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Geschrieben von kea2 am 22.03.2024, 18:10 Uhr

Work-Life-Balance

Es werden heute so viele Arbeitsstunden geleistet, wie nie zuvor.
Trotzdem wird von den Arbeitgebern gejammert, wie nie zuvor.

Die Gründe sind meiner Meinung nach:
- die überbordende Bürokratie
- Unfähigkeit der Führungskräfte
- selbstgemachte Leiden

Mittlerweile dokumentieren sich die Leute in fast jedem Beruf zu Tode, während die eigentliche Arbeit liegen bleibt.
Merkwürdigerweise lief es Deutschland vor 30, 40 Jahren mit viel weniger Bürokratie viel besser als heute.

Führungskräfte sind heute Menschen, die irgendwas (bevorzugt BWL) studiert haben und dann auf Mitarbeiter losgelassen werden.
Die haben keine Ahnung, was in dem Betrieb warum wie läuft. Und die bekommen sie auch nie, weil sie nach spätestens drei Jahren den Job und die Branche wechseln. Oft kommt noch Arroganz dazu, dass man sich zu fein ist, die normalen Mitarbeiter zu fragen, wie eigentlich deren Job funktioniert.
Mein Vater hat solche junge "Talente" getroffen, die nicht wussten, dass ein LKW länger nach München braucht, als ein Porsche Cayenne. Sonnencreme verkauft sich nicht das ganze Jahr über gleich gut. Züge sind nicht 24 Stunden lang gleich gut ausgelastet, sondern es gibt Berufsverkehr und mitten in der Nacht...
Auch dass man mit weniger Mitarbeitern nicht mehr Umsatz generiert, sondern, im Gegenteil, Leute ausbrennt, ist offenbar für viele Führungskräfte ein Mysterium.
Heißer Tip: Es hilft auch nicht, die Mitarbeiter anders zu strukturieren, wenn die Menge der Arbeit gleich bleibt.

Durch solche dämlichen Fehler von weltfremden Managern entsteht ein Haufen unnötige Arbeit und Ausfälle durch Burnout.

Organisation ist für viele Firmen ein Fremdwort. Bei meinem letzten Arbeitgeber waren die Befindlichkeiten irgendwelcher Abteilungsleiter, z.B. dafür verantwortlich, dass die Abläufe nicht effektiv gestaltet werden konnten.
Auch das macht mehr Arbeit, als sein müsste.

Digitalisierung in deutschen Behörden, oder "wir haben 251 verschiedene Softwarelösungen, wo eine reichen würde".
Das bindet Softwareentwickler, Menschen, die das Zeugs betreuen und warten müssen, und Menschen, die zig Schnittstellen programmieren müssen, damit die Softwarelösungen sich untereinander austauschen können.
Außerdem hat jede der 251 Softwarelösungen Kinderkrankheiten und muss passend weiter entwickelt bzw. irgendwann ersetzt werden.

Man nehme diese ganze Bullshit-Arbeit weg und schon braucht man weniger Arbeitskräfte.

Man könnte auch die Geschäfte wieder um 18.30 schließen, bzw. Samstags um 14 Uhr. Auch das würde eine Menge Arbeitskräfte sparen. Die Einkäufe haben die Berufstätigen früher trotzdem geschafft. Das ist eine Frage der Organisation. Heute ist das, dank Online-Handel, noch viel einfacher.

Dazu kommt, dass wir eine merkwürdige Berechnungsformel in Deutschland haben, wieviel mehr man mit mehr Arbeitsstunden verdient. Häufig lohnt sich das kaum, gerade in den Niedriglohnjobs.
Natürlich nehmen viele Leute dann lieber die Freizeit.

Das Gejammer, man würde keinen finden, ist übrigens häufig jammern auf hohem Niveau.
Die Person soll kein Berufsanfänger sein, nicht länger nicht gearbeitet haben, nicht über 50 sein, keine kleinen Kinder oder andere Störfaktoren im Privatleben haben, nicht behindert sein, genau das können, was man braucht und nicht nur ähnliches oder lernfähig sein und wenig Geld verlangen.
Wenn diese Faktoren keine Rolle mehr spielen, und die Arbeitgeber finden trotzdem keinen, DANN haben wir einen Fachkräfte-/Arbeitskräftemangel.
Ab 50 wird man nicht mehr eingestellt, aber man soll bis 69 oder, in Zukunft noch besser bis man tot umfällt, arbeiten. Ne, ist klar...

Ich glaube übrigens nicht, dass diese Rechnung aufgeht, von wegen, dass wir alle mehr und länger arbeiten müssen, um das Land am Laufen zu halten.

Erstens erreicht man damit nur, dass mehr Leute krank oder berufsunfähig werden. Wir
haben durch die immer stärkere Arbeitsverdichtung sowie schon sehr hohe und immer weiter steigende Mengen von von Burnout betroffenen oder anderweitig psychisch kranken Arbeitnehmern, die monatelang ausfallen und nicht selten berufsunfähig werden, bevor sie in Rente gehen würden.
Viele wollen heute nicht aus Faulheit weniger arbeiten, sondern weil sie merken, dass sie das (auf Dauer) nicht schaffen.
Selbst, wenn man die Leute zwingen könnte, würde das nach hinten losgehen.

Zweitens werden sehr viele Jobs in nicht so ferner Zukunft durch KI ersetzt werden.
Alles an Routineaufgaben, die keine menschliche Zuwendung erfordern, oder berechenbaren Problemen wird durch KI ersetzt werden. Das betrifft viele Büroberufe und IT-Berufe oder Teile davon.
Ich gehe davon aus, dass alles auf Schienen in Zukunft autonom fahren wird, sowie wahrscheinlich auch die LKWs, eventuell sogar Flugzeuge.
Texter, Übersetzer und Synchronsprecher sind heute schon aussterbende Berufe durch KI. Zunehmend werden auch Journalisten ersetzt, und ich denke, auch Filmschauspieler oder Schriftsteller für den 0815-Liebesroman o.ä. werden in Zukunft ersetzt werden.
Kassierer werden jetzt schon durch Technik ersetzt. Es gibt sogar Läden, wo die Waren im Einkaufswagen automatisch erfasst werden, ohne dass der Kunde sie scannen muss.
Callcenter-Mitarbeiter werden auch schon zunehmend durch KI ersetzt.
KIs können Kochen und Servieren. Der Empfang bei Hotels oder Ferienwohnungen läuft heute z.T. schon automatisch.
Es gibt Pläne, Pakete nicht mehr an die Häuser zu liefern, sondern nur noch zu Packstationen. Das würde viele Zusteller einsparen.

Ich denke, vor allem in Berufen mit Menschen und im Handwerk werden in Zukunft noch menschliche Mitarbeiter nötig sein und natürlich, um die KIs lernen zu lassen und zu warten.
Das heißt aber, dass wir in Zukunft nicht mehr Mitarbeiter brauchen, sondern Lösungen für die Menschen, die nicht arbeiten können, weil nicht mehr genug Arbeit für alle da ist.
Oder wie wir damit umgehen, dass jeder nur noch einen Mini-Job hat, weil wir die Arbeit gleichmäßig aufteilen müssen.

 
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