Geld.

"Und wie sieht das mit dem Stillen aus? Sorry, auch hier bin ich zu sehr Frau, ich habe zu starke Muttergefühle, als dass ich mein kleines Baby einen ganzen Tag lang zuhause lassen könnte." Wie gesagt, ein Aussetzen von einem halben oder einem Jahr, wenn es bei Männern wie Frauen ebenso wahrscheinlich wäre, sorgt nicht für Ungleichbehandlung am Arbeitsplatz. Wenn du als Frau zuhausebleibst also kein Problem. Wenn der Vater zuhausebleibt, gibt es andere Lösungen: Du kannst die Stillpausen, die du gesetzliche hast zum Abpumpen nutzen, wenn dein Arbeitsplatz in der Nähe ist, kann der Vater sogar zwischendurch das Kind dazu vorbeibringen, du kannst durch ausgiebige Kuschelzeiten morgens und Abends sowie am Wochenende dein eigenes Nähebedürfnis nach dem Kind etwas ausgleichen (ich sage "dein eigenes, denn dein Baby sollte ja auch genug Nähe und Wärme vom Vater bekommen). Hast du es bemerkt, DU hast jetzt wieder die Muttervorwurfskeule geschwungen, du hast gesagt, du seist "zu sehr Mutter" um so etwas (die Auslassung wäre "Grausames") zu tun. Das ist von der Argumentation her unterste Schublade. Du sprichst damit Menschen, die ihrem Partner die Elternzeit überlassen ihren elternstatus ab. Und dann wunderst du dich, wenn in solchen Diskussionen auch mal bissig reagiert wird?

"Wenn's andere möchten: gern. Ich bin für alles offen! Aber ich lasse mich zu nichts zwingen, nur weil es modern oder emanzipiert ist." Bist du wirklich für alles offen, ich habe-von deiner letzten Aussage her- nicht den Eindruck. Es ging mir in meinem Posting nicht um ein Emanzenpostulat, sondern es ging mir darum, darauf hinzuweisen, daß viel von dem Leid in diesem Forum hausgemacht ist, und das finde ich im 21. Jahrhundert, bei gleicher Schulbildung und Ausbildungsmöglichkeiten für Frauen sehr traurig. In vielen fundamentalistisch islamischen Haushalten kämpfen Frauen um ihre Freiheiten, sie wollen Zugang zu Bildung und Ausbildung, sie wollen patriarchaler Herrschaft entkommen. Denen muß das total seltsam vorkommen, daß viele Frauen hier eigentlich all diese Möglichkeiten haben, aber dann dennoch ein Leben WÄHLEN, in dem sie bei guter Führung Taschengeld bekommen oder Angst haben, ihre Männer anzusprechen, wenn sie wütend sind.

Mehr wollte ich nicht sagen. Vor allem wollte ich nicht sagen, daß alle Hausfrauen unterdrückt sind, das wäre ja Unsinn. Es gibt viele Paare die die Arbeit in ihrer Familie einfach so verteilen, weil es für sie gerecht ist. Wenn alle gleichen Zugang zu Geld haben und man dem Partner zutraut, auch im Streit ein fairer Verhandlungspartner zu sein. Dann mag das vollkommen in Ordnung sein. In diesem Fall empfiehlt es sich, einen Parnter zu wählen, der gut von seinen Exfreundinnen spricht- das sagt viel darüber aus, ob jemand stabil und grundsätzlich gefestigt ist, oder ob man selbst in der Gefahr steht, irgendwann mal total abgewertet zu werden nur weil die Beziehung nicht mehr so läuft.

Puh, jetzt hab ich aber ziemlich weit ausgehohlt *schweißabwischt*

Dein Pauschalrezept geht für mich persönlich einfach nicht auf.

Gute Nacht noch!

 
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