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Geschrieben von Schniesenase am 28.03.2019, 23:10 Uhr

Er hat mir noch etwas erzählt:

Du hast bei Frau Ubbens gefragt. Ich würde versuchen, auch die Meinung von Dr. Nohr zu bekommen. Da musst Du vermutlich bis Dienstag warten, aber er ist in seinen Antworten immer hilfreich, finde ich.

Meine Meinung:

Dein Kind hat ein Problem mit dem Kindergarten, das er vor dem Beginn der "Vorschule" und dem Wegzug des Freundes nicht hatte. Die Erzieherinnen machen sich die Sache leicht und fangen ihn nicht auf, sondern scheinen ihn zu stigmatisieren. Das ist oft einfacher als das anstrengende, emotional bedürftige Kind kurz vor der Schule aufzufangen. Die Kleineren sind ja eigentlich die Bedürftigen. Er müsste das ja nun alles können, das Trennen von Mama etc.

Dein Sohn ist noch ein kleines Kind, Vorschulkind oder nicht. Er befindet sich in einer emotionalen Not, die ihn sehr deutlich zeigen lässt, dass der Kindergarten für ihn aktuell kein sicherer Ort ist, der ihm guttut. Lass Dich nicht von den Erzieherinnen verunsichern. Sie haben ihre Meinung, und sie sind mehrere. Da ist es immer schwierig, hinter dem Kind zu stehen. Aber Dein Sohn ist sehr verunsichert, und ihm wird darüber hinaus ein Ausblick auf die Schule geschaffen, der denkbar schlecht ist für einen erfolgreichen Schulstart.

Die Merksätze, die Dein Sohn gerade lernt: Ich bin zu langsam. Ich mache alles schlechter. Niemand in meinem Alter will mit mir spielen. Die Erwachsenen verstehen mich nicht und helfen mir nicht. Ich bin allein. Was man in der Schule macht, ist langweilig und frustrierend. Ich bin falsch so, wie ich bin. Auch Mama denkt das, denn ich soll keinen Kummer zeigen, obwohl ich ihn habe.

Ich finde das ein bisschen viel für so einen Kleinen! Nicht ER muss geändert werden, sondern FÜR IHN muss ein gangbarer Weg gefunden werden. Höre Deinem Kind zu, wenn möglich, gib ihm mal einen Break vom Kindergarten und kommuniziere das auch dem Kindergarten so. Gib ihm nicht das Gefühl, er sei nicht richtig mit seinen Gefühlen. Ein sensibles Kind spiegelt oft seine Umgebung und auch, wenn dort etwas nicht korrekt ist. Das mag niemand gern, aber es ist auch eine Chance.

Ich finde die Vorstellung, das System sei eben so, man müsse früh lernen, sich klaglos zu langweilen, unverstanden zu sein und unwürdig behandelt zu werden, sehr gruselig. Zum Glück hat sich allgemein viel geändert, und auch viele Lehrende haben ein inniges Interesse an den kleinen Menschen, die sie in der Schule so lange begleiten. Wenn es keinen ehrlichen Diskurs mit den Eltern gibt, wie sollen die Lehrenden die Kinder sinnvoll begleiten?

Wenn ich das - nach meinem jetzigen Erfahrungsstand - wäre, würde ich meinem Kind immer wieder vermitteln, dass es gut so ist, wie es ist, mit Kummer, mit dem schlechten Gefühl, das er hat, und ich würde ihm den Raum und das Vertrauen schenken, sich zu seinen Gefühlen und Erlebnissen zu äußern, zu erzählen, wie er das alles erlebt. Ich würde ganz genau zuhören und ihn dann fragen, was er braucht, damit der Kindergarten für ihn wieder schön ist. Und dann würde ich damit in Verhandlungen mit den Erzieherinnen gehen, und zwar in einem offiziellen Gespräch in Anwesenheit des Vaters und einer Mediatorin oder eines Mediators (Elternvertreter, der Logopäde, Sozialpädagoge etc.). Wenn der Junge das straffe Vorschulprogramm (Was für ein Unsinn! Die sollen sich mit der Hirnforschung beschäftigen, dann wissen sie, dass sie die besten Weichen dafür stellen, dass das Kind NICHT gut lernen wird!) nicht mitmacht, wird er keine Nachteile in der Schule haben, aber vielleicht viel mehr Neugier und Lust auf Schule. Es bringt mich immer auf die Palme, wenn Erzieherinnen sich zu Lehrerinnen verwandeln wollen und meinen, der Schule die Schule vorwegnehmen zu müssen, obwohl die Kinder im KiGaAlter doch ganz andere Kompetenzen erwerben sollen, unbedingt. Sie sollen spielen, selbstbestimmt, Rituale lernen, sich in bestimmten Grenzen in eine Gruppe und deren Regeln einfügen lernen, lernen mit Freiheiten umzugehen, Sozialkompetenz im Freien Spiel entwickeln, motorische Fähigkeiten weiterentwickeln usw. Da darf dann auch MAL lustvoller Vorschulkram dabei sein, aber die Kinder müssen da NICHTS lernen, nur Freude am Lernen entwickeln.

In jedem Falle solltest Du immer, wenn man vor Deinem oder anderen Kindern über Dein Kind sprechen möchte, das sofort mit deutlichen Worten abwiegeln: "Lassen Sie uns dieses Gespräch außerhalb der langen Ohren führen!" Das zu tun wäre die Aufgabe der Erzieherinnen. Scheue Dich nicht, hier für Dein Kind in die Bresche zu springen! Das hat nichts, wie oben geäußert, mit Helikoptermutter zu tun, sondern mit dem Schutz des Schutzbedürftigen, der die Sicherheit von Dir gerade braucht, in einer Welt, die ihn nicht richtig zu schätzen scheint, bzw. in der er sich verraten und verkauft oder mindestens ungesehen fühlt. Mama weiß, dass ich gut bin, viel kann und niemanden ärgern will!

Das ist sicher unangenehm. Man verliert das eine oder andere Bisschen Harmonie, aber es lohnt sich, denn Dein Kind lernt, das es gut und richtig ist, so, wie es ist. Das Selbstwertgefühl später wieder zusammenzusammeln, das ist ganz mühsam und die Schäden eines in so einem Übergang angelegten mangelnden Selbstwertgefühls reichen weit in die Zukunft.

Ich wünsche Dir viel Erfolg, wie immer Du Dich entscheidest und was immer Du machst!

 
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